Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8
treffen.“
„Ja, hoffentlich wird alles gut“, murmelte Theodorus leise.
Battos sah ihn scharf an. „Wie meinst du das?“
Seufzend hob der Priester die Schultern. „Nichts, schon gut.“
Battos sah ihn kritisch an, verzichtete aber darauf, weitere Fragen zu stellen. Stattdessen legte er seinem Sohn einen Arm um die Schultern.
„Oh, Vater“, murmelte Philippos. „Lass die Wahl auf Eleftheria fallen!“
„Das, mein Sohn, liegt nicht in meiner Macht“, entgegnete Battos.
In der Zwischenzeit hatten Thargelia, Korobios, Androtion, Kim, Kija und einige andere Helfer die Quelle bereits wieder verlassen und den Apollontempel erreicht, in dem das übliche Tieropfer dargebracht worden war.
Nachdem sich die Pythia an den Kräutern berauscht hatte, begab sich die kleine Gruppe ins Adyton, wo Thargelia im Licht des ewigen Feuers auf dem Dreifuß Platz nahm. Kim hielt sich im Hintergrund und beobachtete die Pythia genau. Aber auch Kim selbst fühlte sich beobachtet. Es schien ihr, als lasse Androtion sie nicht aus den Augen. Kija hatte sich diesem Blick entzogen, indem sie sich hinter dem Stamm des heiligen Lorbeerbaums versteckt hatte.
Heute verhielt sich Thargelia ganz anders als beim letzten Mal. Sie lächelte. Aber es war ein seltsames Lächeln, denn ihre Augen lächelten nicht mit. Das Lächeln wirkte unsicher, aufgesetzt und falsch, fand Kim. Plötzlich wurde die Pythia ernst. Sie presste die Lippen fest aufeinander.
Hinter dem Vorhang wurden Geräusche laut. Leon und Julian waren offenbar gerade mit Philippos und Theodorus erschienen.
Und schon dröhnte die tiefe Stimme des Priesters durch den düsteren Raum: „Ich, Priester von Delphi, der Apollon geweihten heiligen Stätte, frage dich, großer Gott Apollon, im Namen von Philippos: Wird er Phano heiraten?“
Gespannte Stille. Nur das Knistern des heiligen Feuers war zu hören. Gebannt blickte Kim zur Pythia. Jetzt reichte Korobios ihr die Schale mit den Bohnen.
Die Pythia nahm die Schale und griff hinein. Dann geschah eine kleine Ewigkeit lang nichts. Schließlich erschien wieder das merkwürdige Lächeln auf den Lippen der Pythia. Dann begann sie albern zu kichern. Sie gab der Schale einen Schubs. Mit einem Scheppern schlug diese auf dem Boden auf. Kim erschrak – die Schale war leer! Also musste Thargelia beide Bohnen in der Hand halten! Wieder kicherte die Pythia, doch nun klang es nicht albern, sondern hysterisch.
Urplötzlich fuhr sie vom Dreifuß hoch und begann zu kreischen. Ihre schrille Stimme hallte durch das Adyton und Kim hielt sich, auch wenn es an diesem geweihten Ort zweifellos unangebracht war, die Ohren zu. Kija machte einen Buckel. Und jetzt, jetzt endlich öffnete die Pythia die linke Hand. Achtlos ließ sie die schwarze Bohne auf den Boden fallen. Dann streckte Thargelia die rechte Hand aus und zeigte sie Korobios. Eine weiße Bohne lag klein und unscheinbar darin.
„Apollon hat gesprochen!“, rief der Oberpriester. „Die Antwort lautet: Ja!“
Ein unterdrückter Aufschrei war hinter dem Vorhang zu hören. Kim schloss die Augen. Armer Philippos, dachte sie.
Nach dieser Befragung war die Pythia so erschöpft, dass eine Pause eingelegt werden musste. Kim rannte mit Kija zum Eingang des Apollontempels. Dort standen Julian und Leon bei Philippos und seinem Vater Battos. Auch der Priester Theodorus war dabei.
„Welch ein Unglück, bei Aphrodite!“, jammerte Philippos. „Ich liebe Eleftheria. Und jetzt muss ich diese, diese unendlich häss…“
„Zügle deine Zunge, mein Sohn!“, unterbrach Battos ihn. „Oder willst du den Willen der Götter anzweifeln? Das Orakel hat gesprochen und es hat eine gute Wahl getroffen.“
„Du hast gut reden, du musst Phano ja auch nicht heiraten!“, brauste Philippos auf.
Für einen Moment schien es, als würde Battos wütend werden. Aber er beherrschte sich. „Beruhige dich“, sagte er väterlich. „Nicht nur Äußerlichkeiten zählen, auch die inneren Werte sind wichtig. Und Phano ist eine kluge Frau.“
Doch Philippos war untröstlich. „Und dieser verlogene Medias hat mir vorhergesagt, dass die Wahl auf Eleftheria fallen würde. Wenn ich den erwische! Das gibt Ärger, das kann ich ihm prophezeien. Außerdem will ich mein Geld zurück!“
Theodorus räusperte sich und sagte: „Auf Medias darfst du nicht hören. Er ist ein Betrüger. Er sagt den Leuten immer das, was sie hören wollen. Irgendwann wird auch er den Zorn Apollons auf sich ziehen – so wie
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