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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Skalen.
    Der Direktor deckte das Mikrofon mit der Hand ab. Er zeigte auf eine andere Skale, deren Zeiger sich zitternd verschob. „Hier ist das Hauptmanometer“, erklärte er, „die drei Feinmanometer zeigen erst an, wenn der Testdruck erreicht ist. Sie registrieren nur den Druck in der unmittelbaren Umgebung des Testdrucks.“
    Nach einigen Minuten begannen auch die Feinmanometer anzuzeigen.
    „Testdruck erreicht!“ meldete der Schaltwart.
    „Schieber schließen!“ befahl der Direktor.
    „Sind geschlossen!“
    „Kompressoren aus!“
    „Sind aus.“
    „Teilstreckenschieber schließen!“
    „Sind geschlossen!“
    Schweigen herrschte. Die Anzeigegeräte standen unbeweglich – eine Minute, zwei, drei Minuten.
    „Ich glaube, wir können die Leitungen als dicht ansehen“, sagte der Oberleutnant.
    „Vorgeschrieben ist eine Viertelstunde“, erwiderte der Direktor.
    „Gut, warten wir.“
    „Ein anderes Ergebnis hätte mich auch sehr überrascht“, sagte der Direktor plötzlich, „denn – Moment mal…“ Er schaltete an seinem Arbeitstisch herum, auf dem Bildschirm erschien wieder das Linienwerk der Zu- und Auslieferungen, das der Oberleutnant schon einmal gesehen hatte.
    „Ist Ihnen etwas Neues eingefallen?“
    „Ja – daß ich nicht gleich daraufgekommen bin!“ sagte der Direktor. Man spürte Erleichterung in seiner Stimme. „Die Krankheit ist doch nur in der Südstadt aufgetreten, nicht wahr?“
    „Ja, bisher wenigstens.“
    „Die fragliche Milch ist aber nicht ausschließlich an die Südstadt geliefert worden!“
    „Wohin denn noch?“ fragte der Oberleutnant beunruhigt.
    „Der größte Teil ging in die Verarbeitung“, erklärte der Direktor, „der kleinere in die Südstadt und ein Rest nach – dreiundzwanzig. Das ist – Kentzien. NVA.“ Der Oberleutnant sprang auf.
    „Der Flugplatz?“
    „Ja, ich glaube, das ist ein Flugplatz.“
    „Wann? Gestern oder heute?“
    „Heute, gestern nicht.“
    „Ich muß sofort mit Inspektor Lehmann sprechen. Er ist auf diesem Flugplatz. Dort landen heute nacht die Chartermaschinen.“
     
    „Du glaubst also, das ist eine mildere Form dieser Krankheit?“ flüsterte der Chefarzt.
    „Ich befürchte es nur“, flüsterte Monika Baatz zurück.
    Sie saßen beide im fast dunklen Raum neben dem Bett der schlafenden Schirin Trappe und dem EEG.
    „Na gut – ich fühle mich jedenfalls völlig frisch!“ meinte der Chefarzt munter.
    „Ja, nach zwei Stunden Schlaf. Aber wenn du so munter bist – machen wir doch mal ein Streitgespräch!“
    „Können wir das riskieren?“ fragte der Chefarzt. „Wir beide?“
    „Laß diese Anspielungen. Dazu ist die Sache zu ernst.“
    „Gut – worum soll's denn gehen?“
    „Virus oder Vergiftung“, sagte die Ärztin. „Ich vertrete die These Vergiftung.“
    „Dann nehme ich Virus. Davon bin ich sowieso überzeugt.“
    „Ich auch – noch. Vielleicht nicht mehr so ganz. Um so notwendiger ist ein solches Gespräch. Fang an!“
    „Bitte“, sagte der Chefarzt. „Erstes Argument: die Entstehung und Ausbreitung. Erste Fälle im Kraftwerk, weitere Ausbreitung in der Südstadt, wo viele Kraftwerker wohnen, und im Kraftwerk selbst. Das bedeutet Ansteckung. Andere Erreger als Viren sind aber durch die Untersuchung ziemlich ausgeschlossen.“
    „Erstes Gegenargument: Zwischen den meisten Erkrankten lassen sich keine Kontakte nachweisen. Kontaktpersonen wiederum sind nicht erkrankt. Ausnahme der eine mit der milderen Form – wenn es wirklich eine ist. Aber das Gegenargument ist schwach, ich gebe es zu.“
    „Gut, zweites Argument: die Neuartigkeit der Krankheit. Nachdem Strahlung als Ursache offenbar ausgeschlossen ist, müßte die Ursache in anderen neuartigen Einflüssen liegen. Bisher wurde nicht die Spur davon entdeckt. Warum nicht vor fünf Jahren im Nachbarkreis, sondern hier und heute? Woher soll gerade hier, gerade am Sonntag ein neues Gift aufgetaucht sein, und wie soll es an die Erkrankten gelangt sein? Mit Erregern ist das anders. Da bilden sich immer wieder neue Mutationen. Aber das brauch ich dir ja nicht zu sagen.“
    „Aber für Erreger steht dieselbe Frage, wenn auch nicht so kraß. Auch dieses Argument ist stärker als sein Gegenargument. Weiter.“
    „Nun bist du dran“, sagte der Chefarzt. „Mit den Argumenten für eine Vergiftung.“
    „Erstens – die kurze Frist bis zum Ausbruch der Krankheit ist für einen biologischen Erreger, der sich erst im Körper vermehren muß, also eine

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