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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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betonte.
    »A-s-s-h-o-l-e!«
    Dann richtete er sich auf und ließ den verblüfften Bruder Guy einfach sitzen.
    Dieser krabbelte mühselig wie ein Käfer, der zu lange auf dem Rücken gelegen hat, auf sein Bett, während er sich seinen strangulierten
     Hals massierte. Mit zusammengekniffenen Augen sah er hasserfüllt zu Gero hinüber, der nicht weit entfernt stand und ihn keines
     Blickes würdigte.
    Die übrigen Brüder beobachteten mit Argusaugen, wie Gero auf seinem Bett offenbar unbekümmert einige Kleidungsstücke zusammenlegte
     und sich den Anschein gab, als ob nichts geschehen wäre.
    Durch die offenen Fenster drang das Läuten der Glocken herein und rief all die Brüder zum abendlichen Vespergesang, die nicht
     von den Stundengebeten befreit waren. Gero zog sich rasch seinen Haushabit über und sah sich nach seinem deutschen Bruder
     um, der bereits neben ihm stand. »Kommst du mit zur Vesper?«
    Johan nickte. »Was wolltest du von mir?«
    »Ich muss im Auftrag des Komturs ein paar Brüder für einen Einsatz rekrutieren, und du bist neben Struan einer derjenigen,
     die dafür in Frage kommen«, antwortete Gero. »Nach dem Vespermahl werden wir im Scriptorium eine kurze Besprechung abhalten.«
    Als die beiden sich wenig später anschickten, das Gebäude zu verlassen, legte jemand von hinten eine Hand auf Geros Schulter.
     Er drehte sich um und sah in die hämisch grinsende Miene von Guy de Gislingham.
    |37| »Gisli – es reicht dir wohl nicht, dass du überlebt hast …«, murmelte Gero und fegte mit einer entschlossenen Bewegung den
     Arm des Engländers hinweg, als ob er sich von einem lästigen Insekt befreien wollte.
    In Guys Stimme schwang eine satanische Genugtuung, als er antwortete.
    »Breydenbach, dein schottischer Freund ist geliefert, ob es dir passt oder nicht … Ich habe Beweise. Spätestens beim Kapitel
     am nächsten Sonntag zieht sich die Schlinge zu. Dann ist er seinen Mantel los und, wenn’s nach den Regeln geht, nicht nur
     das.«
    »Wovon sprichst du überhaupt, du Hund?«, zischte Gero.
    Gislingham grinste. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass dein werter Freund nicht nur sein barbarisches Herz, sondern auch sein
     eindrucksvollstes Körperteil an eine willige Dame verschenkt hat«, säuselte der Engländer, »und ich spreche hier weder von
     seiner großen Nase noch von der heiligen Jungfrau, wie du dir sicher denken kannst.« Unvermittelt brach der Engländer in Gelächter
     aus.
    Gero schlug Gislinghams schlechter Atem entgegen. Im linken Unterarm des Deutschen spannten sich die Sehnen, und die Finger
     der linken Hand vereinten sich wie von selbst zu einem alles vernichtenden Faustschlag.
    Doch bevor es dazu kam, dass Gero sämtliche Ordensregeln vergaß und Bruder Guy alle verbliebenen Zähne ausschlug, packte Johan
     ihn an seinem Habit und zerrte ihn in Richtung Kapelle.
    Das große, helle Sandsteingebäude mit seiner nach Osten ausgerichteten Apsis befand sich an der Außenseite der Komturei. Gero,
     Johan und einige andere Kameraden schlüpften durch eine unscheinbare, eisenbeschlagene Holztür, die es den Bewohnern ermöglichte,
     ohne große Umwege vom Innenhof her das Gotteshaus zu besuchen. Dessen Hauptportal an der Westseite wurde nur an hohen Feiertagen
     geöffnet, wenn man die Bewohner der nahe gelegenen Stadt Bar-sur-Aube zur gemeinsamen Messe einlud.
    Der noch recht neue, sakrale Bau war ein Meisterwerk der Statik. Davon zeugte die kunstvolle Deckenkonstruktion mit ihren
     bunt bemalten, spitz zulaufenden Bögen und den exakt gesetzten Schlusssteinen, in deren Mitte das Ordenskreuz herausgemeißelt
     war. Das Dach war mit |38| sorgfältig geschnittenen Holzschindeln gedeckt, und die sechs schönen, gotischen Kirchenfenster bestanden allesamt aus kunstvoll
     geschliffenem, bunt bemaltem Glas. Über der Westseite thronte eine prächtige Rosette, durch deren bunte Rundscheiben die letzten
     Strahlen der Nachmittagssonne schillernde Muster auf den Altarstein warfen. Schweigend betrachtete Gero die vielfarbigen Lichtpunkte,
     die einem himmlischen Blütenreigen gleich den Sockel einer beeindruckend großen und schönen Madonnenstatue umspielten.
    Im Dämmerlicht des Kerzenscheins hatten die Männer in einem halbrunden Kreis Aufstellung genommen. Der angenehme Duft brennender
     Bienenwachskerzen, die in einem schweren, eisernen Rundleuchter steckten, der über dem Altar an einer langen Kette herabhing,
     verteilte sich zusammen mit dampfendem Weihrauch im Raum. Abwechselnd

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