Das Rätsel der Templer - Roman
Lage, zu Fuß und mit einer Waffe im Anschlag, einem Reiter auf Dauer zu folgen. Doch wegen des
unwegsamen Gestrüpps und etlicher quer liegender Baumstämme kamen die Tiere nicht so schnell voran, wie man es auf freiem
Feld erwarten durfte. Daher hörte Gero nach einiger Zeit dicht hinter sich ein entschlossenes Keuchen.
»Flieh zum Kloster!«, rief er Matthäus zu. »Immer geradeaus!« Er ließ die Zügel des Flamländers fahren und schlug ihm mit
der flachen Seite seines Schwertes auf das Hinterteil. Er selbst hielt seinen Hengst zurück und zwang ihn zu einer Kehrtwende,
womit er sich dem Gesindel entgegen stellte.
Bereits dem ersten Angreifer schlitzte er den Hals auf. Purpurnes Blut spritzte direkt unter dem Ohr des Mannes heraus. Stöhnend
brach der dunkel gelockte Gegner zusammen. Auf dem Rücken liegend, presste er eine Hand vergeblich auf die Wunde. Doch die
übrigen Räuber ließen sich vom Schicksal ihres Kumpans nicht abschrecken und setzten Gero und seinem Hengst nach. Immer wieder
stieg Atlas hoch, was dazu führte, dass die Männer mehr und mehr das Pferd attackierten.
Gero wollte es nicht riskieren, dass sein Hengst durch ein Schwert oder eine Axt verletzt wurde. Deshalb sprang er in einem
günstigen Moment aus dem Sattel und scheuchte das Tier von sich fort. Zu Fuß stellte er sich nun den Angreifern. Voller Hass
schlug er auf sie ein. Schnell hatte er sie auf einen respektvollen Abstand gebracht. Umso mehr verwunderte ihn das hämische
Grinsen, das die Männer sich zuwarfen.
|179| Plötzlich erkannte Gero die Falle. Ein weiterer Mordgeselle hatte sich hinterrücks aus dem Gebüsch herangeschlichen. Der Lombarde
schaffte es, ihm mit dem Schwert das Kettenhemd zu spalten und ihm schmerzhaft den Arm aufzuschlitzen. Dunkel quoll das Blut
in den Stoff seines zerfetzen Wamsärmels.
Wie eine wütende Hornisse schnellte Gero herum und schlug die Klinge des flinken Anderthalbhänder in das ungeschützte Hinterteil
des Gegners, der ihm die Wunde am Oberarm verursacht hatte. Überrascht zuckte der Mann zusammen und packte sich keuchend an
seinen Hintern, wo ein Riss im Stoff seines zweifarbigen Gewandes eine klaffende Wunde offenbarte. Als er das warme Blut zwischen
seinen Fingern spürte, trat er brüllend den Rückzug an. Unsicher wichen seine Begleiter nun zurück, dabei warfen sie sich
auf lombardisch Worte zu. Anscheinend stritten sie darüber, wer sich dem Kreuzritter als nächster entgegenstellen sollte.
Gero nutzte ihre Unentschlossenheit und sah sich nach Matthäus um. Ob der Knappe vom Pferd abgestiegen oder schon wieder abgeworfen
worden war, konnte er indes nicht ausmachen. Jedenfalls hatte der verrückte Flamländer die Flucht ergriffen, und Matthäus
drückte sich nur unweit entfernt angsterfüllt an eine mächtige Eiche.
Geros Percheron war dem Flamländer gefolgt; beide Rösser standen wie ein einträchtiges Pärchen am gegenüberliegenden Rand
der kleinen Lichtung.
»Komm, wir müssen weg hier!«, brüllte Gero dem Jungen zu.
Johan hatte inzwischen eine Bresche durch den nachfolgenden Mob geschlagen, und Struan hatte Amelie über die Lichtung hinweg
in Sicherheit gebracht, dann war er Johan zur Hilfe geeilt.
Zwei Männer hatten sie bereits kampfunfähig gemacht, und zwei andere Räuber, denen der grausam vernarbte Ritter mit den roten
Haaren nicht geheuer erschien, rannten nun wieder in Geros Richtung.
Ungeachtet seiner Verletzung lief Gero davon. Dabei riss er Matthäus, der nicht wusste, wie ihm geschah, von den Füßen, und
umklammerte den dünnen Oberarm des Jungen wie einen Schraubstock, während er ihn mit sich zog.
Matthäus hatte Mühe seinem Herrn zu folgen, verhedderte sich in dessen Chlamys und fiel der Länge nach hin. Mit Geros Hilfe
rappelte |180| er sich wieder auf und hastete weiter. Er trat in Kaninchenlöcher und stolperte über Wurzelstöcke. Geros Absicht bestand darin,
den Jungen wenigstens auf ein Pferd zu setzen, damit er zusammen mit Amelie die Flucht ins nahe Kloster antreten konnte.
Als er mit dem Jungen die Lichtung fast überquert hatte, brauste mit einem Mal ein Tosen auf, das zugleich von einem ohrenbetäubenden,
rhythmischen Hämmern begleitet wurde. Gleichzeitig verspürte Gero einen ungewohnt heftigen Druck auf den Ohren, der ihm das
Gefühl vermittelte, dass sein Schädel zu zerspringen drohte. Während er sein Gesicht unwillkürlich zu einer schmerzverzerrten
Grimasse verzog, beobachtete er,
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