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Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8

Titel: Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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heimlich zu verlassen. Noch einmal hatten sie versucht, die rätselhafte Botschaft zu entschlüsseln, aber es war ihnen nicht geglückt. Die Kinder waren davon überzeugt, dass die Lösung des Falls mit diesem Brief zu tun hatte. Nun hofften sie, Medias in der Stadt zu finden. Vielleicht hatte er etwas von Theodorus gehört. Der Seher hatte seine Augen und Ohren schließlich überall.
    Auch diesmal hatten die Freunde Glück: Medias saß in seinem Lieblingsgasthaus „Zum Dionysos“ allein vor einem Becher Wein.
    „Nanu, keine Kundschaft?“, fragte Kim zur Begrüßung.
    Der Seher lächelte ihr zu. „Gerade weg.“ Er zog einen prallen Beutel unter seinem Chiton hervor und ließ die Münzen darin klimpern.
    Die Freunde setzten sich an Medias’ Tisch.
    „Hast du schon gehört, dass …“, hob Julian an.
    „…Theodorus verschwunden ist?“, vollendete Medias den Satz und nahm sich eine schwarze Olive aus einem Schälchen. „Na klar, beim Zeus. Habt ihr etwas damit … zu tun?“
    „Wir?“ Julian lachte. „Nein, natürlich nicht.“
    Medias lachte nicht. „Hätte ja sein können. Man hört so einiges“, sagte er kühl.
    „Wie meinst du das?“, fuhr Kim auf.
    Medias erwiderte nichts, sondern starrte zur Tür. Die Freunde folgten seinem Blick – und waren erstaunt. Gerade betraten Philippos und Battos die Schenke. Blitzschnell sprang Medias auf. „Zeit zu gehen, Freunde“, zischte er, warf ein paar Münzen auf den Tisch und floh durch das offene Fenster nach draußen.
    Leon grinste. „Gut, dass Philippos ihn nicht erwischt hat. Der war ja ganz schön sauer auf unseren großartigen Seher.“
    Philippos und Battos setzten sich an einen Tisch in der Ecke. Während Philippos dumpf vor sich hin brütete, zog sein Vater eine Papyrusrolle aus einem Beutel und breitete sie auf dem Tisch aus. Dann gab er dem Wirt ein Zeichen. Diensteifrig eilte dieser herbei und nahm eine Bestellung auf.
    „Was machen die noch hier?“, überlegte Kim laut. „Philippos hat das Orakel doch schon befragt.“
    „Finden wir es heraus“, schlug Julian vor und hatte sich schon erhoben.
    „Ah, die kleinen Diener aus dem Orakel! Setzt euch doch“, begrüßte Battos die Kinder freundlich. Er strich das Papyrusstück vor sich glatt. Dann holte er aus seiner Tasche ein gespaltenes Schilfrohr und Tinte hervor.
    „Oh, du musst noch arbeiten?“, fragte Kim ihn neugierig.
    Battos warf ihr einen gönnerhaften Blick zu. „Geschäftsmänner müssen immer arbeiten, wenn sie Erfolg haben wollen.“ Dann tunkte er das Schilfrohr in die Tinte und begann zu schreiben.
    Unterdessen unterhielten sich die Freunde mit Philippos und versuchten, ihn ein wenig aufzuheitern. Allmählich wurde der junge Mann etwas gelöster – vor allem, als der Wirt für ihn und seinen Vater je einen großen Kylix Wein brachte. Battos lud die Freunde zu Ziegenmilch, Brot und Obst ein. Doch Leon war nicht richtig bei der Sache. Immer wieder warf er einen heimlichen Blick auf die Zeilen, die Battos gerade niederschrieb. Es schien sich um eine Art Vertrag zu handeln. Doch der Inhalt des Schreibens interessierte Leon weniger. Da war etwas anderes, was seine Augen magisch anzog. Und plötzlich wusste er, was es war! Dem Jungen wurde siedend heiß. Seine Gedanken überschlugen sich. Er musste dieses Schreiben haben – unbedingt! Zum Glück kam ihm eine Idee. Scheinbar unabsichtlich stieß er seinen Becher mit Milch um, die sich prompt über den Brief ergoss.
    „Kannst du nicht aufpassen?“, rief Battos wütend. Er riss den Brief hoch, aber es war schon zu spät: Ein Teil der Tinte hatte sich mit der Milch vermischt und war verlaufen. „So ein Mist!“, stöhnte Battos. „Jetzt kann ich noch mal von vorn anfangen.“
    „War keine Absicht!“, sagte Leon schuldbewusst.
    „Schon gut“, knurrte Battos. „Aber jetzt sieh dich vor!“ Und dann tat er das, was Leon gehofft hatte. Battos knüllte den Brief zusammen und warf ihn achtlos unter den Tisch.
    Leon spähte hinunter – der Brief lag nicht weit von seinem Fuß entfernt. Nun kam der Wirt und wischte den Milchsee vom Tisch. Niemand achtete auf Leon. Rasch bückte er sich, schnappte sich das Papyrusstück und ließ es unter seinem Chiton verschwinden. Mit klopfendem Herzen setzte er sich wieder auf die Bank und warf verstohlene Blicke in die Runde. Niemand schien seinen Schachzug bemerkt zu haben! Jetzt mussten sie sich hier nur möglichst bald loseisen. Denn Leon brannte darauf, Kim und Julian von seinem Verdacht

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