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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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König von Franzien den Verstand verloren hatte. Im |520| Gegenteil, man werde um den Erhalt der Ehre des Ordens kämpfen – und wenn es sein müsste, bis auf den letzten Tropfen Blut.
    Danach ging Gero mit Bruder Theobald ins Scriptorium, wo man zur Mittagszeit ungestört reden konnte. Neben einem kleinen Kopiertisch,
     auf dem mehrere bunte Ornamententwürfe lagen, ließen sie sich auf einer Bank nieder.
    »Wisst Ihr vielleicht, wo man Henri d’Our und die anderen Brüder aus Bar-sur-Aube hingebracht hat?«, fragte Gero beunruhigt.
     Immer noch fühlte er sich mitschuldig am Schicksal seiner Kameraden.
    »Ein Steinmetz aus Troyes sagte mir, dass Henri d’Our zusammen mit drei weiteren Kameraden aus Bar-sur-Aube auf die Burgfestung
     von Chinon verschleppt worden ist. Er hat zufällig die Verteilerlisten gesehen und sich gewundert, weil niemand sonst dorthin
     verbracht wurde.«
    »Chinon?« Geros Blick verriet Verzweiflung. »Das hört sich nicht gut an. Wie sollen wir sie da je wieder herausbekommen?«
    »Herausbekommen?«, krächzte Theobald ungläubig. »Dort kommt niemand mehr heraus, es sei denn mit den Füßen zuerst.« Seine
     Miene verriet, dass er Geros Überlegung für mehr als ungewöhnlich hielt. »Anstatt solche Gedanken zu hegen, solltet Ihr Euch
     besinnen und uns nach Süden folgen. Wir wollen uns in Mainz mit dem Meister der Rheinlande, Bruder Alban von Randecke, und
     dem Ordensmeister Bruder Fredericus Sylvester in der dortigen Komturei treffen, um den Widerstand zu organisieren.«
    »Wisst Ihr denn schon, wie die deutschen Fürsten auf das Vorgehen Philipp IV. reagieren werden?«, fragte Gero.
    »Nein«, erwiderte Theobald ungewohnt zaghaft. »Die Bischöfe von Köln und Trier waren bis jetzt auf unserer Seite, und da sie
     zusammen mit dem Bischof von Mainz schon mehrmals Einigkeit gezeigt haben, hoffen wir, dass es auch diesmal so sein wird.
     Dummerweise steht Theobald von Lothringen entgegen seiner sonstigen Politik auf Seiten des franzischen Königs, zumindest was
     sein Vorgehen gegen den Orden angeht.«
    »Woran könnt Ihr das festmachen?« Obwohl Gero in Hannahs Büchern gelesen hatte, wie hinterhältig der Herzog gegen den Orden
     der Templer vorgegangen war, hegte er immer noch die Hoffnung, |521| dass die Geschichtsschreiber sich irrten. Ohne es zu ahnen, hatte Theobald begonnen, mit seinen Erzählungen Geros vage Erkenntnisse
     aus der Zukunft in das Reich der Wirklichkeit zu übertragen. Und obwohl Gero schon vorher einiges an Ängsten ausgestanden
     hatte, was das Schicksal seiner Kameraden betraf, wurde diese Angst nun immer größer und ließ sein Herz schneller schlagen.
    »Als erstes hat der Herzog sämtliche Güter, die unter der Verwaltung des Tempels stehen, mit einem Edikt belegt«, sprach Theobald
     weiter, »auf dass fortan nichts mehr ohne seine Genehmigung veräußert werden darf. An zweiter Stelle hat er angekündigt, jeden
     Templer, der seinen Herrschaftsbereich ungefragt verlässt, hinter Gitter zu bringen, sobald er ihn zu fassen bekommt. Wir
     sind trotzdem zusammen mit den Brüdern aus Metz geflohen. Sie wissen ebenso wenig wie wir, wie es um die Haltung des dortigen
     Bischofs steht. Niemand kann im Augenblick sagen, wie es weitergeht und ob es der Wahrheit entspricht, dass wir in den hiesigen
     Bistümern sicher sind.«
    »Was ich Euch jetzt sage, ist nur für Eure Ohren bestimmt«, sagte Gero mit einem merkwürdigen Flackern in der Stimme. »Ihr
     solltet mir Glauben schenken, auch wenn Euch meine Worte seltsam vorkommen.« Mit der einsetzenden Gewissheit, dass die meisten
     Geschichten in Hannahs Büchern den Tatsachen entsprachen, war er vor die Wahl gestellt, was und wie viel er seinen hier verbliebenen
     Brüdern offenbaren sollte, um ihnen eine Hilfe zu sein, jedoch ohne sie dabei in das eigentlich Geheimnis um das Haupt der
     Weisheit einweihen zu müssen. Wenn er schon die Schuld daran trug, dass er den Auftrag des Hohen Rates nicht hatte ausführen
     können, dann wollte er wenigstens mit seinen eigenen Erkenntnissen dazu beitragen, das Schicksal des Ordens zum Guten zu wenden.
    »Hier seid Ihr sicher«, sagte Gero leise. »Und in Mainz auch, obwohl noch Zeiten kommen, wo wir dem Erzbischof dort zeigen
     müssen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen. Was immer auch geschieht – man wird dem Orden und seinen Brüdern keinen
     Frieden schenken. Spätestens in fünf Jahren wird die Gemeinschaft der Miliz Christi durch eine päpstliche Bulle

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