Das Rätsel Sigma
um den Vortag.“
„Also Donnerstag oder Freitag voriger Woche.“
„Ja.“
„Und weiter?“
Der Wissenschaftler zuckte die Schultern.
Herbert beugte sich vor. „Können Sie feststellen, ob in den anderen Verbreitungsgebieten dieser Bakterien das gleiche aufgetreten ist?“
Meierlink sah auf die Karte. „Warten Sie, ich glaube, der Fleck dort oben, der war letztens mit Stichproben dran. Augenblick mal!“ Er schaltete, die Karte verschwand, und auf dem Bildschirm erschien eine Tabelle.
„Nein, dort ist die Zusammensetzung unverändert geblieben. Sehen Sie – MBK 531 und so weiter – alter Wert – neuer Wert – kaum eine Änderung.“ Er schaltete erneut, die Tabelle verschwand wieder. „Von wann sind die Messungen?“ fragte Fred. „Von Montag.“
„Aha“, sagte Herbert, „das ist also klar. Gut wäre es, wenn Sie in den anderen Verbreitungsgebieten, auch in den Nachbarbezirken, solche Stichproben veranlassen würden. Aber nun die Hauptfrage: Was ist die Ursache?“
Der Agrowissenschaftler schüttelte resigniert den Kopf. „Darüber kann ich gar nichts sagen. Über etwas, das man nicht findet, kann man eben nicht mehr sagen, als daß es nicht da ist. Und andere Stoffe oder Organismen, die dort nicht hingehörten, gibt es nicht. Jedenfalls haben wir keine gefunden. Sie sagten, Ihr Gift zersetzt sich? Vielleicht hat es auch die Bakterien getötet, wer weiß, in diesem Bereich ist nahezu alles denkbar. Das wäre auch eine Erklärung dafür, daß wir nichts Fremdes gefunden haben. Aber was auch immer die Ursache sein mag, sie kann eigentlich nur auf einem Wege dorthin gekommen sein – durch die Luft.“
„Durch die Luft?“
„Ja, mit dem Wind oder dem Regen. Wie sonst? Ein Bach fließt da nicht, aus sich selbst oder der unmittelbaren Umgebung ist der Vorgang nicht zu erklären, und daß jemand hingeht und etwas ausschüttet – wozu? Und wer? Außer zu Feldarbeiten kommt dort niemand hin!“
„Durch die Luft“, sagte Herbert nachdenklich, „mit dem Wind, mit dem Regen, mit den Wolken – das Wetter war vorige Woche ziemlich konstant, nicht? Sie haben doch hier den Agroflugplatz – können wir nicht mal mit dem Einsatzleiter sprechen? Oder den Meteorologen?“
Sie landeten schließlich beim diensthabenden Meteorologen. Der war zuerst über die Störung nicht erbaut, aber als er hörte, worum es ging, übergab er seinen Posten an jemand anders von der Flugleitung und bat die beiden, ihm ins meteorologische Kabinett zu folgen. Dort suchte er aus einem Stapel Karten einige aus, videofonierte dann mit der halben Welt, malte verschiedene undeutliche Krakel auf eine Karte des Bezirks. Schließlich zeichnete er mit dem Lineal einen sehr spitzen Winkel, dessen Scheitel auf dem Eberkopf lag und der sich nach Nordwesten öffnete.
„Mehr läßt sich kaum sagen“, seufzte er. „Wir hatten Donnerstag und Freitag einen ziemlich stetigen Nordwest. Wenn Sie wüßten, ob es ein Aerosol ist oder Staub oder eine wasserlösliche Chemikalie, dann ließe sich vielleicht mehr sagen, aber so kann das Zeug ebenso aus der Bezirksstadt stammen wie meinetwegen aus Schottland.“
„Müßte es dann nicht breiter gestreut sein“, fragte Fred, „ich meine, wenn es aus Schottland käme, bleiben wir mal dabei. Es gibt hier im Gebiet“, er zeigte aus dem Gedächtnis auf einen Fleck, wo vorhin auf der Karte des Agrowissenschaftlers das unversehrte Verbreitungsgebiet dieser Bakterie gelegen hatte, „ein Gebiet, das nachweislich nichts davon abgekriegt hat.“
„Aha“, sagte der Meteorologe, „dann sieht die Sache schon anders aus. Dann muß ich mir noch mal die Lokalwetterkarten vornehmen.“ Nach vielem Vergleichen und Berechnen malte er schließlich eine Art Ellipse auf die Karte, die hinter der Bezirkshauptstadt begann und sich von dort nach Nordwesten erstreckte. „Hier müßte die Quelle zu suchen sein.“
„Warum erst so weit im Nordwesten?“ wollte Fred wissen.
„Von hier bis zur Bezirksstadt ist das Gelände nicht danach. Bei dieser Wetterlage gibt es dort nirgends Aufwind. Es sei denn“, er lächelte, „jemand hat das Zeug mit einer Rakete hochgeschossen, und das nehmen Sie doch nicht an?“
„Wie hoch müßte denn eine solche Rakete steigen?“ fragte Fred.
Der Meteorologe stutzte, dann zuckte er mit den Schultern. „Das kommt darauf an, wo. Fünfhundert Meter könnten schon genügen. Denken Sie an einen Dummejungenstreich, bei dem zufällig irgendwelche schädlichen Substanzen mit
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