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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Mixkunst Wert zu legen.
    „Und wieso habe ich gar nichts gesehen?“ fragte Wiebke, nachdem sie der Erfrischung wenigstens einige Augenblicke andächtigen Schweigens gewidmet hatte.
    „Die Tulpe!“ sagte K. O. „Die Mixtulpe. Theoretisch würde man doch den gleichen Effekt erreichen, wenn der Becher sich drehen und der Quirl still stehen würde!“
    Jetzt verstand Wiebke. „Eine Trommel meinst du – die Folie in einer Trommel, und auf der Achse der Laser!“
    „Na siehste“, sagte K. O. und zog sich ein Stück Papier heran. „Und nun wollen wir mal rechnen!“
     
    Leif Amwald langweilte sich. Seit einer Stunde bearbeiteten die drei Studenten jene achtzehn Objekte, die der Rechner aussortiert hatte. Das klickte, summte, blinkte ununterbrochen, die drei riefen sich aha und oho und ab und zu unverständliche Abkürzungen zu – nur Leif verstand nichts von dem, was da vorging. Stören wollte er nicht, helfen konnte er nicht – er fühlte sich überflüssig!
    Seine Gedanken gingen spazieren. Es dauerte nicht lange, da waren sie bei Schirin angekommen. Eine flüchtige Bekanntschaft? Er gestand sich ein, daß sie das schon nicht mehr war – spätestens seit dem Augenblick am Video, als er um sie Angst gehabt hatte. Merkwürdig, sie sah auf dem Videoschirm genau so attraktiv aus wie in Natur. Als er diese Feststellung in Gedanken formuliert hatte und ihr nachhorchte, mußte er lachen. Na, das war doch schon die Äußerung eines Verliebten!
    Und sie – war sie ihm hierher nachgelaufen? Leif überschätzte sich nicht. Der Hauptgrund war er sicherlich nicht. Aber ihr gemeinsamer Abend gestern – tatsächlich erst gestern – war schön gewesen. Warum sollte er also nicht eine Rolle dabei spielen, wenn auch nur eine kleine? Ich muß mir etwas einfallen lassen, dachte er, das wir unternehmen können, wenn wir mit der Sache hier fertig sind. Ich hab ja noch Urlaub, und sie wird sicherlich welchen kriegen, wenn sie darum bittet…
    Plötzlich wurde ihm wieder bewußt, daß Schirin krank war. Er hatte noch einmal mit ihr über Video gesprochen und wußte Bescheid. Warum bin ich nicht mehr besorgt um sie? fragte er sich. Woher diese Sicherheit, daß alles gut ausgeht? Vielleicht weil wir gewöhnt sind, daß die meisten Probleme sich lösen lassen? Aber es gibt doch noch Unglück, das die Menschen überfällt? Oder fehlt mir etwas, das andere Leute haben, bin ich unfähig, irgend etwas schwerzunehmen? Er schüttelte den Gedanken ab. Aber nun konnte er nicht mehr untätig herumsitzen. „Was bedeuten denn die Autonummern hier?“ fragte er und zeigte auf den Zettel, den die Studentin neben sich liegen hatte.
    Die Studentin blickte auf und sah ihn zweifelnd an. „Ach so“, sagte sie dann, „du bist ja Physiker. Das sind die Bezeichnungen, unter denen die Biester im Mikrobiologischen Katalog aufgeführt sind. Von den gängigsten Arten haben wir ja Vergleichsbilder hier, aber bei einigen werden wir wohl die Zentralbibliothek bemühen müssen. Hab ich schon angemeldet und einen Termin gekriegt für 23.30 Uhr MEZ.“
    „Mitteleuropäische Zeit – wo ist die Bibliothek denn?“
    „Ich meine unsere, die Biologische Zentralbibliothek in Leningrad. Ihr habt doch in der Physik bestimmt auch so was!“
    Leif bejahte. „Und wenn ihr sie dort auch nicht findet, dann handelt es sich um eine unbekannte Art!“
    „Das ist nicht gesagt“, ließ sich der kleinere Student hören, „aber dann sind wir erst mal am Ende unserer Kurist. Da haben wir gleich was für Professor Novak, der heute nacht kommt.“
    „Wohl so eine Kapazität?“
    „Allerdings. Aus Prag. Hat eben alles auch eine gute Seite. Sonst sieht man solche Leute nur am Bildschirm, allenfalls später mal auf Kongressen.“
    Die Studentin hatte aufgehört, Bilder zu vergleichen, und blickte von einem zum anderen. Nun sah sie Leif mit großen, braunen Augen an. „Du mußt aber nicht denken“, sagte sie, „daß wir bloß deshalb so eifrig sind!“
     
    Der Kommandeur war gekommen, hielt sich aber im Hintergrund und überließ Major Wendler die Leitung. Herbert Lehmann, der den Betrieb nicht kannte, merkte den Genossen nichts an, aber er spürte doch die Spannung, die über allem lag. Für die Offiziere und Unteroffiziere der Flugleitung war die Situation schon deshalb erregend, weil sich sonst nie so viele Menschen hier aufhielten. Hinter jedem Genossen stand ein zweiter, bereit, sofort die Tätigkeit aufzunehmen, wenn sein Vordermann ausfallen sollte. Auf dem

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