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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Ihnen verspricht.«
    »Wissen Sie, wie sehr ich sie in den letzten Jahren vermisst habe? Wie sehr ich mir gewünscht habe, wir wären noch zusammen? Selbst ein Bösewicht wie ich braucht im Alter den Trost seiner Familie.«
    Martin schüttelte zaghaft den Kopf. »Hören Sie auf mit dem sentimentalen Quatsch. Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
    Der Mörder lachte wieder. »Na ja, Detective, zumindest sind Sie nicht auf den Kopf gefallen. Ein bisschen natürlich schon, ich meine, hier hochzukommen und nicht auf den Wagen zu achten, der Ihnen folgt. Und erst recht, den Wagen nicht abzuschließen. Wieso haben Sie das nicht gemacht, Detective?«
    »Tue ich nie. Hier nicht. Diese Welt ist sicher.«
    »Jetzt nicht mehr, oder?«
    Martin antwortete nicht, und plötzlich verstärkte sich der Druck der Rasierklinge an seinem Hals. Er spürte, wie ihm ein dünnes Rinnsal Blut den Hals hinunterlief und ihm in den Kragen sickerte.
    »Sie haben es immer noch nicht verstanden, Detective, oder? Bis heute nicht.«
    »Was kapiert?«
    »Zu töten ist eine Sache. Das tun viele. Ganz gewöhnliche Begleiterscheinung heutzutage. Sogar ungestraft und oft und nach freiem Belieben. Es ist nicht schwer, mit Mord davonzukommen. Es fällt nicht mal allzu sehr auf, nicht wahr?«
    »Nein. Ihr Sohn hat mehr oder weniger dasselbe gesagt.«
    »Tatsächlich? Kluger Junge. Aber sagen Sie mir eins, Detective. Versetzen Sie sich in meine Lage, sollte nicht allzu schwer für Sie sein. Schließlich ist das für einen guten Polizisten selbstverständlich. Regel Nummer eins: Lerne zu denken wie ein Mörder. Vollziehe dieselben Gedankenmuster nach. Sehe die Emotionen voraus. Werde sozusagen eins mit ihm. Lerne zu verstehen, welche Impulse den Mörder antreiben, und so solltest du es schaffen, ihn zu finden, nicht wahr? Das bringen sie euch doch bei? In jedem Seminar. Und genau diese Lektion gibt jeder alte Fuchs, der in den Ruhestand geht, dem jungen Heißsporn auf den Weg, der die Karriereleiter erklimmen will.«
    »Ja.«
    »Also, sind Sie noch nie auf die Idee gekommen, dass es umgekehrt genauso ist? Ein gestandener Mörder muss lernen, wie ein Polizist zu denken. Haben Sie daran schon mal gedacht, Detective?«
    »Nein.«
    »Macht nichts. Nicht nur Sie sind auf dem Auge blind. Aber mir ist der Gedanke gekommen, schon vor Jahren.«
    Der Mann mit der Rasierklinge schwieg.
    »Und Sie hatten recht. Damals. Ich hab dieses erste Paar Handschellen tatsächlich abgekocht, nachdem ich es der jungen Frau angelegt habe.«
    Robert Martins Hände spannten sich. Das morgendliche Licht strömte in den Wagen, und dennoch konnte er das Gesicht des Mannes nicht sehen. Er spürte den Atem des Mörders im Nacken, aber das war alles.
    »Bedauern Sie es, dass Sie mich vor fünfundzwanzig Jahren nicht ein wenig emsiger verfolgt haben?«
    »Ja. Ich wusste, dass Sie es waren. Aber wir hatten nichts gegen Sie in der Hand.«
    »Und ich wusste, dass Sie es wussten. Der Unterschied zwischen Ihnen und mir ist natürlich, dass ich keine Angst hatte. Nie. Ich hatte immer zu viel, was nicht zum Bild eines Mörders passte. Ich bin weiß. Gebildet. Spreche artikuliert. Bin intelligent. Übte einen akademischen Beruf aus. War verheiratet, hatte eine reizende Familie. Die war natürlich der entscheidende Punkt, wissen Sie. Die perfekte Tarnung. Die Tünche der Normalität. Einem unverheirateten Mann trauen die Leute alles zu, sogar die Wahrheit. Aber einem Mann mit einer Familie, die ihn hingebungsvoll liebt? Tja, so ein Mann kommt mit allem durch, sogar mit Mord. Sogar mit einem Dutzend Morde …«
    Er hüstelte einmal.
    »So wie ich natürlich.«
    Der Mörder verstummte. Martin erkannte, dass der Killer die Situation genoss, während er selbst über die Ironie beinahe schmunzeln musste. Jeffreys Vater war wie jeder andere Akademiker auch: In sein Fachgebiet verliebt, vernarrt. Es war das einzige Thema, das ihn interessierte. Und sein Fachgebiet war eben der Tod.
    Auf einmal durchdrang Bitterkeit die Worte des Killers, und Martin spürte, wie die Wut sich hinter seinem rechten Ohr zusammenballte:
    »Verdammt, sie soll für immer in der Hölle schmoren! Mit den Kindern hat sie mir meine Deckung genommen! Sie hat mir gestohlen, was ich mir aufgebaut hatte. Sie hat mir dieses perfekte Leben zerstört! Das war das einzige Mal, dass ich Angst hatte, wissen Sie. Als ich Ihnen erklären musste, weshalb sie verschwunden waren. Zumindest ein paar Minuten lang habe ich gefürchtet, Sie würden es

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