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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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es für gut möglich, dass es den Soldaten zu gruselig war, an einem solchen Ort wie dem Friedhof Wachen aufzustellen.
     Die Mär, dass Templer auch nach ihrem Tod noch die Stätten ihres Wirkens aufsuchten, hielt sich hartnäckig unter der abergläubischen
     Bevölkerung.
    »Und wie sollen wir in die Kapelle hineinkommen? Das Portal ist verschlossen, und keiner von uns hat einen Schlüssel«, stellte
     Arnaud besorgt fest.
    »Wir werden über eines der Seitenfenster in den Innenraum eindringen und von dort aus über die offene, kleine Seitentür in
     den Hof vorstoßen. Danach müssen wir weiter sehen.«
    »Der Ostturm brennt bereits«, warf Stephano ein. »Die Söldner werden sich über kurz oder lang zurückziehen müssen, damit sie
     nicht selbst ein Opfer der Flammen werden. Das bedeutet, wenn wir Gott mit uns haben, sind sie viel zu sehr mit sich selbst
     beschäftigt, um uns zu bemerken.«
    »Worauf warten wir noch?«, fragte Struan ungeduldig.
    »Matthäus bleibt hier und passt auf die Rösser auf.« Gero schaute den Jungen an, dessen Gesicht in der Dunkelheit kaum auszumachen
     war. Einige der Tiere wieherten leise oder schnaubten aufgeregt. Sie witterten das Blut, und das verzweifelte Wiehern ihrer
     Artgenossen erreichte mühelos ihr feines Gehör.
    »Bindet die Pferde an die Bäume, damit sie nicht ausbrechen«, befahl Gero. Dann wandte er sich wieder seinem Knappen zu. Er
     fasste ihn bei den schmalen Schultern und bückte sich zu ihm hinunter, so dass sein Gesicht mit dem des Jungen auf einer Höhe
     war. Matthäus zitterte vor Angst.
    »Hör genau zu, Mattes! Lass’ die Tiere nicht im Stich und warte auf uns, was auch passiert. Ich komme zurück, sobald es mir
     möglich ist, und hole dich. Verstanden?«
    Der Junge nickte gehorsam. »Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Herr.«
    »Gut«, sagte Gero und fuhr in ruhigem Ton fort. »Mach dir keine Sorgen. Wir werden deinen Onkel da herausholen, das verspreche
     ich |70| dir.« Mit einem Klaps auf die Schulter entließ Gero seinen Knappen in die Dunkelheit.
    Wie vor einer großen Schlacht bekreuzigte sich ein jeder, und dann schlichen sie lautlos im Schatten von Mauern und Sträuchern
     durch die kalte Nacht.
    Im Zickzackkurs ging es anschließend über das einhundert Fuß breite Gräberfeld, dabei achteten sie nicht mehr darauf, wo sie
     genau hintraten, sondern nur darauf, dass sie nicht über steinerne Kreuze und Grabplatten stolperten. Gero führte sein Streitross
     unter eines der seitlichen Kirchenfenster.
    »Jo, dir wird die undankbare Aufgabe zuteil, dich um Atlas zu kümmern und bis zu unserer Rückkehr im Notfall die Stellung
     zu verteidigen.«
    »Wird gemacht, Sire«, antwortete Johan.
    Struan hatte aus seinen Satteltaschen ein Seil mitgebracht, dessen Ende er an Geros Sattel befestigte, das andere Ende nahm
     er zwischen seine Zähne. Dann schwang er sich flink auf den Percheron, der von allen Schlachtrössern als das nervenstärkste
     galt. Wie ein Seiltänzer balancierte er kurz aus und richtete sich ohne Schwierigkeiten auf dem Rücken des Pferdes auf. Das
     Tier stand stocksteif da und schnaubte nur einmal leise, als wüsste es, was von ihm erwartet wurde. Mit dem massiven Rundknauf
     seines Breitschwertes schlug Struan in kleinen, gezielten und möglichst unauffälligen Schlägen das kunstvolle Glasfenster
     ein, dessen Sims sich auf Höhe seiner Brust befand.
    Der Rhythmus seiner Schläge wurde begleitet von dem grauenvollen Quieken der Schweine, die niemand mehr aus ihren brennenden
     Stallungen herausgeholt hatte, und von dem Echo, das von den Bäumen und Mauern widerhallte. Zwischendurch wurde es übertönt
     von verzweifelt rufenden Menschen und Soldaten, deren Befehle lautstark durch die Nacht gellten.
    Wie von Struan beabsichtigt, brach nur der untere Teil des bleiverglasten Kunstwerkes heraus und hinterließ ein Loch, das
     gerade groß genug war, dass die Männer hindurchschlüpfen konnten. Struan machte es ihnen vor, indem er sich am Fenstersims
     hochzog. Seine Plattenhandschuhe aus dickem Rindleder bewahrten ihn davor, sich an den verbliebenen Glasscherben die Hände
     aufzuschneiden.
    |71| Einen Augenblick verharrte er hockend auf dem schmalen Grat und straffte das Seil, danach ließ er sich geschickt in das Innere
     des Gebäudes gleiten. Ein leiser Pfiff bestätigte den Kameraden, dass sie damit beginnen konnten, ebenfalls über den Fenstersims
     in das ehrwürdige Gemäuer zu klettern. Im Innern der Kapelle war es

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