Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8
suchte die Kinder! Doch dann wendete er das Pferd und ritt davon.
„Puh!“, entfuhr es Kim. „Das war knapp! Danke, Kija!“
„Ja, wir haben wohl noch mal Glück gehabt“, flüsterte Julian. „Aber was ist mit Sitalkes?“
Da ertönte ein entsetzlicher Schrei, der Kim, Julian und Leon das Blut in den Adern gefrieren ließ. Diesen Schrei, davon waren sie überzeugt, hatte Sitalkes ausgestoßen. Dann senkte sich völlige Ruhe über den Olivenhain.
Eine geheimnisvolle Botschaft
Eine geheimnisvolle Botschaft
Mehrere Minuten kauerten die Freunde noch in ihrem Versteck. Sie hatten das Gefühl, sich vor Furcht keinen Zentimeter mehr bewegen zu können.
Leon war es, der sich als Erster aus dem Gebüsch wagte. Kija folgte ihm, dann Kim und schließlich auch Julian. Nach wie vor herrschte diese gespenstische Stille.
„Ob Sitalkes noch … noch hier ist?“, überlegte Julian laut.
„Möglich“, flüsterte Kim. „Vielleicht wurde er niedergeschlagen und braucht unsere Hilfe. Wir müssen ihn suchen.“
Und so nahmen sie ihren ganzen Mut zusammen und durchkämmten den Hain. Jedoch ohne Erfolg. Dann liefen sie zur Hütte und informierten Sitalkes’ Frau. Diese reagierte erstaunlich gefasst auf den Vorfall, lief mit den Freunden zurück zur Stadt und alarmierte einen Hopliten. Danach trennten sich ihre Wege, denn Leon, Kim und Julian trotteten weiter zur Tempelanlage.
„Sollen wir auch noch Korobios informieren?“, fragte Kim.
„Ne, lieber nicht“, erwiderte Julian. „Korobios wird nicht begeistert sein, dass wir uns aus dem Tempelbezirk geschlichen haben. Womöglich bestraft er uns oder wirft uns hinaus.“
„Stimmt, die Gefahr besteht“, sagte Leon. „Dann sollten wir zusehen, dass wir unauffällig zurück in unser Zimmer kommen. Ich bin allerdings überhaupt nicht müde – und ihr?“
Auch Kim und Julian waren noch hellwach. Gemächlich schlenderten sie auf die Agora. Aus den Schenken drang der Lärm fröhlicher Zecher. Auch im „Dionysos“ schien demnach noch einiges los zu sein. Neugierig warfen die Freunde einen Blick durchs Fenster und entdeckten prompt Medias. Der Seher hockte zusammen mit dem heiratswilligen Philippos an einem Tisch. Jetzt sah Medias in die Richtung der Freunde und winkte ihnen zu.
„Ob Philippos schon weiß, wann er zur Pythia vorgelassen wird?“, rätselte Julian.
„Fragen wir ihn doch ganz einfach“, schlug Leon vor.
Kim und Julian waren einverstanden.
„Aber wir sagen Medias kein Wort von dem, was wir vorhin mit Sitalkes erlebt haben“, schränkte Julian ein. „Ich traue dem Mann immer noch nicht.“
In der Schenke war es heiß und stickig. Fast alle Tische waren besetzt. Medias blickte die Freunde mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Solltet ihr nicht längst im Bett sein, beim Zeus?“, fragte er grinsend.
Die Freunde setzten sich zu ihm und Philippos.
„Uns war es zu heiß, wir konnten nicht schlafen – da haben wir eben einen kleinen Spaziergang gemacht“, erzählte Kim mit einem treuherzigen Augenaufschlag.
Der Seher erwiderte Kims Blick, und plötzlich hatte sie das Gefühl, als würde Medias in ihren Gedanken lesen wie in einem offenen Buch. Beschämt senkte Kim den Blick.
Leon erkannte die Situation und sprach Philippos an: „Wann darfst du das Orakel befragen?“
Philippos schaute ihn aus etwas glasigen Augen an. Offenbar hatte er reichlich Wein getrunken. „Zum Glück schon morgen, bei Aphrodite! So wurde es mir jedenfalls von den Prophetes versprochen. Aber ich halte die Warterei kaum noch aus! Gerade hat mir Medias aus der Hand gelesen – und gesagt, dass es gut für mich aussieht, nicht wahr, Medias?“
Beruhigend tätschelte der Seher die Hand des jungen Mannes. „Bestimmt, mein Freund. Apollon wird durch den Mund der Pythia sprechen und dir hoffentlich raten, dich mit deiner Eleftheria zu vermählen.“
Philippos blickte Medias kritisch an. „Wieso hoffentlich?“ Seine Stimme klang misstrauisch. „Ich denke, du bist dir so sicher? Wofür habe ich dich bezahlt?“
Medias sog hörbar die Luft ein. „Nun, bei Irini wäre ich mir sicher gewesen. Aber seitdem Thargelia Pythia ist …“
Interessiert beugte sich Julian vor. „Wie meinst du das?“
Medias warf einen Blick über die Schulter und vergewisserte sich, dass der Wirt gerade nicht der Nähe war. „Na ja, man hört so einiges“, sagte er dann geheimnisvoll.
„Was genau hört man?“, setzte Julian nach.
Medias schüttelte den Kopf. „Kein Wort mehr von mir. Ich
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