Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Oder im festen Plastmaterial Explosionen erzeugen? Aber warum den eigenen Kopf martern, wenn man Verwandte hat? Onkel Richard muß helfen.
    Onkel Richard machte ein brummiges Gesicht, als er vor dem Videoschirm erschien; Wiebke hatte ihn von einer Partie Go weggeholt. Aber er konnte seiner Lieblingsnichte nichts abschlagen. Geduldig hörte er an, was Wiebke berichtete.
    „Deine ewige Rumprobiererei!“ knurrte er, als sie schwieg. „Wann wirst du endlich anständige wissenschaftliche Arbeit machen! Experimentierst da ins Blaue…“
    „Tut dein linker Ringfinger immer noch manchmal weh?“ fragte Wiebke in unschuldigstem Ton. Dieser Ringfinger war ihr stärkstes Argument – Onkel Richard hatte ihn als junger Wissenschaftler infolge seiner Experimentierwut eingebüßt. Das Argument traf auch diesmal ins Schwarze.
    „Schon gut, schon gut“, sagte er, „hast recht, tob dich aus. Hauptsache, es kommt etwas dabei heraus. Also, was war das?“
    Er hatte wie üblich nur zerstreut zugehört und rief sich nun ins Gedächtnis, was Wiebke gesagt hatte. Sie wußte, daß sie ihn dabei nicht stören durfte.
    „Am besten gefällt mir dein Gedanke“, sagte er nach einer Weile, „die Explosion im festen Plastmaterial selbst zu erzeugen. Es müßten viele kleine, sehr schnelle Explosionen sein, so daß das Material selbst als Druckbehälter wirkt. Versuch's doch mal mit einem starken Impulslaser. Wär das was?“
    „Laser!“ sagte Wiebke verblüfft. „Daß ich darauf nicht selbst gekommen bin.“
    „Gewußt, wo“ triumphierte Onkel Richard. „Übrigens hat doch kürzlich jemand darüber geschrieben, warte mal…“ Und er nannte aus dem Kopf drei, vier Artikel aus wissenschaftlichen Zeitschriften. „Reicht dir das?“
    „Völlig!“ sagte Wiebke. „Zum Dank wünsche ich dir, daß du deine Partie Go gewinnst!“
    „Kein Problem, ich spiel ja gegen mich selbst!“ brummte Onkel Richard.
     
    Der Hubschrauber landete vor der Flugleitzentrale. Als Herbert Lehmann herausgeklettert war, trat ihm ein Offizier entgegen und legte die Hand an die Mütze: „Genosse Beauftragter der Regierungskommission – Objekt bereit zum Empfang der Sondertransporte. Es meldet Major Wendler, Diensthabender Offizier der Flugleitung.“
    Herbert dankte verwirrt und gab dem Offizier die Hand. Fehlt bloß noch die Ehrenkompanie, und der diplomatische Akt ist vollkommen! dachte er. Und was bin ich hier? Beauftragter der Regierungskommission? Bisher hatte er nur gewußt, daß er im Auftrag von Dr. Monika Baatz die sowjetischen Genossen in Empfang nehmen und zum Kreiskrankenhaus bringen sollte. Sie hatte ihn über Video dringend darum gebeten, und er hatte die weiteren Nachforschungen in der Molkerei dem Oberleutnant überlassen.
    „Wo möchten Sie sich aufhalten?“ fragte der Offizier.
    „Zunächst muß ich einiges mit Ihnen besprechen, später dann wäre ich gern selbst in der Flugleitung dabei, wenn das den Betrieb nicht stört.“
    „Selbstverständlich nicht“, sagte der Major. „Bitte kommen Sie, ich darf doch vorangehen.“
    Als sie ins Helle traten, sahen sich beide unauffällig an. Der Major lächelte plötzlich, und in diesem Augenblick wußte Herbert, daß er ihn kannte. Aber woher?
    „Bezirksliga, vor vier oder fünf Jahren!“ sagte der Major. „Ich war Linksaußen bei Vorwärts. Sie standen im Tor von Wissenschaft.“
    „Richtig!“ Herbert freute sich. „Heute halte ich andere Bälle.“
    „Diplomatische?“

    „Um Himmels willen“, wehrte Herbert ab. „Umweltschutz.“
    „Aua!“ rief der Major. „Wer hat auf dem Gebiet schon ein ganz reines Gewissen. Neulich zum Beispiel…“
    Herbert spürte eine gewisse Verlegenheit im Geplauder des Offiziers, und er wußte auch den Grund. Es war immer dasselbe, wenn man einen alten Bekannten aus der Armee traf: Im ersten Moment gab es kleine Schwierigkeiten mit dem Du oder Sie. Er mußte dem anderen die Entscheidung abnehmen. „Wo wir jetzt hingehen“, fragte er, „hast du da eine Videoverbindung?“
    „Hab ich“, sagte der Major, „es kam auch schon ein Anruf für dich, vom Kreiskrankenhaus, du sollst zurückrufen.“
    Sie betraten ein kleines Zimmer. Herbert wollte gleich das Video einschalten, aber der Major blickte auf die Uhr und sagte: „Warte noch einen Moment, jetzt geht hier gleich was los. Drei Maschinen starten zu einem Nachtflug. – Da.“ Alles im Zimmer schien zu vibrieren.
    „Euer normaler Betrieb läuft weiter?“ fragte Herbert, als wieder Ruhe

Weitere Kostenlose Bücher