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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Freya und Johan, die sich am Boden ein weiteres Strohlager teilten. Im Schlaf umschloss der rothaarige
     Templer seine zierliche Begleiterin, die ihren Kopf an seine Schulter gelegt hatte, fest mit seinen Armen. Seine Wange ruhte
     auf ihrem Scheitel.
    Der Anblick von Johans vernarbten Gesichtszügen versetzte Hannah einen leisen Stich ins Herz. Nicht, weil sie ihn wegen des
     schrecklichen Anblicks bedauerte. Nein, ganz im Gegenteil. Der sanfte Schimmer von Glück, der auf seinem schlafenden Antlitz
     lag, machte aus ihm einen schönen Mann.
    Barfuß schlich Hannah zu dem offenen Fenster hin, dem wie fast allen Fenstern dieser Zeit das schützende Glas fehlte. Sie
     bemühte sich, die hölzerne Lade geräuschlos zu öffnen und steckte den Kopf hinaus. Unten im Hof herrschte bereits reges Leben.
     Es roch nach frischer Landluft, und Hannah konnte sehen, wie Gero zusammen mit Struan die Pferde fütterte und tränkte.
    Noch am gestrigen Abend, vor dem Schlafengehen hatte Gero alle Mitreisenden zu einer kurzen Besprechung versammelt. Freya
     hatte herausfinden können, dass Henri d’Our ein besonderer Gefangener sein musste, bei dem man darauf bedacht war, ihn am
     Leben zu erhalten, trotz aller Folterungen, denen er ohne Zweifel ausgesetzt war. Alle drei Tage wurde ein Medicus aus der
     Stadt geholt, der den Komtur und die beiden übrigen Gefangenen aus Bar-sur-Aube untersuchte. Zudem kam einmal wöchentlich
     an einem jeden Montag ein Benediktinerbruder aus der nahen Abtei Fontevrault, der den Unglücklichen aus der heiligen Schrift
     vorlas und ihnen die Beichte abnahm.
    |639| Außerdem wusste die Begine zu berichten, dass die sterblichen Überreste von Gefangenen, die unter der Folter oder aus Entkräftung
     gestorben waren, in einer Grube hinter der nördlichen Festungsmauer abgelegt und einmal in der Woche mit dem üblichen Abfall
     verbrannt wurden.
    Nach diesen Informationen fand Gero erstaunlich rasch zu einem Plan, der zwar äußerst gefährlich erschien, sich jedoch allgemeiner
     Zustimmung erfreute.
     
    Ohne viel Aufhebens zahlte Gero der Wirtin das ausgehandelte Übernachtungsgeld, dann kletterte er auf den Kutschbock und steuerte
     den Wagen aus dem Hof des zwielichtigen Etablissements hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Zuvor war Johan zur Burgfestung geritten, um den versprochenen Geleitbrief abzuholen. Wenig später kehrte er mit einem Pergament
     zurück, dass das Siegel Philipps IV. von Franzien trug und nicht nur für den Weg in und aus der Stadt unverzichtbar war, sondern
     zudem die gefahrlose Rückkehr in die deutschen Lande versicherte.
    Kurz bevor sie die Stadttore passierten, ließ Gero die Pferde halten und half Freya, vom Wagen abzusteigen. Um nicht noch
     mehr Aufsehen zu erregen, verzichteten Johan und Struan darauf, die beiden in eine der finsteren Seitengassen zu begleiten,
     wo laut Madame Fouchet eine alte Witwe wohnte, die sich ein Zubrot mit dem Verkauf seltener Heilkräuter verdiente. Auch Hannah
     blieb zurück, obwohl sie ebenso gerne wie Anselm einmal das Innere dieser mittelalterlichen Apotheke inspiziert hätte.
    Madame Dubart, die Kräuterkundige, hauste in einem Kellerloch. Die hagere Frau, deren Haar unter einer straffen Haube verschwand,
     fegte die schmale Treppe zu ihrer Behausung und unterzog Gero und Freya einem prüfenden Blick, als sich die beiden Hand in
     Hand näherten.
    »Madame Dubart?«, rief Gero fragend, als sie fast bei ihr angelangt waren.
    »Ich bin keine Engelmacherin, das sage ich Euch gleich«, entgegnete die Alte schroff.
    Gero ignorierte ihre unfreundliche Art, indem er seine rothaarige |640| Begleiterin und sich selbst unter einem charmanten Lächeln vorstellte. »Wir benötigen Eure Hilfe als Heilkundige«, erklärte
     er dann.
    Ohne noch einmal aufzuschauen, schüttelte die mürrische Frau den Staub aus ihrem graubraunen Surcot und fasste ihren Besen
     wie eine Lanze. Schließlich gab sie ihrer Kundschaft mit einer gebieterischen Geste zu verstehen, dass sie ihr die Treppe
     hinab folgen sollten.
    Unten im Keller hing das Aroma von Salbei, Lavendel und Melisse in der Luft. Unter dem niedrigen Deckengewölbe hatte Madame
     Dubart eine Vielzahl von verschiedenen Kräuterbüscheln zum Trocknen aufgehängt. Die kahlen Wände waren mit Holzregalen zugestellt.
     Dicht an dicht standen darauf glasierte Töpfe und Tiegel, deren überwiegend in Latein gehaltene Beschriftung nur dem Kundigen
     den zuweilen unappetitlichen Inhalt offenbarte.

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