Das Rätsel der Templer - Roman
amerikanischen Auftraggeber«, lautete die verdatterte Antwort. »Ich habe es zur Überprüfung erhalten. Ich dachte,
du kannst mir vielleicht einen Tipp geben, wie alt es ist.«
Gero betrachtet das Schwert und fuhr mit der Kuppe seines rechten Zeigefingers langsam über die Klinge. »Nach hiesiger Rechnung
ist es siebenhundertzehn Jahre alt«, sagte er und leckte sich ungerührt das Blut von der Fingerspitze ab. Die Waffe in der
linken Hand, ging er einen Schritt auf Anselm zu, der voller Unbehagen zurückwich.
Paul hatte seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die kunstvolle Waffe gelenkt. »Mensch, Tom«, sagte er leise. »Das ist das Schwert,
das Hagen in der Präsentation vorgeführt hat.«
»Einen Moment!«, rief Tom und stand auf, während er seinen Blick auf Anselm richtete. »Wer bist du, und wo hast du dieses
Schwert her?«
Anselm starrte Hannah wie vom Donner gerührt an. »Tu mir einen Gefallen, und sag mir, in was für einen Film ich hier geraten
bin?«
»Gero vermisst sein Schwert«, erklärte sie vorsichtig. »Und Tom möchte wissen, wie es in deinen Besitz gelangt ist.«
»Eine amerikanische Lady hat es mir übergegeben«, erwiderte Anselm verstört. »Ihr Name lautet Baxter. Sie wollte, dass ich
es analysiere.«
»Du arbeitest für Hagen?«
»Wer ist Hagen?«, fragte Anselm verzweifelt. »Also, falls es gestohlen sein sollte, konnte ich es nicht wissen. Die Frau hat
mich mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt, weil sie es so eilig hatte. Sie behauptete, Archäologin zu sein, und will
es vor kurzem bei einer Grabung gefunden haben. Ich hatte mich schon gewundert, warum es noch so gut erhalten ist. Ich gebe
dir gerne die Adresse der Frau, und dann kannst du dich selbst mit ihr in Verbindung setzen, damit sie es euch zurückgibt.«
»Wir werden es dir nicht zurückgeben können«, bemerkte Hannah mit einem Seitenblick auf Gero.
|440| »Tut mir wirklich leid«, antwortete Anselm mit aufrichtigem Bedauern in der Stimme, »aber ich kann es unmöglich hier lassen.
Es ist von unschätzbarem Wert. Ich war auf dem Weg nach Himmerod, um es der Kundin heute Nachmittag zurückzugeben. Sollte
dabei etwas nicht in Ordnung sein, bestehe ich darauf, dass du die Polizei einschaltest.«
»Keine Polizei!«, beschied Tom.
»Was soll das heißen?« Anselm zog fragend eine Braue hoch. »Ihr glaubt doch nicht ernsthaft, dass ich das Schwert einfach
hier zurücklasse.« Er sah Hannah hilfesuchend an. »Bevor ich den Verstand verliere … Sag mir, was hier los ist! Warum sprechen
Gero und der Junge kein normales Deutsch? Und warum redet dein anderer Freund nur unzusammenhangloses Zeug, dem kein Mensch
einen Sinn entnehmen kann?«
»In Ordnung«, schlug Hannah vor. »Ich glaube, wir sollten uns erst einmal setzen. Wenn wir alle umherstehen und durcheinander
reden, kommen wir zu keinem Ergebnis.«
Sie bot Anselm einen Stuhl an. Zögernd nahm er Platz. Auch Gero hatte sich wieder hingesetzt, das Schwert fest in seinen Händen.
Obwohl Anselm froh war, dass er sich setzen konnte, fühlte er sich deshalb noch lange nicht wohler. Hannah machte einen durchaus
vernünftigen Eindruck, aber ihre Gefährten schienen allesamt Kandidaten für eine Nervenklinik zu sein.
Vorsichtig tastete er in der Manteltasche nach seinem Mobiltelefon – für den Notfall.
»Kennst du die Anlage der Amerikaner in Himmerod?«, begann Hannah arglos.
»Sag nur, du willst ihm die Wahrheit sagen?«, fragte Tom entsetzt.
»Was sonst?«, erwiderte Hannah gereizt. »Willst du riskieren, dass er zur Polizei läuft. Oder den Amerikanern erzählt, wo
der Besitzer des Schwertes zu finden ist?«
»Nein«, erwiderte Tom düster. »Aber vielleicht können wir ihn in deinem Kartoffelkeller einquartieren, bis wir sämtliche Rätsel
gelöst haben.«
Anselm, der mehr und mehr glaubte, dass Tom wirklich nicht klar im Kopf war, schaute Hannah an. »Natürlich kenne ich die Anlage«, |441| sagte er und hob selbstbewusst den Kopf. »Ich war vor ein paar Jahren im Stadtrat bei den Grünen. Wir haben versucht, den
Bau zu verhindern, weil die Amis dort immer noch heimlich Atomsprengköpfe lagern.«
»Auch das noch!«, entfuhr es Tom.
»Unter dem Aspekt würde ich mir dreimal überlegen, was du ihm erzählst«, gab Paul aus dem Hintergrund zu bedenken, während
er Hannah einen zweifelnden Blick zuwarf.
Sie ließ sich indes nicht beirren. »Du glaubst also zu wissen, was in dieser Anlage geschieht?«.
»Ja«,
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