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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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hatte: mit dem Matulin-Effekt werde dort nicht gearbeitet, und natürlich gäbe es dies und das auszuspionieren, das gäbe es schließlich überall, aber nichts, was einen solchen Aufwand an Kriminalität rechtfertigen würde. Leif bekräftigte das. Herbert Lehmann wiederum erschien alles, was seit Großhennersdorf auf ihn eingestürmt war, wie eine Zeitverschwendung, er brannte darauf, die vorhandenen Spuren zu verfolgen, vor allem, da das Ausbleiben neuer Krankheitsfälle ihm recht zu geben schien. Trotzdem waren alle bedrückt, daß die Möglichkeit der Spionage nicht ganz ausgeschlossen werden konnte, und warteten gespannt, ob der Kranke noch einmal reden würde – auch Oberleutnant Hoffmeister, der sich gar nicht dazu geäußert hatte.
    „Ich glaube, wir müssen jetzt hinuntergehen“, sagte Monika Baatz. „Was noch zu besprechen ist, erledigen wir auf dem Weg.“
    Auf dem Gang wandte sich die Ärztin an Leif Amwald. „Da wir nicht ständig unsere Zeit auf Sitzungen vergeuden können, brauchen wir eine Informationszentrale. Würden Sie das in die Hände nehmen? Ihr Direktor ist einverstanden.“
    „Ja“, sagte Leif, „mein Schwager hat mich schon darauf vorbereitet. Ich mache das.“ Er schwieg einen Augenblick und sprach dann aus, was er schon die ganze Zeit überlegt hatte, seit Herbert ihm davon erzählt hatte. „Als medizinischen Beistand möchte ich Schirin Trappe haben, sie ist hier als technische Assistentin.“
    „Fräulein Trappe ist hier als Patientin!“ widersprach der Chefarzt, der hinter ihnen ging.
    Leif sah, wie die Ärztin überlegte. Es dauerte nur Sekunden, aber während dieser sechs oder sieben Schritte auf dem Gang des Krankenhauses faßte Leif den Entschluß, seinen Willen durchzusetzen, um Schirins Mitarbeit zu kämpfen. Vielleicht reichte dieser Entschluß noch weiter, als Leif es selbst schon wußte.
    Doch Monika Baatz machte diese Entschlossenheit überflüssig. Sie lächelte und sagte: „Mit den Leichterkrankten werden wir es so halten: Soweit sie zum medizinischen Personal gehören und soweit sie das selber wünschen, werden wir ihnen entsprechende Bedingungen schaffen, daß sie in den Pausen zwischen den Schlafanfällen arbeiten können. Sie folgen damit dem beispielhaften Verhalten unseres Chefarztes. Also“, schloß sie und lächelte stärker, „Sie bekommen Ihre Schirin.“
    Am Bett von Erwin Kottner wurden sie bereits von Ingenieur Andropow und Frau Kottner erwartet. Frau Kottner hatte sich die Spule bereits angehört, aber nichts mit dem Text anfangen können. Ihr Gesicht sah müde aus, unter den Augen hatte sie große Ringe. Monika Baatz spürte plötzlich das Bedürfnis, ihr etwas Aufmunterndes zu sagen. „Wahrscheinlich können wir Sie heute noch aus der Quarantäne entlassen“, sagte sie. „Wenn Sie wieder arbeiten, wird Sie das sicher von nutzlosen Grübeleien ablenken.“
    Frau Kottners Miene belebte sich. „Es geht also vorwärts!“ stellte sie aufatmend fest.
    „Langsam, immer noch langsam“, schränkte Monika Baatz ein. Da winkte der Ingenieur, der die Aufzeichnungen des Gerätes verfolgte. „Wnimanije!“ sagte er leise.
    Alle starrten gebannt auf den Mund von Erwin Kottner. Jetzt – jetzt bewegten sich die Lippen. Wieder kamen Satzfetzen, akustisch sogar besser verständlich als beim erstenmal, aber ohne offensichtlichen Sinn, Kommandos vielleicht, nach der Art des Ausdrucks…
    Frau Kottner lachte auf, hielt von ihrer eigenen Reaktion erschrocken inne und schluchzte dann.
    „Worum handelt es sich?“ fragte Monika Baatz behutsam. „Haben Sie verstanden, wovon er spricht?“
    Frau Kottner nickte. Sie hatte sich wieder gefaßt. „Er ist ganz verrückt nach diesem utopischen Zeug. Jetzt träumt er von einem Raumschiff, das kam Sonntag nachmittag im Fernsehen. Ja, jetzt weiß ich wieder, da kam auch dieser – wie hieß das? –, dieser Ragulin-Effekt vor!“ Und ganz zaghaft fuhr sie fort: „Hat das was zu bedeuten, wenn er davon träumt? Sie sehen alle so – so bestürzt aus?“
    „Nein, nein“, versicherte Monika Baatz. „Wir hatten nur wer weiß was gedacht.“
    Ingenieur Andropow reichte ihr ein Aufzeichnungsblatt, das ihm eben ein Assistent vom Bett daneben gegeben hatte. Monika sah es mit unbewegtem Gesicht an.
    „Wir danken Ihnen, Frau Kottner“, sagte sie, „wir freuen uns alle, daß sich diese Geschichte so harmlos aufgeklärt hat. Bitte gehen Sie jetzt wieder hinüber in die Halle.“
    Als Frau Kottner den Raum verlassen hatte,

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