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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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streichelte.
     Sie spürte, dass er auf sie herabsah, und brachte es nicht über sich, ihn weiterhin zu täuschen. Schließlich beugte er sich
     überraschend zu ihr herunter und küsste sie zärtlich auf die Stirn.
    »Zur Hölle«, sagte Gero, während er sich wieder erhob und einen tiefen Seufzer ausstieß. Dann wandte er sich von ihr ab und
     zog ein klimperndes Säckchen aus einer Wildledertasche und begab sich ohne ein weiteres Wort wieder nach draußen.
     
    »Johan wird heute Morgen nach Saint Mihiel reiten, um die Lage zu sondieren«, bestimmte Gero, als er an das Lagerfeuer zurückkehrte,
     wo der Rest der Mannschaft das Frühessen einnahm. »Wenn es in der Stadt von franzischen Soldaten wimmelt, können wir nicht
     hinein und |605| müssen einen anderen Weg finden, wo wir die Meuse auch ohne Brücke überqueren können.«
    Anselm hatte interessiert zugehört, und Struan nickte nur beiläufig.
    Es war noch früh, und die aufgehende Sonne durchdrang nur mühsam den kalten Bodennebel. Händler und Bauern fuhren auf laut
     ratternden Karren, gezogen von Ochsen und Maultieren, bereits Richtung Stadt an ihnen vorbei.
    »Darf ich Johan begleiten?« Anselm schaute Gero fragend an, während er seine Hände an einem dampfenden Becher Wein wärmte.
    »Von mir aus«, stimmte Gero zu. »Wenn er damit einverstanden ist.«
    »Was sollte ich dagegen haben?«, fragte Johan arglos und biss in ein Stück Schwarzbrot.
    »Du darfst ihn auf keinen Fall aus den Augen verlieren«, gab Gero zu bedenken. »In seiner Welt geht es völlig anders zu als
     hier bei uns.« Er griff nach der Kelle und goss sich ebenfalls etwas von dem aufgewärmten Roten in den Zinnbecher. Dann ließ
     er sich neben Johann nieder. »Vor allem solltet ihr euch von jeglicher Streitigkeit fernhalten. Anselm hat keine Ahnung, wie
     schnell es zu einem Kampf kommen kann.«
    »Ich denke, ich soll nur Brot kaufen und mich ein wenig umsehen«, entgegnete Johan, nachdem er den letzten Bissen mit einem
     Schluck Rotwein hinunter gespült hatte. »Was soll schon passieren?« Dann stand er auf und verstaute seinen Becher in einer
     der Ledertaschen, die am Boden lagen. Schließlich nahm er seinen Sattel auf, der ihm als Kopfkissen gedient hatte, und wandte
     sich den Pferden zu, die in der Nähe des Wagens grasten.
    »Komm schon, Compagnon«, sagte er und lächelte Anselm aufmunternd an. »Wir machen einen Ausflug.«
    Anselm kannte Saint Mihiel. In der Neuzeit. Die mittelalterliche Variante erschien ihm mit ihrer imposanten Kirche im Zentrum
     überraschenderweise nur unwesentlich kleiner als der moderne Ort knapp siebenhundert Jahre später.
    Allem Anschein nach ging es im Stadtzentrum des Jahres 1307 sogar um einiges lebendiger zu.
    Nachdem sie ihre Dokumente vorgezeigt und die Zollstation passiert hatten, tauchten sie in das bunte Treiben eines orientalisch
     anmutenden Basars ein.
    |606| Die Pferde übergab Johan einem Wechselstall, wo man sie für ein paar kleine Münzen beaufsichtigte und mit Hafer versorgte.
     Überall hatte man hölzerne Marktstände aufgestellt, die frisches Gemüse und Obst feilboten, das in dieser Jahreszeit überwiegend
     aus Rüben, Kohl und Äpfeln bestand. In einer anderen Gasse hatte man auf blank gescheuerten Holzläden Berge von frisch geschlachtetem
     Fleisch ausgelegt, sauber zerhackt und nach Größe sortiert. Bei der kühlen Witterung mühte sich die Frau eines Fleischhauers
     redlich die vielen Fliegen, die darauf saßen, mit einer Lederklatsche zu verscheuchen. Nebenbei ordnete sie die weniger appetitlichen
     Teile, ganze Lungen samt Luftröhre, weißer Pansen, Schweine- und Hammelköpfe, die sie an eisernen Haken hängend und säuberlich
     aufgereiht an hölzernen Stangen feilbot. Darunter standen irdene Schüsseln mit Innereien. Nicht nur der Anblick, sondern auch
     der Gestank nahm Anselm beinahe den Atem.
    Zwischen den Ständen lungerten seltsam aussehende Gestalten herum, die in Lumpen gekleidet waren und merkwürdige metallische
     Plaketten an langen Schnüren um ihre schmutzigen Hälse trugen.
    »Was sind denn das für Kerle?« Anselm schaute Johan fragend an.
    »Tagediebe«, schnaubte Johan. »Sag bloß, bei euch gibt es so was nicht? Ich frage mich immer, wie die es schaffen, fortwährend
     die Mildtätigkeit der Kaufleute auszunutzen. Siehst du die vielen Abzeichen, die sie an ihren Lumpen stecken haben? Ein jedes
     steht für einen Besuch an einem weit entfernten Wallfahrtsort. Keiner von denen denkt auch nur im

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