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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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gab Monika Baatz das Blatt zurück und sagte leise: „Irgend so etwas habe ich befürchtet. Dieser krankhafte Schlafzustand konnte nicht endlos anhalten ohne sekundäre Vergiftungserscheinungen. Wir haben nun nicht mehr viel Zeit.“
    „Was lesen Sie denn da heraus?“ fragte Herbert.
    „Die ersten Vorzeichen einer Epilepsie. Und das wird nur der Anfang sein.“
     
    Wie sehr es Herbert auch drängte, seinen Spuren nachzugehen, hatte er sich doch von Monika Baatz bewegen lassen, noch schnell beim Kernkraftwerk vorbeizufahren, um Professor Novak persönlich kennenzulernen, den tschechischen Virusspezialisten, der ebenfalls am Morgen eingetroffen war.
    Herbert und Oberleutnant Hoffmeister fanden dort vier Leute, die an Geräten saßen und still vor sich hin arbeiteten – vier Leute, das waren der Professor und die drei Biologiestudenten, die vor Eifer rote Ohren hatten.
    Der Professor sah als erster von seinem Gerät auf. Herbert stellte sich und den Oberleutnant vor. „Sie kommen zur rechten Zeit“, sagte Professor Novak auf deutsch, aber mit tschechischer Intonation. „Ein hübsches Virus haben Ihre jungen Leute entdeckt. Nur mit der Krankheit hat es bestimmt nichts zu tun.“
    Er sagte be-stimmt, mit dem Ton auf der ersten Silbe, und Herbert hatte Mühe, ein unangebrachtes Lächeln zu unterdrücken, erinnerte der Professor mit seiner Aussprache und in seinem ganzen Habitus ihn doch an den unsterblichen Spejbl.
    „Das schließt aber nicht aus, daß es sich bei der Krankheit um eine Virusinfektion handelt?“ fragte Herbert.
    Professor Novak schüttelte den Kopf. „Damit rechnen Sie lieber nicht. Vier Stunden von Ansteckung bis Ausbruch, das geht nicht. Das geht nur dann, wenn der Körper gar keine Abwehrmöglichkeiten hat. Dann müßte der Erreger aber eine grundlegend andere Struktur haben als das irdische Leben. Haben Sie hier eine Weltraumstation? Oder ist vielleicht ein – wie heißt das – Meteor heruntergegangen letzte Woche? Nein? Na also!“
    „Sie halten eine Virusinfektion für absolut unmöglich?“ fragte der Oberleutnant.
    „Nu, absolut unmöglich ist nichts“, räumte der Professor ein, „schon gar nicht auf Gebiet von Virus. Deshalb bin ich auch noch nicht wieder abgereist. Wir untersuchen jetzt Blut von die kranken Leute, danach die Milch. Aber dafür genügt es, wenn Ihre drei Studenten mir helfen, mehr Leute bringen nur durcheinander.“
    Sie verstanden den zarten Hinweis und machten sich auf den Weg nach Kentzien, zum Flugplatz, wo eine Kuriermaschine auf sie wartete.
    Schweigsam wie fast immer saß der Oberleutnant neben Herbert im Wagen. Sein Gesicht war reglos und finster.
    „Das hat Sie alles sehr mitgenommen“, sagte Herbert. „Sie müssen aber nicht darüber sprechen, wenn Sie nicht wollen!“ fügte er hinzu.
    „Es ist so“, sagte der Oberleutnant langsam, „wir wollten immer ein Kind haben, beide. Es gab kritische Zeiten in unserer Ehe, weil – nun, weil das eben nicht ging. Jetzt hat uns die Medizin geholfen, seit ein paar Monaten sind wir die glücklichsten Menschen und nun…“ Sein Gesicht verdüsterte sich wieder. „Ich hoffe nur, ich stehe dem Schuldigen nie gegenüber.“
    „Dem Schuldigen?“
    „Irgendeiner muß doch schuld sein an dieser Vergiftung. Von allein kann doch so was nicht kommen!“
    „Wenn es einen Schuldigen gibt, dann wird er bestraft“, sagte Herbert. „Sie sollten sich besser darüber freuen, daß wir nun doch wohl auf der richtigen Spur sind!“
    Der Wagen konnte nicht mehr weit vom Flugplatz entfernt sein, als der Oberleutnant plötzlich aus dem Fenster wies und sagte: „Sehen Sie mal, dort!“



Herbert erblickte eine alte Kombine, die einsam ihre Bahn zog. Sie mähte offenbar die Fahrbahn für die Großgeräte. Und im gleichen Augenblick bemerkte er auch, daß hier etwas nicht stimmte: In dem sanft ansteigenden Feld war zu erkennen, daß der Korridor, den die Kombine durch das Feld zog, nicht schnurgerade war, sondern eine Zickzacklinie. Im Augenblick schien die Maschine auf die Chaussee zuzufahren, die sie selbst benutzten, war aber doch noch etwa fünfhundert Meter entfernt. Ein breiter Graben trennte die Chaussee vom Feld.
    „Anhalten!“ rief Herbert.
    Fast gleichzeitig und noch ehe der Wagen hielt, sprangen Herbert und der Oberleutnant zu beiden Seiten hinaus. Mit einem Satz waren sie über den Graben und liefen in langen Sprüngen auf die Kombine zu, die gerade ihre Richtung änderte. Sie sahen, daß der Oberkörper des

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