Das Rätsel der Templer - Roman
einen verspäteten Schwarm Zugvögel,
der in einer Keilformation vorüber zog. Ein ganz und gar friedlicher Anblick. Doch dann ließ ihn ein gurgelndes Geräusch unvermittelt
herumfahren. Es war Johan, der einem Söldner der Krone die Luft abschnürte. Mit hochrotem Kopf hielt er den zappelnden Mann
um den Hals gepackt und drückte ihn der Länge nach auf den Boden nieder.
Bevor Gero begriff, was geschah, huschte ein monströser Schatten an ihm vorbei, von dem er im ersten Moment dachte, es handele
sich um einen angriffslustigen Eber.
Gero sprang auf, um Johan zu helfen, dabei richtete er sein Augenmerk für einen Moment in die ansonsten unverdächtige Umgebung,
auf der Suche nach weiteren Soldaten. Eben konnte er noch sehen, wie Struans mächtige Gestalt mit einem Schwert in der Hand
und im gestreckten Galopp hinter einem dicht bewachsenen Abhang verschwand, der hinunter zum Bach führte.
Der Soldat, den Johan in die Mangel genommen hatte, rührte sich nicht mehr. Er lag auf dem Rücken und starrte mit aufgerissenen
Augen ins Leere.
»Ich glaube, er ist tot«, bemerkte Johan und stand schwer atmend auf. »Er hätte uns verraten«, flüsterte er mit gehetztem
Blick. »Allem Anschein nach war er nicht allein unterwegs. So wie es aussieht, sind unten am Bachufer noch mehr von der Sorte,
und es steht zu befürchten, dass sie Gislingham und das Mädchen in ihrer Gewalt haben.«
Gero warf einen Blick auf den Schlafplatz des Schotten. Amelie war verschwunden, und auch den Engländer konnte er nirgendwo
entdecken.
Johan griff sich je eine Armbrust und gab eine davon an Gero weiter.
Matthäus war mittlerweile auch aufgewacht und gähnte genüsslich. Als er den Toten bemerkte, stieß er einen spitzen Schrei
aus, den Gero |111| sogleich unterdrückte, indem er dem Jungen den Mund zuhielt. »Steh auf, Mattes«, raunte er ihm zu. »Ganz gleich was auch geschieht.
Du bleibst hier und sattelst die Pferde. Rasch!«
»Komm schon, Gero«, rief Johan leise und schwang den Köcher mit den Bolzen in die Richtung, in der Struan entschwunden war.
»Es gibt Arbeit.«
Mit gekrümmtem Rücken und unter dem frenetischen Ansporn seiner übrigen Kameraden stieß der junge Soldat seinen halbsteifen
Penis in die rosige Spalte der jungen Frau. Und obwohl es ihm alles andere als unangenehm erschien, war ihm offensichtlich
nicht klar, ob er die richtige Position gefunden hatte, um die Sache zu Ende zu bringen.
Um ihn nicht noch mehr zu verunsichern, hatte man dem schreienden Mädchen einen mit einem Halstuch umwickelten Stock zwischen
die Zähne gesteckt. Verhalten blickte der noch kindlich wirkende Soldat nochmals zur Seite. Das letzte, was er sah, war ein
großer Schatten, der unvermittelt die warme Morgensonne verdeckte. Und das letzte, was er spürte, war der Aufprall zweier
großer, nackter Füße, die die Sandbank erbeben ließen.
Begleitet von einem unmenschlichen Laut, trennte ein schottisches Breitschwert seinen Kopf vom Rumpf.
Das leblose Haupt fiel mit einem dumpfen Geräusch herab und landete direkt vor Amelies Antlitz. Mit Schaudern wich sie zurück,
als der Tote sie aus gebrochenen Augen anstarrte. Gleichzeitig ergoss sich ein Schwall warmer Flüssigkeit über ihren Nacken,
und es begann metallisch zu riechen. Im nächsten Moment wurde der über ihr zusammengesackte Torso mit eindrucksvoller Kraft
weggerissen.
»Templer!«, brüllte eine panisch klingende Stimme.
Obwohl Struan keinen Mantel trug, war sein Gegner erfahren genug, um allein an Wams, Lederhose und Barttracht zu erkennen,
wen er da vor sich hatte.
Einer der Soldaten versuchte sein Vorhaben, Guy de Gislingham ins Jenseits zu befördern, noch schnell in die Tat umzusetzen,
indem er ihm ebenfalls den Kopf abschlagen wollte. Jedoch ein Surren zerriss die Stille und unterbrach die Bemühungen des
selbst ernannten Scharfrichters jäh.
|112| Gero beobachtete, wie der Bolzen, den er in aller Eile abgeschossen hatte, auf Höhe der Stirn in den Kopf des Soldaten einschlug
wie in eine saftige Melone. Auf der Rückseite des Schädels trat die eiserne Spitze des gut eine Elle langen Geschosses, zusammen
mit spritzendem Blut, wieder heraus.
Bruder Guy hatte sich zu Tode erschrocken zur Seite gerollt, nachdem das Schwert ihn um Haaresbreite verfehlt hatte und dessen
Besitzer, ein kleiner, kräftiger Mann, stöhnend über ihm zusammengebrochen war.
Mit dem zweiten Schuss sandte Johan van Elk die Seele eines
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