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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Manche investieren ihr Geld in teure Kuren mit Schlammbädern und was weiß ich. Andere machen Sport oder Diät oder essen nichts anderes als Algen und Kaffeesatz oder sonst irgendein dummes Zeug. Manche lassen sich dieHaare lang wachsen und kaufen sich ein Motorrad. Wir hassen das, was mit uns geschieht. Wir hassen, dass es unabwendbar ist, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Martin.
    »Wissen Sie, wie ich mich jung halte, Detective?«
    »Nein.«
    »Ich töte.«
    Die Stimme war kalt und zugleich lebendig. Hart und verführerisch.
    Der Mann schwieg, als dächte er über seine Worte nach. Dann fügte er hinzu: »Der Drang hat mit den Jahren vielleicht nachgelassen, aber das Können ist gewachsen. Ich brauche es weniger, aber es ist leichter geworden …«
    Wieder zögerte er, bevor er sagte: »Die Welt ist ein seltsamer Ort, Detective. Voller Ungereimtheiten und Widersprüche.«
    Martin glitt mit der Hand von seinem Schoß zur Hüfte, ein paar Zentimeter näher heran an die Waffe kurz über seinem rechten Fuß. Er rief sich ins Gedächtnis, wo und wie genau die Pistole im Holster steckte. Sie war mit einem einzigen Riemen befestigt. Da war eine Schnalle, die manchmal klemmte, weil er sie zu lange nicht geölt hatte. Die musste er zuerst aufmachen, um an den Kolben zu kommen. Er versuchte, sich zu erinnern, ob die Waffe gesichert war, und konnte es im Augenblick nicht sagen. Für Sekunden kniff er die Augen zusammen und konzentrierte sich, doch dieses wichtige Detail hatte er nicht in Erinnerung, und er verfluchte sich dafür.
    Das Rasiermesser drückte sich weiter in seinen Hals, und ihm wurde klar, dass er sich mit einer plötzlichen Bewegung nach vorn, um seinen Ersatzrevolver zu ergreifen, höchstwahrscheinlich die Kehle aufschlitzen würde.
    »Sie würden mich gerne töten, nicht wahr, Detective?«
    Martin zog leicht die Schultern hoch und antwortete nach kurzem Zögern: »Unbedingt.«
    Der Mörder lachte. »Das war ja auch von Anfang an der Plan, nicht wahr, Detective? Jeffrey würde mich finden, aber er wäre zwiegespalten. Er würde zögern. Er hätte Zweifel, immerhin bin ich sein Vater. Folglich würde er nichts unternehmen – zumindest nicht direkt. Nicht im entscheidenden Moment. Aber Sie wären da und würden ohne mit der Wimper zu zucken handeln. Und Sie würden mir ohne die geringsten Skrupel den Garaus machen …«
    Die Stimme schwieg und fuhr dann fort: »Es war nie eine Festnahme geplant, nicht wahr? Keine Anklage, kein Verteidiger, kein Prozess, nichts von alledem, geben Sie’s zu? Und schon gar keine Öffentlichkeit. Sie wollten einfach nur das Problem beseitigen, das der Staat mit mir hat – ein für alle Male, richtig?«
    Robert Martin wollte nicht antworten. Er leckte sich über die Lippen, doch alles, was er an Feuchtigkeit in sich hatte, schien von den Worten des Killers aufgesogen.
    Das Rasiermesser zuckte unter seinem Kinn, und er fühlte einen leichten, schneidenden Schmerz.
    »Richtig?«, wiederholte der Killer drängend.
    »Ja«, brachte Martin heiser heraus.
    Wieder herrschte für Augenblicke Stille, bevor der Mörder weitersprach.
    »Das war eine vorhersehbare Reaktion. Aber eines wüsste ich gern. Sie haben mit ihm gesprochen. Ich gehe davon aus, dass Sie ihn ein bisschen kennengelernt haben. Glauben Sie, Jeffrey will mich auch umbringen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hatte nie die Absicht, ihn vor die Entscheidung zu stellen.«
    Der Mann mit der Klinge schien darüber nachzudenken.
    »Das war eine ehrliche Antwort, Detective. Das weiß ich zu schätzen. Sie sollten von Anfang an der Killer sein. Jeffreys Rolle war begrenzt. Einmalig, aber begrenzt. Sehe ich das falsch?«
    Martin hielt es nicht für ratsam zu lügen. »Natürlich nicht.«
    »Strenggenommen sind Sie kein Polizist, Detective, ich meine, früher vielleicht mal, aber jetzt nicht mehr. Jetzt sind Sie nur noch ein staatlich bestellter Killer. Jemand, der aufräumt, nicht wahr? Eine Art spezieller Hausmeisterdienst.«
    Agent Martin antwortete nicht.
    »Ich habe Ihre Personalakte gelesen, Detective.«
    »Dann erübrigt sich die Antwort ja.«
    Er hörte ein trockenes Lachen hinter sich. »Wo Sie recht haben, da haben Sie recht.« Es trat eine kurze Pause ein, bevor der Mann sagte: »Aber meine Frau und meine Tochter, wie passen die ins Bild? Ihre Abreise aus Florida hat mich überrascht. Eigentlich hatte ich unser Wiedersehen für dort geplant.«
    »Das war die Idee Ihres Sohnes. Mir ist auch nicht so ganz klar, was er sich von

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