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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Traum daran, einer anständigen
     Arbeit nachzugehen, statt dessen rühmen sie sich damit, für ihre Gönner ein gutes Wort bei diversen Heiligen einzulegen, deren
     Stätten sie kreuzen.«
    Wie auf Kommando warf einer der Fleischer einem der wartenden Fürbitter ein Schweineauge zu, das dieser geschickt auffing,
     um es sich gleich darauf in den Mund zu stecken. Einem weiteren Bittsteller überließ er das zweite Auge. Die anderen Männer,
     die fordernd die Hände ausstreckten, bedachte er mit großen Stücken Fett.
    Anselm musste so unvermittelt würgen, dass er es nicht mehr unterdrücken konnte. Johan, der bemerkt hatte, dass seinem Schützling
     übel wurde, zog ihn rasch in eine Seitengasse, wo ausschließlich Bäcker ihre Waren feilboten.
    |607| Irgendwo im dichten Gedränge um die Stände gab es plötzlich einen Aufruhr.
    »Haltet sie fest!«, brüllte ein rotwangiger Mann, während er sich mit seinem dicken Schmerbauch durch die Menge schob. Mit
     einer Hand fasste er in das lange, rostrote Haar einer jungen Frau und riss sie brutal herum. Sie heulte kläglich auf und
     versuchte vergeblich, sich zu befreien, während ein zweiter Mann ihr kräftig ins Gesicht schlug.
    »Sie ist eine Diebin«, krächzte eine zahnlose Alte, deren ehemals weiße Kopfbedeckung vor Schmutz starrte.
    Wild um sich schlagend versuchte die junge Frau ein paar Faustschläge abzuwehren.
    »An den Pranger mit ihr!«, rief ein dritter Mann, der offenbar zu einem der Nachbarstände gehörte.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Anselm leise, während er spürte, wie ihm das Adrenalin in die Adern schoss, als einer der
     umstehenden Kerle ein langes Messer zückte und es dem Mädchen an die üppige Brust setzte.
    Johan erwiderte nichts, sondern bahnte sich einen Weg zu dem unseligen Geschöpf hin. Diejenigen, die sich empört umdrehten,
     weil sie von ihm zur Seite gedrängt wurden, schwiegen augenblicklich, als sie sein vernarbtes Gesicht und seine martialische
     Gestalt bemerkten.
    »Lasst das Weib ziehen!« brüllte er, dabei zückte er seinen langen Hirschfänger, den er bislang verborgen unter seinem braunen
     Lederwams getragen hatte. Der Bäcker schrak zusammen, und auch der Kerl mit dem Messer ließ augenblicklich von dem Mädchen
     ab.
    Anselm sah sich aufgeregt um. Sein Herz schlug zum Hals heraus, als er bemerkte, dass hinter Johan ein weiterer Mann ein Messer
     zog. Wie in Trance griff er zu seinem Gürtel und fand das Stilett, das ihm Roland zum Nahkampf überlassen hatte. Sacht stieß
     er es dem zweiten Angreifer unter die linke Achsel. Der Mann zuckte kaum merklich und blieb wie erstarrt stehen.
    »Wirf das Ding weg!«, raunte Anselm seinem überraschten Opfer von hinten ins Ohr.
    Seine Stimme versagte ihm beinahe den Dienst, und ihn schwindelte, als der Mann tatsächlich tat, was er verlangte.
    Johan hatte von all dem nichts mitbekommen, und Anselm fragte |608| sich zweifelnd, ob es gut war, soviel Aufsehen zu erregen. Immer noch grimmig beäugte der narbengesichtige Templer die keifenden
     Marktleute.
    »Sie wollte mein Brot stehlen«, rechtfertigte sich der Bäcker.
    »Ich bin sicher, sie wollte es kaufen«, sagte Johan mit seiner ruhigen, dunklen Stimme, während er seinen Hirschfänger langsam
     senkte.
    »Sie hat gar kein Geld«, keifte die alte Frau mit dem schmutzigen Gebende. Offenbar gehörte sie zu dem Bäcker. »Schaut sie
     Euch doch an. Vollkommen abgerissen. Womit soll sie denn bezahlen? In Naturalien?«
    Ein hässliches Gelächter wallte auf, als der Bäcker hinter der Alten eine anzügliche Geste vollführte.
    »Was schuldet sie Euch?«, rief Johan unbeeindruckt.
    »Nichts«, sagte der Bäcker vorsichtig, immer noch den Dolch des grausam entstellten Hünen im Blick. »Sie hat die Brötchen
     nur angefasst.«
    Johan schnaubte verächtlich und warf ihm eine Hohlmünze hin. »Fürs Anfassen sollte das reichen«, knurrte er.
    Mit einer Hand packte der Templer den schmalen Oberarm des immer noch völlig abwesend wirkenden Mädchens und zog sie mit sich.
    Von weitem näherten sich zwei Stadtsoldaten, die augenscheinlich auf den Tumult aufmerksam geworden waren.
    »Lass uns gehen«, raunte er Anselm im Vorbeigehen zu, der staunend beobachtete, wie bereitwillig sich die hübsche Rothaarige
     von Johan abführen ließ.
    Vor einer Schenke, unweit vom Ort des Geschehens entfernt, machten sie schließlich halt.
    »Johan«, stieß die junge Frau unvermittelt hervor. Sie schluckte ihre Tränen hinunter und fiel ihm

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