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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Rücken, das allem Anschein nach |526| dem Templer gehörte und das dieser ohne ein Wort der Erklärung herauszog. Anselm schluckte – der Geruch von frischem Blut
     ließ ihn angewidert zurücktreten.
    »Was … ist passiert?«, fragte er stockend.
    »Halt ihn in Schach«, erwiderte Gero und hielt ihm das Messer entgegen. Anselm musste sich regelrecht überwinden, den blutbesudelten
     Hirschhorngriff in die Hand zu nehmen.
    Der Templer rannte quer über die Lichtung zu Hannah hin. Ihr Pferd war stehen geblieben, und sie kauerte immer noch bewegungslos
     über dem Widerrist des Tieres.
    Anselm kniete neben dem Verletzten nieder, und entgegen Geros Anweisung legte er das Messer ins Gras. Mit spitzen Fingern
     zog er ein Lederbändchen aus seiner Manteltasche, mit dem er noch am Morgen sein Haar zusammengebunden hatte. Die Taschenlampe
     positionierte er so auf seinem Schoß, dass er etwas sehen konnte. Er biss die Zähne zusammen, als er den erschlafften Arm
     mit dem stark blutenden Stumpf mit Daumen und Zeigefinger fasste und vorsichtig anhob. Dann begann er die Wunde abzubinden,
     bis die freiliegende Ader aufhörte zu pulsieren. Der Mann hatte das Bewusstsein verloren. Anselm nahm die Lampe in die Hand
     und stand auf. Nachdenklich beleuchtete er das Ergebnis seines notdürftigen Erste-Hilfe-Einsatzes.
    »Wir lassen ihn hier liegen«, bestimmte Gero grimmig, nachdem er mit Hannah und dem Pferd zurückgekehrt war. So wie es aussah,
     hatte er sie beruhigen können. Doch so, wie sie im Sattel saß, wirkte sie immer noch sehr verängstigt.
    »Sein flüchtiger Gefährte kann sich um ihn kümmern«, fuhr Gero mitleidlos fort.
    »Was ist, wenn er nicht zurückkehrt?«, wandte Anselm ein. »Der Mann wird garantiert sterben, wenn sich keiner um ihn kümmert.«
    »Ich sollte ihn ohnehin töten«, bemerkte Gero dunkel. »Er hätte es verdient, und jedes ordentliche Gericht würde mir Recht
     geben. Aber in Anbetracht der Lage, dass eine Frau unter uns weilt, will ich darauf verzichten.«
    Ein Kälteschauer durchlief Anselm, als er auf Geros Blick traf.
    »Kommt«, sagte der Templer und zog heftig am Zügel von Hannahs Pferd.
     
    |527| Nachdem sie auf den Weg zurückgekehrt waren, schwang sich Gero hinter Hannah in den Sattel. Sie zitterte am ganzen Körper.
     Gero hielt sie fest, um sie zu wärmen und ihr zu versichern, dass sie in Sicherheit war. Matthäus, dessen Pferd der flüchtende
     Räuber gestohlen hatte, ritt auf Geros Braunem voraus, dicht gefolgt von Anselm, der, während er seinen Wallach zügelte, unentwegt
     in die dämmerige Umgebung schaute.
    Erst auf Höhe der Genovevaburg fand Hannah ihre Sprache wieder. »Mein Rucksack«, rief sie erschrocken und fasste sich an die
     Schulter. »Wo ist mein Rucksack?«
    »Ich befürchte, den hat sich einer der Räuber geschnappt«, sagte Gero und half ihr vom Pferd.
    Plötzlich brach sie in Tränen aus. Dem Burgwächter, der zunächst ein kleines Guckloch im Tor öffnete, um zu sehen, wer zu
     so später Stunde Einlass begehrte, bot sich der seltene Anblick einer schluchzenden Jungfrau in den Armen eines stattlichen
     Templers.
    Der Empfang durch Wilhelm von Eltz, Ministeriale des Bischofs von Trier und Verwalter der Genovevaburg, war warm und herzlich.
     Wie Gero später erklärte, war der beleibte Mann in dem vornehmen, rehbraunen Samtsurcot ein naher Cousin seiner Mutter. Mit
     äußerster Konzentration lauschte er dem Bericht seines Neffen, der den Ablauf des Überfalls in allen Einzelheiten schilderte.
     Ab und an stellte er Fragen, und das lebhafte Spiel seiner Augen ließ vermuten, dass er nicht nur die vorangegangenen Geschehnisse
     gründlich analysierte, sondern sich offenbar auch für die Hintergründe von Geros Besuch und die Anwesenheit seiner Begleiter
     interessierte. Gero hielt für seinen Oheim lediglich die harmlose Erklärung bereit, dass er sich mit Freunden im Auftrag des
     Ordens auf der Durchreise befände.
    Hannahs Blick heftete sich an den lockigen, grauen Bart des Burgherrn, dessen üppiger Schnauzer jedes Mal eigentümlich wippte,
     wenn er zu sprechen begann.
    »Ich werde euch eine angemessene Kammer richten lassen«, sagte er in einer seltsam unaufgeregten Art »Und dann sehen wir weiter.«
    Wenig später wurden sie von einer schlicht gekleideten Bediensteten in ein geräumiges Gästezimmer geführt, das mit sauber
     verputzten Wänden und einem makellosen Dielenboden aufwarten konnte. |528| Mittendrin stand ein wunderschön geschnitztes

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