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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Blut schwappte aus seinem Mund.
    Stephano de Sapin reichte Gero ein schneeweißes Leinentüchlein, das er stets im Ärmel seines Unterwams verbarg.
    Gero wischte dem jungen Bruder sorgsam über die aufgeplatzten Lippen.
    Kraftlos hing Claudius in den Armen seiner Kameraden und wollte offensichtlich nur noch eines: sterben.
    »Was ist mit dem Komtur?«, fragte Gero. Er musste sich beherrschen, dass er den Schwerverletzten nicht schüttelte.
    »Sie … sie töten ihn … oben in seinem …«, stotterte Claudius, bevor er sich erneut erbrach.
    »Wie viele sind es?« Gero war bemüht, seine Ungeduld zu unterdrücken.
    »Zwei«, flüsterte Claudius mit letzter Kraft.
    »Ist sonst noch jemand da oben?«
    »Nein …«
    »Struan und ich gehen hinauf und sehen nach«, beschloss Gero. »Arnaud und Stephano, ihr bleibt bei Claudius. Tragt ihn zur
     Kapelle, aber vorsichtig! Francesco, du gehst im Kreuzgang in Deckung und wartest, bis wir mit dem Komtur zurückkommen.«
    Ein stummes Nicken machte die Runde. Der Zustand von Bruder Claudius, die schreienden Tiere, die verzweifelt umherirrenden
     Bewohner der Komturei – die Grausamkeit, mit der die Söldner Philipps vorgingen, hatte den Kameraden die Sprache verschlagen.
    Gero und Struan schlichen unbeobachtet an der Wand entlang und dann die steile Treppe hinauf. Lautlos öffneten sie die schwere
     Tür. Vorsichtig spähte Gero in den langen, dunklen Quergang hinein.
    Sie rechneten durchaus damit, dass ihnen jemand entgegen kommen konnte. Vielleicht hatten die Soldaten die Absicht, dem flüchtenden |74| Claudius zu folgen. Hinter sich spürte Gero den schnaubenden Atem von Struan, der ihm dichtauf durch die Finsternis folgte.
    Das Schwert im Anschlag, pirschten sie sich an die offene Tür heran, aus der nur ein schmaler Lichtstrahl auf den Gang fiel.
     Zwei verschiedene Männerstimmen redeten in ruppigem Ton auf einen Dritten ein. Dann war zu hören, wie jemand geschlagen wurde.
     Mit zwei Fingern gab Gero einen Wink. Struan huschte auf die andere Seite der Tür, und auf sein Zeichen stürmten sie das Zimmer.
    Die Soldaten blickten überrascht auf und sprangen geistesgegenwärtig in den hinteren Teil des Raumes. Struan bleckte sein
     kräftiges Gebiss zu einem angriffslustigen Grinsen. Geros Augenmerk fiel für einen Moment auf Henri d’Our. Der Komtur war
     nicht weniger schlimm zugerichtet als Claudius. Das Gesicht mit Blutergüssen übersät, eine hässliche Platzwunde über der rechten
     Braue, hing er, an Händen und Füßen gefesselt, zusammengesackt in seinem Lehnstuhl.
    »Verdammt, wo kommen die Kerle her?«, rief ein kräftiger, dunkelhaariger Soldat seinem blonden Mitstreiter zu.
    Furcht vor den unerwartet erschienenen Rittern flackerte im Blick seines Kameraden. Mit erhobenen Schwertern erwarteten die
     Söldner den Angriff der beiden Templer.
    Gero war nicht entgangen, dass die beiden Männer nicht wie die anderen Soldaten die blaugelben Überwürfe der königlichen Schergen
     trugen. Vielmehr waren sie in unauffällige, braunschwarze Lederroben mit leichten, darüber liegenden Kettenhemden gewandet,
     was auf Angehörige der Gens du Roi schließen ließ – jener königlichen Geheimpolizei, die dem Befehl des Großsiegelbewahrers
     Guillaume de Nogaret unterstand. Die glänzenden, exzellenten Schwerter, die sie im Anschlag hielten, bestätigten seinen Verdacht.
     Nogaret war mittlerweile die rechte Hand des Königs und hasste die Templer, wie jeder im Orden wusste. Man munkelte, dass
     eine alte Familienfehde dafür verantwortlich sein sollte – angeblich hatten Angehörige des Ordens seinen Großvater als Katharer
     denunziert, woraufhin dieser verbrannt worden war. Als ob er an den Tätern Rache nehmen wollte, stürzte sich Nogaret bevorzugt
     auf gefallene Kirchenmänner und solche, deren Fall er noch beschleunigen konnte, und wer in die Fänge seiner |75| Schergen geriet, verlor nicht nur seine Freiheit, sondern nicht selten auch sein Leben.
    Wie abgesprochen brach der Sturm über die Gegner herein, indem Gero und Struan gleichzeitig von zwei Seiten her auf die Unglücklichen
     zustürzten.
    Im Taktschlag des Herzens klirrte erbarmungslos Stahl auf Stahl, bis die Funken sprühten. Eine kostbare syrische Glaskaraffe
     ging splitternd zu Boden, als Struan mit einem Schlag versehentlich den Kaminsims abräumte. Immer weiter trieben sie die berüchtigten
     Inquisitoren, die sich mit dem Mut der Verzweiflung wehrten, in die Enge.
    Gero konnte sich nur wundern, wie

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