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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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gegen den Gedanken auflehnen, aber er wußte, daß er das auf keinen Fall durfte, nicht für eine Sekunde; zuviel Zeit war schon vergangen…

    „Landen Sie hier!“ sagte er mit heiserer Stimme zum Piloten.
    „Wo?“
    „Vor dem Betrieb, den wir eben überflogen haben!“ Der Pilot zog den Hubschrauber in eine Kurve.
     
    Das Medikament ist da!
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht im Krankenhaus. Obwohl offiziell nichts bekanntgegeben worden war, wußten es bald schon alle: Das erste der in Aussicht gestellten Mittel war synthetisiert worden und eingetroffen. Hoffnungen wurden wach, auch bei den Vorsichtigen, die vor übertriebenem Optimismus warnten. Vor allem bei den leicht Vergifteten herrschte Erregung. Sie waren ja medizinisch nicht gebildet und hatten keine reale Vorstellung davon, wieviel Arbeit schon normalerweise zwischen der Herstellung eines vom Computer entworfenen Arzneimittels und der Anwendung beim Patienten lag – die Tierversuche, die Experimente in vitro an menschlichem Gewebe…
    Während einer der Ärzte versuchte, den Patienten den Sachverhalt zu erläutern, berieten die leitenden Mediziner unter dem Vorsitz von Monika Baatz, ob man es wagen konnte, das Medikament auch nur im Tierversuch zu erproben. Immerhin hatten sie lediglich einen Hund und eine Maus zur Verfügung, die – bevor der Giftstoff sich zersetzt hatte – mit dem Toxin in Oranienburg vergiftet und inzwischen in schlafendem Zustand hierhergebracht worden waren. Niemand konnte ja voraussagen, wann ihnen das Toxin wieder zur Verfügung stehen würde, und ob überhaupt?
    Trotzdem, was sollten sie tun? Warten? Noch und immer noch länger warten?
    Monika Baatz schlug vor, erst noch einmal bei dem Inspektor anzufragen. Wie die Aussichten stünden, das Gift zu finden. Das hatte seine Schwierigkeiten. Leif verband sie erst mit dem Hubschrauber. Von dem Piloten erfuhren sie, daß Herbert Lehmann in der Plastvermüllung sei, und dort erreichten sie ihn schließlich. „Wann können wir mit dem Toxin rechnen?“
    Monika Baatz hatte den Eindruck, daß der Inspektor ganz fremd aussah. Seine Züge waren hart, angestrengt. In seinem Gesicht arbeitete es. Aber sie wollte nichts fragen, und es konnte ja auch sein, daß das Video täuschte. „Ich hoffe, noch heute“, sagte Herbert Lehmann.
    Danach entschloß man sich, einer Maus das Medikament einzuspritzen.
    Geschickte Techniker hatten winzige Elektroden gebastelt, die es möglich machten, die Maus an ein EEG anzuschließen. Nur die neuen Geräte von Ingenieur Andropow waren in der Lage, ohne zusätzlichen Aufwand an Apparaten ein so schwaches Enzephalogramm wie das einer Maus aufzunehmen. Ein solches Gerät war hergeschafft und angeschlossen worden.
    Der Tierpfleger, der die Maus und den Hund von Oranienburg hergebracht hatte, beriet sich mit Dr. Baatz über die Dosierung. Dann zog er die Spritze auf und injizierte der Maus das Medikament.
    Alle hielten den Atem an. Nichts regte sich. Sie starrten wie gebannt auf den Schirm. Nur der Tierpfleger blickte auf die Maus. Es war ihm nicht anzusehen, was er dachte.
    Die ersten Desynchronisationen huschten über den Schirm. Die Kurve wurde zunehmend flacher und dichter. „Es wirkt!“ flüsterte jemand.
    Die Blicke gingen nun schon öfter vom Bildschirm zu der kleinen weißen Maus auf dem tiefschwarzen Präparationstisch, um zu sehen, ob sie sich nicht schon regte.
    Kein Zweifel, das Medikament wirkte. Das Enzephalogramm bewies es. Die Gedanken stürmten vorwärts – noch einige gezielte Tierversuche, Untersuchungen und Tests an den behandelten Tieren, und dann, vielleicht schon morgen…
    Ein Raunen ging durch den Raum – die Maus öffnete die Augen, die schwarzen Knöpfe in dem weißen Fell waren gut zu sehen, sie schnupperte, richtete sich auf, tapste unsicher ein paar Schritte, pfiff leise und fiel um.
    Niemand sagte etwas. Aber alle hoben den Blick und sahen auf den Bildschirm des EEG. Dort war ein langer weißer Strich zu sehen.
    „Aber gewirkt hat das Mittel“, sagte Monika Baatz schließlich, um den Bann zu brechen. „Und wie!“ entgegnete der Tierpfleger traurig.
    Monika Baatz ging darüber hinweg. Sie hatte jetzt nicht die Kraft zu einer unnötigen Auseinandersetzung. „Können Sie auf ein paar Minuten zu mir kommen?“ fragte sie Ingenieur Andropow.
    Auf dem Gang sagte sie müde: „Und es hat sich schon überall herumgesprochen, daß wir ein Medikament haben.“
    „In jedem Krankenhaus der Welt haben die Wände

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