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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ordensfremden
     Mönchsbruder die Beichte ablegte.
    Unter lautem Knarren öffnete Gero die schwere Türe zum Kellerabgang. Ein widerwärtiger Geruch von Blut, Urin und Erbrochenem
     nahm ihm unvermittelt den Atem. Freya hatte nicht übertrieben, und |649| Gero musste den Frauen im Nachhinein seine Anerkennung zollen, dass sie sich hier hinunter gewagt hatten.
    An den engen Wänden eingehängte Fackeln beleuchteten seinen Weg hinunter in das Reich der Hoffnungslosigkeit. Die feuchte
     Kühle, die mit jedem Schritt mehr in seine Kleider zog, ließ ihn frieren, und gleichzeitig brach ihm der Schweiß aus, als
     ob die kalte Hand des Todes seinen eigenen Leib berührte.
    Unten angelangt, hieß ihn ein von Gott gestrafter Kerkerwächter willkommen, dessen hässliches Äußeres alles übertraf, was
     Gero bisher gesehen hatte. Als der Mann bemerkte, dass Gero nicht der Mönchsbruder war, für den er ihn hielt, begann er ihn
     umständlich in die Örtlichkeiten einzuweisen.
    Von Freyas Erklärungen her wusste Gero ungefähr, in welcher Richtung sich die Zellen seiner Brüder befanden, doch genau genommen
     sah hier alles gleich aus. Zudem wäre er einer Illusion erlegen, wenn er erwartet hätte, dass man ihn sich selbst überließ.
     Der Kerkerwächter humpelte voraus, und Gero musste unentwegt den Kopf einziehen, um nicht an die feuchte Decke zu stoßen.
    Die Bibel so fest in die Hand gepresst, dass seine Finger taub zu werden drohten, erreichte der Templer die erste Zelle. Als
     der Wächter den Schlüssel in eins der Schlösser steckte und ihm andeutete, sich tief zu bücken, wenn er die Zelle betreten
     wollte, ergriff Gero für einen kurzen Moment die nackte Furcht. Was wäre, wenn der Scherge seine List erkannte und ihn auch
     hier unten einsperren würde?
    »Soll ich die Tür auflassen«, krächzte der Mann, als hätte er Geros Gedanken erraten. »Euer Bruder, mag es nicht, wenn man
     ihn zusammen mit den Häftlingen einschließt. Keine Angst«, fuhr er nach kurzem Zögern fort, »die Gefangenen liegen in Ketten
     und können niemandem mehr ein Leid zufügen, dafür haben die Leute des Inquisitors schon gesorgt.«
    Der Wachmann reichte ihm eine Fackel, und nun erst konnte Gero eine zusammengekauerte Gestalt in der hintersten Ecke der Zelle
     ausmachen.
    »Wenn Ihr mich einen Augenblick mit dem Mann alleine lassen könntet«, sagte er leise, aber bestimmt. »Ich glaube kaum, dass
     der Gefangene bereit ist, die Beichte abzulegen.«
    |650| Der Wärter kicherte heiser. »Das wird er auch nicht, wenn ich mich entferne«, krächzte er belustigt. »Dieses Templerpack ist
     aus besonderem Holz geschnitzt. Sie vertrauen nur ihren eigenen Leuten, ganz gleich, wie schlecht es ihnen ergeht. Deshalb
     wird Imbert auch keinen Erfolg haben. Und schon gar nicht werden sie sagen, was er zu hören wünscht, dafür wird er zu anderen
     Mitteln greifen müssen.«
    »Was meint Ihr damit?« Gero sah alarmiert auf.
    »Die Männer hier ertragen alles. Ihr Glauben stärkt sie auf wundersame Weise. Aber wenn sie zusehen müssen, wie jemand gefoltert
     wird, der ihnen am Herzen liegt, Bruder, Schwester, Mutter, Vater, sieht die Sache schon anders aus.«
    »Das wird der König nicht wagen«, entschlüpfte es Gero unvorsichtigerweise.
    »Hah!«, schnaufte der Kerkerwächter. »Was denkt Ihr, frommer Mann, zu was Euresgleichen alles fähig ist?« Es war wohl mehr
     eine Feststellung, denn eine Frage. »Aber was rede ich da eigentlich …?« Der Mann schüttelte den Kopf und wandte sich schließlich
     ab, um Gero seiner Aufgabe zu überlassen.
    Er war in die Hocke gegangen, um die geöffnete Zelle betreten zu können.
    »Verschwinde!«, giftete ihn der zusammengekauerte Mann an, als Gero sich dem Gefangenen auf allen vieren näherte.
    Vom ersten Moment an hatte Gero keinen Zweifel. Es handelte sich um Arnaud de Mirepaux. Der Mitbruder sah erbärmlich aus,
     selbst wenn seine scharfe Zunge augenscheinlich noch vorhanden war.
    Arnaud schien ihn nicht zu erkennen.
    »Bruder Arnaud?«, flüsterte Gero zaghaft und rutschte auf Knien weiter an die zerlumpte Gestalt heran. »Ich bin es – Gero.
     Erkennst du mich nicht?«
    Trotz des spärlichen Lichts konnte er sehen, wie Arnaud ungläubig den Kopf hob. Das eingefallene Gesicht und die dunklen Augen
     verrieten seine Verwirrung. Vorsichtig streckte Gero seine Hände aus und berührte die Schulter des Kameraden. Hartnäckig kämpfte
     er gegen das Bedürfnis, Arnaud zu umarmen und an sich zu drücken.

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