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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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einen Moment. »Weil er damit gerechnet hat, dass die Zielperson auftauchen würde. Deshalb war er da oben.«
    Er suchte die Stelle ab und entdeckte in der Nähe eines Felsens die zerknüllte Zellophanhülle von Agent Martins Keksen. »Hier hat er gewartet und hinübergesehen. Und dann hat er aus irgendeinem Grund kehrtgemacht und ist im Eiltempo den Weg zurückgelaufen. Ich würde sagen, so schnell er konnte, denn er hat einen Kratzer an seinem Knie, den er sich nur geholt haben kann, indem er gestolpert oder gefallen ist.
    Wahrscheinlich da, wo ich die Schutzkappe gefunden habe.«
    »Ein Mann, der es mit seinem eigenen Selbstmord so eilig hat?«
    »Nein, ein Mann, der glaubt, er hätte etwas gesehen, dann aber etwas anderes entdeckt.«
    »Eine Falle?«
    »Ein Mann, der anderen eine Falle stellt, wiegt sich gewöhnlich in einer trügerischen Sicherheit, was ihn in den meistenFällen daran hindert, die Falle zu sehen, in die er tappt. Jedenfalls ist das eine plausible Vermutung. Er ist hier allein hochgekommen, um euch auszuspionieren, nur dass er nicht allein war. Ich könnte mir verschiedene Szenarios denken. Er hat versucht, wegzurennen. Vielleicht. Er steigt in den Wagen, aber da hat er bereits eine Pistole am Kopf. Vielleicht. Oder der Mörder hat im Wagen auf ihn gewartet. Vielleicht. Jedenfalls stirbt er dort. Er wird ermordet. Ein Knall, und der Mörder steckt dem Detective die Pistole – seine eigene Waffe – in die Hand. Höchst einfach. Der Schein, den er erweckt, reicht gerade aus, damit der Staat sagen kann, er hätte sich umgebracht …«
    Jeffrey ertappte sich bei dem Gedanken an junge Frauen, die verschwanden und angeblich von wilden Hunden angefallen wurden. Das sagte er nicht laut. Ihm kam der Gedanke, dass es für den Mörder ein unglaublicher Luxus sein musste, an einem Ort zu töten, der alles daransetzte, die Wahrheit zu verdunkeln. Er hob den Kopf und blickte zu den Bergen in der Ferne hinüber, wo er die Kämme zählte, an denen sich das letzte Tageslicht fing, so dass sie in unberührter Schönheit in sattem Grün und Rot aufleuchteten. Ein Stück Erde wartete nur darauf, dass hier ein neues Kapitel in der Geschichte geschrieben wurde. Der sicherste Ort zum Leben in dieser Nation war auch der sicherste Ort zum Töten.
    Er bezweifelte, dass Manson sich dieser Ironie bewusst war.
    »Wir müssen es nicht genau wissen …« Susan sprach langsam, und Jeffrey drehte sich zu ihr um und hörte zu. »Manchmal steckt die Botschaft in der Gegenüberstellung von Ereignissen. Von Ideen. Wir sollen erkennen, wie er über die Details des Sterbens bestimmt.«
    Jeffrey nickte.
    »Er stellt raffinierte Fallen. Er möchte, dass man in eine bestimmteRichtung denkt, bis man erkennt, dass genau nach seinem Plan etwas ganz anderes passiert.«
    »Allerdings. Die besten Puzzles sind immer Labyrinthe. Mit Wegweisern, die in die falsche Richtung führen.«
    Während Susan schwieg, legte sich ein schiefes Grinsen um ihre Mundwinkel. Jeffrey sah eine Härte in ihren Augen, die er an ihr nicht kannte. »Mir fällt noch etwas ein«, verkündete sie.
    »Nämlich?«
    »Siehst du nicht, wie er mit uns kommuniziert?«
    Jeffrey schüttelte den Kopf. »Ich kann dir nicht folgen.«
    Susans Stimme wurde vom Wind gedämpft, als würde jedes Wort erst einmal durchgeschüttelt und herumgewirbelt. »Mir hat er Rätsel geschickt. Er hat mit Worten gespielt, das heißt, er hat sich der Sprache bedient, die ich kenne.
Mata Hari
. Die Rätselkönigin. Dir was anderes. Dir schickt er Botschaften in deiner Sprache: Gewalt und Mord.
Professor Tod
. Das sind Rätsel anderer Art, aber trotzdem Rätsel. Ist das nicht typisch für Eltern? Dass man die Art der Kommunikation auf die besonderen Fähigkeiten des Kindes abstimmt?«
    Jeffrey war plötzlich flau im Magen. »Verdammt«, flüsterte er.
    »Was?«
    »Vor sieben Jahren, kurz nach meiner Berufung an die Universität, verschwand eine meiner Studentinnen. Eine junge Frau, die ich eigentlich nicht kannte, ein Gesicht unter vielen in einem großen Hörsaal. Man fand sie in einer sehr ähnlichen Haltung wie das Mädchen, das ermordet wurde, als wir New Jersey verließen, als wir noch klein waren. Und genauso wie das erste Opfer hier im Einundfünfzigsten Staat. Wegen dieser Übereinstimmung hat mich Agent Martin hergebracht …«
    »Nur dass in Wahrheit nicht Agent Martin dich geholt hat, sondern er«, fügte Susan hinzu. »Das war er.«
    »Hat er auch gewusst, dass ich dich und Mutter

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