Das Rätsel der Templer - Roman
nach wie vor geschwollen, und das Holz zwischen den Zähnen erschwerte ihm, Luft durch den Mund zu bekommen.
Sein Gesicht lief rot an vor Anstrengung, als er versuchte, sich ohne fremde Hilfe von den Knien in den Stand zu erheben.
Amelie war halb wahnsinnig vor Angst. Guy de Gislingham durfte sich immerhin als Templer bezeichnen, selbst wenn er ein kaputtes
Nasenbein hatte und die abgelegten Kleider ihres Vaters auf dem Leib trug. Wie war es möglich gewesen, dass die längst nicht
so ruhmreichen Schergen des Königs ihn so einfach hatten überwältigen können?
Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen. »Ihr irrt Euch«, rief sie mit der Stimme einer Verzweifelten. »Er ist kein
Ordensbruder. Wir sind verheiratet. Das Kreuz hat er beim Würfelspiel gewonnen.«
Würde sie jemand hören, wenn sie um Hilfe schrie? Das Lager war mindestens sechshundert Fuß entfernt. Wahrscheinlich hätten
die Soldaten längst ihre Kehlen durchschnitten, lange bevor Struan und seine verbliebenen Kameraden auf ihre verzweifelte
Lage aufmerksam wurden. Warum, in aller Welt, konnte Struan nicht einfach spüren, dass sie Hilfe brauchten?
Der Kerl mit dem übel riechenden Atem trat hervor, steckte seinen Dolch in den Gürtel und packte Amelie am Arm. Wie eine Eisenzange
drückten sich seine groben Finger in ihr Fleisch.
Die anderen fünf, zwei jüngere Burschen und drei mittleren Alters, sahen ehrfurchtsvoll zu ihm auf. Offenbar war er ihr Anführer.
Bevor er seinen grimmigen Blick auf den bleichgesichtigen Gislingham richtete, der stur zu Boden starrte, machte er eine kaum
merkliche Kopfbewegung.
»Jakob, schau dich oben im Wald um«, zischte er. »Und Pons, du gehst auf die andere Seite des Bachs. Aber seid vorsichtig!
Wir müssen sicherstellen, dass nicht noch mehr von denen hier herumlaufen.« Dann wandte er sich wieder Guy de Gislingham zu.
»Die Hure da behauptet, du seiest ihr Ehemann. Stimmt das?«
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Heilige Maria und Josef
, betete Amelie in Gedanken.
Macht, dass er ja sagt!
Als würde er aus dem Schlaf erwachen, hob Gislingham seinen Kopf und schaute Amelie teilnahmslos ins Gesicht. Trotz der Kälte
standen ihm Schweißtropfen auf der Stirn. Sie wagte es nicht, ihm ein Zeichen zu geben.
Langsam schüttelte er den Kopf. Dabei gab er ein paar grunzende Geräusche von, ganz so, als ob er etwas Wichtiges zu sagen
hätte. Doch der Hauptmann ging nicht weiter darauf ein.
Herr im Himmel, dachte Amelie. Der Teufel soll ihn holen für seine abgrundtiefe Dummheit!
»Nein?«, fragte der Hauptmann überrascht. »Was ist sie dann? Deine Geliebte?« Provokativ blickte er in die Runde und entblößte
grinsend seine schlechten Zähne. »Was meint ihr? Sind sie entflohene Angehörige des Templerordens, oder sind sie ein paar
harmlose Turteltäubchen, die wir bei einem verbotenen Schäferstündchen gestört haben?«
Ein verhaltenes Lachen durchzog die Runde.
»Lasst ihm die Hose runter! Eine Hündin erkennt ihren Herrn, selbst wenn sie blind ist«, sagte einer der Männer. »Wenn sie
keine Scham hat, seinen Gimpel in den Mund zu nehmen, ist sie bestimmt sein Schätzchen.«
»Oder eine Hure!«, rief ein anderer, und alle brachen in Gelächter aus.
Amelie hatte das Gefühl, sich augenblicklich übergeben zu müssen, als jemand dem völlig überrumpelten Gisli das Hosenband
durchschnitt.
»Was ist das denn für eine armselige Vorstellung!«, höhnte der Anführer, als er Gislinghams erschlafften Penis erblickte.
Der englische Grafensohn stöhnte empört auf, als eine grobe Hand sein Glied ergriff und begann, es heftig zu reiben.
»Oh, es scheint doch noch Leben darin zu wohnen, Kamerad. Wer hätte das gedacht?«, rief einer der Soldaten.
Gislingham lief rosarot an, etwas, das die Meute sichtlich amüsierte.
»Los, knie nieder«, krächzte der Hauptmann erregt und drückte mit der anderen Hand Amelies Schulter in Richtung Boden.
Amelie spürte den nassen, kalten Sand unter ihren Knien. Verzweifelt versuchte sie, sich auf Gislis Bauchnabel zu konzentrieren,
der sich ihr unter dem viel zu kurzen Gewand ihres Vaters neugierig entgegen |108| wölbte. Die Haut des Engländers hatte die Farbe fein gemahlenen Mehls und seine haarlosen Lenden waren übersät mit verschieden
großen Muttermalen. Ihre Magd hatte einmal erzählt, dass jedem der Male eine Bedeutung zukäme und die Anzahl und die Beschaffenheit
etwas über die eigene Zukunft aussagte. Wenn es stimmen sollte, was die alte Frau
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