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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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und saß plötzlich kerzengerade.
    Er pfiff durch die Zähne und fühlte sich wie elektrisiert.
    Fünf Minuten zu früh.
    Er drückte das Fernglas an die Augen.
    »Nein!«, rief er laut. Dann flüsterte er in einer plötzlichen, entsetzlichen Gewissheit: »Das ist er.«
    Er war zu weit weg, um ihr eine Warnung zuzubrüllen, und er war sich nicht einmal sicher, ob er es überhaupt wollte. Er versuchte, seine Gedanken zu ordnen, und ermahnte sich zu eiserner Kälte, um gewappnet zu sein. Er hatte nicht damit gerechnet, dass seine entscheidende Chance so schnell kommen würde, doch sie war da. Im Grunde nicht allzu erstaunlich: ein per Computer bestelltes Taxi. Ein leichteres Tauschmanöver war kaum denkbar: Sie würde einfach in jeden Wagen einsteigen, ohne darüber nachzudenken, was sie tat.
    Und vor allem, ohne auf den Fahrer zu achten.
    Er sah, wie der Wagen bremste und stehen blieb. Susan Clayton griff im selben Moment nach der Tür, als der Fahrer halb hinter dem Lenkrad hervorkam. Martin richtete das Fernglas nur auf den Mann, der eine Art Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen hatte, so dass man es nicht erkennen konnte. Martin fluchte wieder, vor allem auf die dunkelgraue Dämmerung, die dafür sorgte, dass alles in seinem Gesichtsfeld verschwamm. Er ließ das Fernglas sinken, rieb sich kräftig die Augen und setzte dann seine Observation fort. Der Mann wirkte in der Schulterpartie kompakt und auch sonst recht kräftig; vor allem kam unter der Kappe, wenn er sich nicht täuschte, graues Haar zum Vorschein. Der Fahrer blieb einen Moment neben dem Wagen stehen, als wollte er sehen, ob Susan Clayton Hilfe mit ihrem Gepäck benötigte oder ob er zu ihrer Seite herumkommen sollte, um ihr die Tür zu öffnen,was beides nicht erforderlich war. Dann verschwand er wieder hinter dem Steuer, wo Martin ihn nicht sehen konnte, so dass er nur einen kurzen Blick auf ihn erhaschte; aber fürs Erste genug, dachte er. Das richtige Alter. Die richtige Größe.
    Die richtige Zeit.
    Die richtige Person.
    Martin warf einen letzten Blick hinunter, um sich Farbe und Modell des Autos zu merken. Er sah ihm hinterher, als es auf dem Wendehammer drehte, und notierte sich das Kennzeichen.
    Als der Wagen schließlich aus der Sackgasse fuhr, drehte Martin sich um und rannte zu seinem eigenen Auto.
    Wie ein Linebacker auf der Suche nach dem Spieler im Ballbesitz preschte der Detective durchs Gebüsch und Unterholz. Er sprang über einen großen Stein und arbeitete sich durch losen Schiefer – ganz gleich, was ihm im Wege stand. Ihm war egal, was für einen Lärm er machte, und hatte keinen Sinn für die kleinen Tiere, die vor ihm das Weite suchten.
    Zwanzig Meter vor seinem Wagen wurde der Weg eben; er rannte, so schnell er konnte, mit fliegenden Armen und von der Anstrengung gerötetem Gesicht. Er überlegte schon, welche Route das Taxi nehmen, in welche Richtung der Mann hinterm Steuer fahren würde und wann der Moment gekommen wäre, in dem er nicht zum Flughafen, sondern in eine andere Richtung fuhr.
Er wird ihr sagen, es wäre eine Abkürzung, und sie kennt sich zu wenig aus, um es zu durchschauen
. Martin keuchte von der Anstrengung seines Sprints, wusste aber, dass er sie einholen musste, bevor der Mörder so weit war. Er musste ihm in der Sekunde auf den Fersen sein, in der Jeffreys Vater auf seinen tödlichen Umweg schwenkte.
    Dem Detective brannte die Lunge, und er schnappte nach der dünnen Morgenluft. Er fühlte, wie sich seine Brust aufblähteund sein Herz auf Hochtouren pumpte. Vor ihm war der Wagen im fahlen Licht nur schemenhaft zu erkennen, und er hastete voran. Doch er stolperte über einen losen Stein, so dass er der Länge nach hinfiel.
    »Gottverdammt!« Martin schickte einen Schwall an Kraftausdrücken in die Stille. Er rappelte sich auf und schmeckte Sand auf der Zunge. Sein Knöchel protestierte mit einem pochenden Schmerz gegen den Sturz und die Verstauchung. Seine Hose war zerrissen, und er merkte, wie ihm von einer langgezogenen, brennenden Schürfwunde am Knie das Blut herunterlief. Er ignorierte den Schmerz und drängte voran. Er nahm sich nicht einmal die Zeit, den Dreck von den Kleidern zu klopfen, sondern hastete weiter, um keine Sekunde zu verlieren.
    Er packte den Griff, riss die Tür auf und warf sich in sein Auto, wo er mit einer Bewegung die Ferngläser auf den Beifahrersitz warf und mit der anderen versuchte, den Schlüssel in die Zündung zu stecken.
    »Verflucht noch mal!«, keuchte er und stach auf

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