Das Rätsel der Templer - Roman
nicht offiziellen Qualitätsgarantie.«
Anselm fuhr zu Paul herum. »CAPUT? So hieß doch das Ding, das man angeblich bei der Verhaftung des Jacques de Molay im Pariser
Hauptquartier der Templer gefunden hat?«
»Das ist der interne Name der Forschungs-Anlage«, erklärte Tom. »Es bedeutet »Center of Accelerated Particles in Universe
and Time‹.«
»Seltsam.« Anselm schüttelte verwundert den Kopf. »Das kann doch kein Zufall sein?« Wieder fiel sein Blick auf Gero. »Habt
ihr ihn absichtlich herbeigezaubert?«
»Wir haben ihn nicht herbeigezaubert«, entgegnete Tom. »Er war plötzlich da. Wir wissen nicht, wie es passiert ist.«
»Wie? Ihr wisst es nicht?«
In wenigen Sätzen erklärte Hannah die Situation. »Außer uns weiß niemand, dass die beiden hier sind. Deshalb bitte ich dich
zu schweigen, egal, was geschieht.«
»Und was habt ihr jetzt vor?«
»Wir wollen noch heute nach Heisterbach fahren. Vielleicht sind wir hinterher schlauer.«
»Heisterbach? Die Ruine der alten Zisterzienserabtei? Was wollt ihr da?«
»Vielleicht gibt es dort Antworten«, warf Paul ein, der bisher meist zugehört hatte. »Zum Beispiel, warum Hagen so erpicht
darauf war, |446| das Experiment ausgerechnet am vergangenen Samstag durchzuführen, und warum er niemanden sonst eingeweiht hat. Und ob er es
bewusst auf Gero und den Jungen abgesehen hat.«
»Der Junge gehört auch dazu?« Anselm betrachtete Matthäus mit ungläubiger Miene und schüttelte staunend den Kopf.
»Gero hatte zu seiner Zeit einen Auftrag«, fuhr Paul fort. »Er sollte sich nach dem Überfall auf die Templer in Frankreich
nach Heisterbach begeben. Dabei vermag ich mir kaum vorzustellen, was dieser Auftrag mit Professor Hagen und seiner eigenmächtigen
Vorgehensweise zu tun haben soll.«
»Moment«, sagte Anselm, und seine braunen Augen funkelten vor Aufregung. »Kennt ihr die Geschichte des Cäsarius von Heisterbach?
Die von dem schlafenden Mönch?«
»Nein«, erwiderte Tom unfreundlich, während er sich unaufhörlich die Frage stellte, ob es eine gute Idee gewesen war, Anselm
einzuweihen.
»Was ist das für eine Geschichte?«, fragte Paul
»Ich kenne die Geschichte«, sagte Gero.
»Hätte ich mir denken können.« Anselm lächelte und fiel wieder ins Altfranzösische. »Dialogus miraculorum – bei euch gehörte
solche Art der Lektüre sicher zum Pflichtprogramm.«
»Wovon redet ihr?« Hannah blickte Gero fragend an.
Gero räusperte sich und sah plötzlich sehr ernst aus. »Es gab einmal einen Mönch in Heisterbach, der einer Sage nach durch
die Zeit gegangen ist. Cäsarius von Heisterbach hat sie aufgeschrieben.«
»Was hat das zu bedeuten?« Tom bedachte Anselm mit einem interessierten Blick.
»Cäsarius von Heisterbach war ein Zisterzienser, der von 1199 bis ungefähr 1240 in Heisterbach gelebt hat«, erklärte der Mittelalterexperte
eifrig und offenbar ganz in seinem Element. »Er war der Prior der Abtei, und man kann ihn ohne weiteres als talentierten Schriftsteller
bezeichnen. Zudem übte er sich in apokalyptischen Prophezeiungen. Manch einer behauptet gar, er habe die Klimakatastrophe
und einen dritten Weltkrieg vorausgesehen und sei ein Vorreiter von Nostradamus gewesen. Jedenfalls befindet sich unter seinen
zahlreichen Arbeiten auch eine Sage, die sich auf einen Mönch bezieht, der in einem |447| Klosterwald einschlief und dann an derselben Stelle wieder erwachte. Dabei musste er überrascht feststellen, dass ihn in seiner
Abtei niemand mehr erkannte und er offensichtlich nicht nur einen Nachmittag, sondern gleich ein paar hundert Jahre verschlafen
hatte.«
»Interessant.« Paul nippte an seinem Tee und sah Anselm auffordernd an. »Vielleicht ist es ja gar keine Sage. Möglicherweise
entspringt die Geschichte einer bis vor kurzem kaum vorstellbaren Wahrheit.«
Hannah sah fragend in die Runde. »Aber ich begreife immer noch nicht, was Gero damit zu tun haben soll, schließlich war dieser
Cäsarius längst tot, als er den Auftrag hatte, das Kloster aufzusuchen.«
»Es gibt da eine tiefere Verbindung zwischen Zisterziensern und Templerorden«, erwiderte Anselm. »Sie hatten denselben Gründungsvater.
Den heiligen Bernhard von Clairvaux. Manche behaupten sogar, dass die Zisterzienser eine Art Geheimdienst des Templerordens
waren. Viele Templer haben nach der Niederschlagung des Ordens in den Klöstern der Zisterzienser einen Unterschlupf gefunden.
Der heilige Bernhard war es auch, der die
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