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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erheblich ruhiger als draußen. Die Mauern hatte man mit
     Absicht so verstärkt, um die störenden Geräusche von außen abzuhalten und damit eine Zufluchtsstätte der Ruhe und der Kontemplation
     zu schaffen.
    Struan zählte das Echo des Aufpralls der Stiefel, das die Brüder erzeugten, als sie auf dem Steinboden der Kapelle landeten.
    Der fünfte im Bunde war Gero. Bis zuletzt hatte er draußen vor dem Fenster gewartet, um sicher zu gehen, dass alle Kameraden
     ungestört ihr Ziel erreichten.
    Mit gezogenen Schwertern gingen sie am Altar vorbei, und jeder von ihnen warf einen letzten Blick auf die Madonna, deren Gesichtszüge
     im Kerzenschein von friedlicher Ausgeglichenheit geprägt waren.
    Als Struan, der die Vorhut bildete, versuchte, das kleine Eisentor zum Innenhof der Komturei zu öffnen, beantwortete sich
     die Frage, warum niemand in die Kapelle geflüchtet war, von selbst. Der Schotte war überlegt vorgegangen und hatte die Tür
     zunächst nur einen Spalt weit geöffnet. Sein gesamtes Sichtfeld wurde vom blauen Überwurf eines feindlichen Soldaten ausgefüllt.
    Vorsichtig zog Struan die Tür wieder zu. Zu Geros grenzenloser Erleichterung hatte irgendjemand unlängst die Scharniere geschmiert.
    »Und jetzt?«, flüsterte Arnaud.
    »Lass mich nur machen«, erwiderte Struan leise und an Gero gerichtet: »Ich habe sowieso nichts mehr zu verlieren.«
    »Stru!«, zischte Gero, dabei hielt er seinen Kameraden an dessen Chlamys zurück. »Was hast du vor?«
    Der schottische Templer antwortete nicht. Er schaute Gero nur mit einem durchdringenden Blick an und befreite sich sanft aus
     dessen Griff. Dann öffnete er die Eisenpforte gerade so weit, wie er es für sein Vorhaben benötigte. Den Hirschfänger im Anschlag,
     bedurfte es nur einer einzigen blitzschnellen Bewegung. Danach zog er den kaum noch röchelnden Soldaten in das Innere der
     Kapelle. Mit der freien |72| Hand schloss er die kleine Tür und legte den sterbenden Körper in den Seitengang ab.
    Es roch nach frischem Blut, und die Brüder konnten im Zwielicht der heruntergebrannten Kerzen an Struans Bewegungen beobachten,
     wie er sich die Hände und sein Messer, das so lang war wie sein Unterarm, am Umhang des Toten abwischte.
    Francesco gab ein Würgen von sich und presste beide Hände vor den Mund. Der Rest der Templer verharrte in betretenem Schweigen.
    »Was ist?«, fragte Struan, während er von einem zum anderen blickte.
    »Du hast die Kapelle entweiht«, flüsterte Arnaud und ließ seinen entsetzten Blick von Struan zu dem getöteten Soldaten wandern.
    »Arnaud«, schnaubte Gero. »Wenn du es so sehen willst, ist die ganze Komturei ein entweihter Ort.«
    »Wollt ihr Wurzeln schlagen?«, fragte Struan ungerührt. »Wir sind im Krieg, falls es euch noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    Auf dem Hof herrschte ein heilloses Durcheinander. Einige Knechte versuchten mit wachsender Verzweiflung in die brennenden
     Stallungen vorzudringen, ungeachtet der Soldaten, die damit beschäftigt waren, wahllos andere Bedienstete des Ordens festzunehmen.
    Wie durch ein Wunder war die gesamte Nordseite der Komturei bisher vom Feuer verschont geblieben.
    Im flackernden Schatten des Kreuzganges konnten sich Gero und seine Männer unentdeckt voran arbeiten und gelangten so immer
     näher an das Haupthaus heran, wo sich die Wohnung des Komturs befand. Fast am Treppenaufgang zu dessen Gemach angekommen,
     stolperte ihnen im Halbdunkel eine blutüberströmte Gestalt entgegen. Die Kameraden blieben einen Moment wie erstarrt stehen.
    Es war Bruder Claudius. Er hatte es vorgezogen, bei seinem Komtur zu bleiben, anstatt nach Clairvaux zu entfliehen. Gero hätte
     ihn beinahe nicht erkannt. Das Gesicht des Bruders war übel zugerichtet. Über den Augen klafften zwei hässliche Platzwunden,
     aus denen das Blut rann. Seine Nase war gebrochen, und es fehlten ihm alle Schneidezähne. Als er Gero und die anderen erblickte,
     fiel er schluchzend auf die Knie und riss verzweifelt seine Arme in die Höhe.
    Erst da konnten die Männer sehen, dass man ihm auch die Hände gebrochen hatte.
    |73| »In Gottes Namen!«, keuchte Gero. »Was ist geschehen?«
    Claudius war nicht in der Lage, seinen Kopf zu heben. Er sackte nach vorne und presste seine angewinkelten Arme vor seinen
     Magen. Dann übergab er sich mit einem gurgelnden Geräusch. Struan und Gero gingen neben ihm auf die Knie und half ihm, sich
     ein wenig aufzurichten.
    »Der Komtur … der Komtur …«, flüsterte Claudius.

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