Das Rätsel der Templer - Roman
Abtei von Himmerod ins Leben gerufen hat. Der Gründungskonvent des Klosters Heisterbach
wiederum setzte sich aus acht Himmeroder Mönchen zusammen. Einmal jährlich hat eine Kapitelversammlung am Hauptsitz der Zisterzienser
in Citeaux in Burgund stattgefunden, bei denen auch Abgesandte der Klöster von Clairvaux, Himmerod und Heisterbach zugegen
waren. Ich weiß nicht, ob es zwischen all dem einen Zusammenhang gibt, aber der Umstand, dass eure Anlage sich in unmittelbarer
Nähe des Klosters Himmerod befindet und den eigentümlichen Namen CAPUT trägt, lässt vermuten, dass da etwas ist, das eurem
Professor bekannt sein könnte. Möglicherweise hat er auch nur einen Verdacht. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum
er es ausgerechnet auf Gero abgesehen hat. Immerhin hat Gero als Ordensritter eine Verbindung zu allen dreien – dem Templerorden,
den Zisterzienser und der Abtei Heisterbach.«
Alle Blicke richteten sich wieder auf Gero. »Schaut mich nicht so an«, meinte er verlegen. »Ich kann nur sagen, dass Anselm
Recht hat mit dem, was er sagt. Bereits in meiner Zeit wurde gemunkelt, dass der Geschichte des Cäsarius eine wahre Begebenheit
zugrunde liegen |448| soll. Es gab da wohl in der Abtei von Hemmenrode einen Mönchsbruder mit Namen Thomas, der in einem nahe gelegenen Wald verschwunden
ist. Mehr als drei Wochen war er wie vom Erdboden verschluckt. Dann ist er plötzlich wieder aufgetaucht und hat behauptet,
er sei eingeschlafen und beinahe tausend Jahre später in der Zukunft erwacht. Natürlich hat ihm niemand geglaubt. Er ist darauf
halb wahnsinnig geworden, und man hat ihn nach Heisterbach geschickt, damit er seinen Geist dort reinige. Vielleicht ist er
währenddessen auf Cäsarius getroffen, und der hat ihm die Geschichte geglaubt.«
Gero senkte für einen Moment den Kopf. »Ich habe bereits, kurz nachdem ich hier angekommen war, darüber nachgedacht, ob es
zwischen dieser Geschichte und meinem Schicksal einen Zusammenhang geben könnte«, flüsterte er tonlos. Dann sah er auf und
schaute Paul direkt in die Augen. »In meiner Zeit dachte ich, es sei nur eine Sage, aber was ist, wenn Matthäus und mir dasselbe
widerfahren ist wie dem Bruder von Hemmenrode?«
»Wenn dem so wäre«, sagte Paul, »dann hatte er dir und dem Jungen gegenüber einen klaren Vorteil. Wer immer den Mönch abgeholt
hat, war in der Lage, ihn nach Hause zurückzubringen.«
»Das …«, sinnierte Tom, »würde bedeuten, dass wir nicht die einzigen sind, die experimentieren …«
26
Freitag, 19. 11. 2004 – Abtei Heisterbach
Der Ortungssender von der Größe einer Zigarettenschachtel, der mühelos via Satellit eine Verbindung zum Global-Positioning-System
herstellen konnte, versetzte die Techniker in Tanners Team in die Lage, ein Fahrzeug weltweit bis auf drei Meter genau zu
orten. Um ganz sicher zu gehen, dass ihnen das Zielfahrzeug nicht wegen eines Funkschattens entwischte, hatten sie zudem einen
Peilsender an Anselms Wagen angebracht.
Während sein Trupp mit insgesamt fünf Observationsfahrzeugen der NSA gegen 16 Uhr die Verfolgung des dunklen Landrovers übernahm, |449| griff Tanner in seinem silbernen Mercedes zum Mobiltelefon. Inzwischen steuerte sein Kollege Mike den Wagen auf die A1 Richtung
Köln. Colonel Pelham saß im Hauptquartier in Spangdahlem, um von dort aus zusammen mit General Lafour die Operation »Heisterbach«
zu leiten.
Ab und an warf Gero einen zweifelnden Blick auf Anselm, der seinen dahinrasenden Wagen zwischen anderen Stahlgeschossen hin
und her steuerte, als ob er der Leibhaftige selbst wäre. Ohne Vorwarnung wechselte das Fahrzeug die Richtung und überquerte
eine beeindruckende Brücke über den Rhein. Erst der in der Abendsonne glitzernde Strom lenkte Geros Aufmerksamkeit für einen
Moment weg zu den sieben Bergen, die hinter dem Wasser aufragten.
Mit einer Mischung aus Schaudern und Faszination lenkte Gero seine Aufmerksamkeit auf die monströsen Rheinschiffe, die zahlreich
und stählernen Riesenfischen gleich das graue Wasser durchpflügten. Ihr Anblick erinnerte ihn an sein Gespräch mit Struan,
der bei ihrer Wache im nächtlichen Wald bei Anglus die Worte des Roger Bacon zitiert hatte. Bereits Mitte des 13. Jahrhunderts
hatte der englische Gelehrte und Franziskaner für die Zukunft nicht nur fliegende Maschinen angekündigt, sondern auch Schiffe,
die – geführt von nur einem Mann – nicht mehr auf die Kraft von Segeln und
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