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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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genommen, aber er wertete es als schlechtes
     Omen, wenn er sich mit einem Kuss von ihr verabschiedete. Er würde zu ihr zurückkehren, und dann konnte er sie küssen bis
     ans Ende aller Tage – oder wenigstens bis zu dem Tag, an dem sie endgültig in ihre Welt entschwinden würde.
    Struan bekreuzigte sich hastig. »Der Allmächtige schütze dich«, sagte er leise, als er Gero ein letztes Mal umarmte.
    »Komm, Kamerad«, sagte Gero und wandte sich dem Esel zu, der gelassen auf einer Rübe herumkaute, die ihm Johan kurz zuvor
     einer Bestechung gleich hingehalten hatte. Die Zügel fest um die rechte |647| Hand geschlungen, zog er das Grautier mit einiger Mühe hinter sich her.
    »Deine Bibel«, rief Freya, als er den Lagerplatz schon fast hinter sich gelassen hatte. Leichtfüßig lief sie Gero nach und
     gab ihm das abgegriffene, in helles Schweinsleder gebundene Buch.
     
    Voller Erleichterung sah Gero, dass die Wachen am Hauptzugang zur Festung gewechselt hatten und die Männer kaum anders verfuhren,
     als ihre Kameraden am Stadttor, die ihn ohne Umstände hatten passieren lassen. Trotzdem blieb er vorsichtig und nuschelte
     nur ein leises »Gelobt sei Jesus Christus« unter seiner Kapuze hervor, als die Wachleute ihm den Zutritt zum Innenhof gewährten.
    Zielstrebig und doch mit zitternden Knien ging er auf den Arkadengang zu, der mitten im Haupthof errichtet worden war und
     von einem hohen, quadratischen Turm und einen rechtwinkeligen Anbau begrenzt wurde.
    Die Kapuze soweit wie möglich ins Gesicht gezogen, war Geros Blickfeld äußerst eingeschränkt, während er den gepflasterten
     Hof überquerte. Erschrocken fuhr er herum, als kurz vor dem Erreichen des ersten Rundbogens ein Junge an ihn heran trat und
     ihm die Zügel des Esels aus der Hand nehmen wollte.
    »Wo ist Bruder Julian?«, fragte der Knabe, während er Gero von unten herauf prüfend ansah.
    »Er ist krank«, erwiderte Gero rasch, dabei vermied er es, dem Jungen ins Gesicht zu schauen.
    »Mein Name ist Claude«, sagte der Junge freundlich. Mit einem Nicken deutete er auf die Jutesäcke mit den Kohlköpfen darin.
     »Ich bin hier, um das Gemüse für die Küche abzuholen.«
    Heilige Maria sei Dank, dachte sich Gero, weil er der Versuchung widerstanden hatte, die Säcke mit den Kohlköpfen im Wald
     zurückzulassen.
    Rasch half er dem Jungen die Säcke abzuladen, dann band er den Esel an eine Stange.
    »Ich muss zu den Gefangenen«, murmelte er, und dabei nahm er aus einer Satteltasche die Bibel und hielt sie wie einen Passierschein
     empor.
    |648| »Unten im Verlies wartet man bereits auf Euch«, erklärte Claude. »Ihr seid spät dran.« Der Blick des Jungen wanderte zur Sonnenuhr,
     die mitten auf dem Hof auf einem kleinen, steinernen Podest prangte. Doch der Himmel war zu bedeckt, so dass man die Uhrzeit
     nicht ablesen konnte.
    Der Abgang zum Verlies wurde – wie zu erwarten war – streng bewacht.
    »Habt Ihr Euren Bericht dabei?« Der Blick des jungen Wachhabenden, dessen Uniform ihn als Angehörigen der Gens du Roi auswies,
     war so kalt wie seine grünen Augen. Gero zog die Schultern ein, um sich kleiner zu machen, und schüttelte mehr ratlos den
     Kopf, während die Kapuze zuverlässig sein Gesicht verdeckte.
    »Bruder Julian hat mir nichts dergleichen gesagt«, erwiderte er betont unterwürfig.
    Nun erst schien dem Wachhabenden aufzufallen, dass ein anderer an Stelle des bekannten Mönches vor ihm stand. »Ist er krank?«
    Gero nickte, bemüht, dem Gefolgsmann der Inquisition keinen Anlass zum Zweifel zu geben.
    »Sag ihm, ich brauche spätestens Donnerstag das Protokoll über die letzte Beichte, die er den Gefangenen abgenommen hat. Eigentlich
     hätte er den Bericht heute mitbringen müssen. Er kann sich glücklich schätzen, dass Guillaume Imbert in Paris aufgehalten
     wurde und erst am Freitag zurück erwartet wird, ansonsten würde es deinem Bruder übel ergehen.« Der Soldat verzog das Gesicht
     zu einer hämischen Miene. »Zwanzig Stockschläge erwarten ihn, wenn er den Gehorsam verweigert. Da kann ihm selbst seine streitbare
     Äbtissin nicht helfen.«
    Interessant, dachte Gero. Guillaume Imbert war also auf dem Weg hierher. Somit blieb Zeit bis Freitag, um die Flucht zu organisieren.
     Verdammte Hunde, ging es ihm weiter durch den Kopf, noch nicht einmal vor dem Beichtgeheimnis machten der König und seine
     Helfershelfer halt. Aber wenn er sich recht besann, war es ohnehin unwahrscheinlich, dass ein Templer bei einem

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