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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Inkubationszeit benötigt, unmöglich.“
    „Gleich zwei Gegenargumente: Erstens ist das nur durch einen einzigen Fall belegt, also kann es sich um einen Trugschluß handeln. Zweitens – es muß sich um ein neues Virus handeln, dessen Vitalrhythmus wir nicht kennen, und das von ihm als Wirt bevorzugte Gebiet des Körpers ist offenbar sehr klein. Also könnte eine viel schwächere Vermehrung als sonst üblich bereits wirksam werden.“
    „Schwach. Und nun Argument zwei: Die Plötzlichkeit des Ausbruchs.“
    „Dagegen läßt sich schwer etwas sagen. Allerdings wissen wir von keinem Kranken direkt, daß er sich vorher mopsfidel und ganz normal gefühlt hätte. Für diese Schlußfolgerung gibt es wieder nur ein Beispiel. Aber die Plötzlichkeit selbst – muß ich anerkennen. Hast du noch mehr?“
    „Ja, noch eins. Der Kollege vom Umweltschutz hat etwas herausgefunden.“
    „Das sagst du erst jetzt?“
    „Pscht, ruhig! Er hat angerufen, als du geschlafen hast. Man hat dort festgestellt, daß alle Erkrankten in der fraglichen Zeitspanne Milch getrunken haben.“
    „Milch! Ist doch lächerlich. Milch trinkt jeder.“
    „Und daß die Auslieferung der Milch – als einzige Lebensmittellieferung – für die Südstadt getrennt erfolgt.“
    „Ach nee. Da siehst du mal, wohin die blinde Statistik führt.“
    „Na, ich weiß nicht, ich würde das nicht so abtun.“
    „Unsinn. Jeder trinkt Milch. Ich hab auch Milch… getrunken…“ Seine Stimme war plötzlich kleinlaut geworden.
    „Eben. Und ich hab Fräulein Trappe hier gefragt, sie hat am Nachmittag, als sie hier angekommen war, ebenfalls Milch getrunken.“ Aber der Chefarzt gab sich nicht so schnell geschlagen.
    „Zwei- bis dreitausend Bürger, nur mal geschätzt, trinken Milch in der Südstadt. Nicht mal ein Prozent davon wird krank. Wo kann da eine Vergiftung sein?“
    „Das ist der schwache Punkt“, räumte die Ärztin ein. „Also: für beide Hypothesen gibt es Argumente, beide haben viele schwache Punkte. Deshalb muß man beide verfolgen. – Halt, hier tut sich was!“ Sie blickte konzentriert auf Schirin Trappe und das EEG-Gerät.
    Die Kurve, die langsam über den grünlich schimmernden Schirm lief, wurde unruhig. Die ausgeprägten Höhen und Tiefen, die Schlafspindeln verschwanden, die Zacken blieben flach, wurden aber häufiger. Dr. Baatz drückte auf die Stoppuhr. „Desynchronisation nach gut anderthalb Stunden. Jetzt bin ich gespannt, ob sie erwacht wie am Tage oder ob sie durchschläft.“
    „Was würdest du daraus schließen?“ fragte der Chefarzt.
    „Wenn sie durchschläft, würde ich das für positiv halten. Das würde bedeuten, daß der normale biologische Rhythmus weiterbesteht und er nur von einer Störung überlagert ist. Wenn sie aber nicht durchschläft, sieht die Sache schlimmer aus, dann muß man fürchten, daß der natürliche Rhythmus gestört ist und damit auch die Formation, die ihn steuert, das retikuläre System. Dann könnte der Schaden irreparabel sein.“
    „Verdammt“, sagte der Chefarzt, „wenn wir bloß mehr Enzephalografen hätten. Alle müßten gleichzeitig angeschlossen sein, dann hätte man Vergleichsmaterial.“
    „Ingenieur Andropow bringt zehn Geräte mit, ganz neue Typen, die Nullserie. Die werden uns mehr erzählen.“
    „Na ja“, wandte der Chefarzt ein, „neue Geräte, man muß erst lernen, damit zu arbeiten…“
    Monika Baatz atmete tief durch.
    „Schon gut“, sagte der Chefarzt, der dieses Durchatmen auf seinen Einwand bezog.
    „Nein, hier“, sagte die Ärztin, „der Schlaf synchronisiert sich wieder!“
     
    „Bitte machen Sie in der Molkerei dort weiter, und wenn sich noch etwas ergibt, rufen Sie sofort an!“ Herbert schaltete das Video in der Flugleitung ab und wandte sich an Major Wendler. Aber der hatte schon verstanden, was auf dem Spiel stand.
    „Die Übung wird abgebrochen!“ befahl er. „Führen Sie die drei Maschinen auf dem zeitlich kürzesten Wege zurück!“
    „Was sind das für Maschinen?“ fragte Herbert. „Ich meine, wie stark ist die Besatzung?“
    „Einsitzer“, sagte der Major ernst.
    „Und was ist, wenn…? Könnt ihr solch eine Maschine automatisch landen?“
    Der Major schüttelte den Kopf. „Sie kann eine Zeitlang automatisch fliegen, nicht sehr lange, dazu ist sie zu schnell. Aber landen – nein. Das einzige, was wir von hier aus tun können, ist das Katapult auszulösen.“
    „Dann würde ich das bei der Kursfestlegung für den Rückflug einkalkulieren“,

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