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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erleichtert um den Hals.
     »Dich schickt der Himmel. Ich wähnte dich längst in den deutschen Landen.«
    Johan zog sie fest an sich und presste seinen Mund auf ihre Lippen. Mit geschlossenen Augen verharrten beide eine Weile in
     dieser Position, bis er sich zögernd löste. Die junge Frau jedoch schlang abermals ihre Arme um den Hals des Mönchskriegers
     und drückte sich an ihn, als wolle sie eins mit ihm werden.
    |609| Anselm blickte verwirrt zur Seite. Wie konnte es sein, dass jeder Ordensritter, der ihm in diesem Wahnsinn begegnet war, ein
     Verhältnis mit einer Frau hatte?
    »Darf ich dir jemanden vorstellen?«, sagte Johan einen Moment später und nickte zu Anselm hin. »Das ist mein Freund Anselmo
     de Caillou. Anselmo, das ist das Edelfräulein Freya von Bogenhausen.«
    Anselm begrüßte Johans Freundin mit einer angedeuteten Verbeugung, obwohl er sich wunderte, weil weder die Kleidung noch die
     verzweifelte Lage der jungen Frau auf ihre hochwohlgeborene Herkunft schließen ließ.
    Anstatt Brot zu kaufen, lud Johan in ein Gasthaus ein. Anselm beobachtete fasziniert, wie Freya von Bogenhausen mehrere Portionen
     Kesselfleisch verschlang. Ihm selbst war der Appetit auf Fleisch vergangen. Während sie unentwegt kaute und schluckte, erzählte
     sie eine abenteuerliche Geschichte.
    Nachdem sie und ihre Beginenschwestern Gero und seinen Kameraden zur Flucht verholfen hatten, stürmten die Soldaten des franzischen
     Königs das Kloster.
    Alle Frauen wurden festgenommen und nach Troyes verschleppt. Bis auf die drei, die den Templern zur Flucht durch die unterirdischen
     Katakomben verholfen hatten. Als sie zurückkehrten, hatten die Schergen des franzischen Königs das Kloster vollständig niedergebrannt.
     Nichts war von dem altehrwürdigen Gemäuer übrig geblieben, das den Frauen auch nur annähernd hätte den Lebensunterhalt sichern
     können. Und die Menschen der Umgebung fürchteten sich zu sehr vor der Rache des Königs, als dass sie auch nur eine von ihnen
     hätten aufnehmen wollen. Die beiden anderen Schwestern, die mit Freya in den Tunnel gegangen waren, hatten bei Verwandten
     Unterschlupf finden können. Doch Freya kannte weit und breit niemanden. Somit war sie zunächst einmal in die Stadt geflohen,
     um von hier aus nach Möglichkeiten zu suchen, sich nach Metz oder Trier durchzuschlagen, wo sie bei einer anderen Beginengemeinschaft
     Unterschlupf finden konnte.
    »Ihr werdet überall gesucht«, flüsterte sie Johan in einem verschwörerischen Tonfall zu und wischte mit einem Stück Brot die
     Reste |610| der dunklen Soße vom Teller auf. »Ich weiß nicht, ob es Mut ist oder Dummheit, dass du zurückgekommen bist.« Sie sah ihn durchdringend
     an, während sie sich den letzten Bissen in den Mund schob. »Hier wimmelt es von franzischen Spitzeln.«
    »Es ist Schicksal«, erwiderte Johan mit einem träumerischen Lächeln und schaute ihr tief in die grünen Augen.
    »Schicksal«, wiederholte Freya nachdenklich und nahm einen Schluck des teuren Rotweins, von dem Johan gleich eine ganze Kanne
     bestellt hatte.
    »Komm mit mir«, sagte er und ergriff ihre Hand. »Ich werde dir Schutz bieten, mit allem, was mir zur Verfügung steht.«
    »Das glaube ich gern«, erwiderte sie mit einem spitzbübischen Lächeln. Mit einem Nicken zu Anselm hin fuhr sie fort. »Und
     was sagen deine Kameraden dazu, wenn du eine flüchtige Begine anschleppst, die ohne Nachweis über ihre Herkunft gezwungen
     ist, das Leben einer Kellerassel zu fristen?«
    Anselm, der alles verstanden hatte, konnte sich denken, worauf das hübsche Mädchen hinaus wollte. »Gibt es hier einen Laden,
     in dem man Schreibgerät kaufen kann?« fragte er Johan unvermittelt
    »Warum fragst du?« Johan sah ihn erstaunt an.
    »Unten am Fluss lebt ein Jude, der Papier und Pergament verkauft«, warf Freya ein. »Soweit ich weiß, mischt er auch Tinte
     und bietet Gänsekiele feil.«
    »Gut«, beschied Anselm. »Außerdem benötige ich rotes und gelbes Siegelwachs. Und ich brauche feines Werkzeug. Ein Hämmerchen
     und einen kleinen Meißel. Dazu Blei.«
    »Willst du mir verraten, was du vorhast?« Johan zog die Stirn in Falten.
    »So wie ich das sehe«, begann Anselm, »mangelt es euch an Dokumenten. So etwas lässt sich doch ohne weiteres fälschen. Bei
     mir zu Hause bin ich bekannt dafür, Siegel und alte Schriften zu kopieren. Für mich ist es ein Leichtes, ein Dokument anzufertigen.
     Ich muss nur wissen, wie es in etwa aussehen soll.«
    Freya

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