Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
Vom Netzwerk:
weshalb sie beide so jäh aus ihrer Alltagsroutine gerissen worden und in dieser kleinen Straße vierhundert Meter von der Schule entfernt gelandet waren.
    Die Straße selbst war kaum mehr als ein Streifen staubbedeckten Teers, nicht einmal zwei Häuserblocks lang. Es schien fast übertrieben, ihr einen Namen zu geben. Auf halber Höhe des zweiten Blocks befand sich eine glänzend weiß und dunkelgrün gestrichene Wellblechgarage – wohl die Farben der Schule, nahm Susan an. Einen Teil des Dachs zierte eine riesige Zeichnung von einem Baum mit Armen, Beinen, Gesicht und gefletschten Zähnen und dem Versprechen: KAMPF UM DIE FICHTEN AN DER SIERRA HIGH.
    Jeffrey und Susan liefen langsam die Straße hinunter und ließen den Blick in alle Richtungen schweifen, um irgendeinen Anhaltspunkt dafür zu finden, was am Morgen geschehen war. Die Straße endete an einem gelben Metalltor, das eine kleine, unbefestigte Zufahrt verschloss. Sonst gab es keinen Zaun oder dergleichen, sondern nur ein paar Haufen losen Schotter am Tor. Neben einem der Betonpfeiler, an denen die Torpfosten befestigt waren, entdeckte Jeffrey einen farbigen Gegenstand. Er ging hinüber und fand einen roten Schnellhefter aus Plastik. Er hob ihn an einer Ecke hoch und sah,dass sich darin ein halbes Dutzend gedruckte Seiten befanden. Wortlos zeigte er ihn seiner Schwester.
    Sie wandten sich beide um und nahmen die Garage unter die Lupe. Sie hatte die Größe eines Basketball-Spielfelds, mit anderthalb Geschossen. Es gab keine Fenster, und an der großen Doppelschwingtür befand sich ein Vorhängeschloss. Die Geschwister liefen um das Gebäude herum. Jeffrey suchte den Boden ab, in der Hoffnung, vielleicht auf Reifenspuren zu stoßen, doch es war staubtrocken und alles vom Wind sauber gefegt.
    Als sie wieder hinter dem Gebäude hervortraten, kam der Schuldirekter auf sie zu.
    »In dem Schuppen lagern wir unser schweres Gerät«, erklärte er. »Ein paar Traktoren mit Mähvorrichtungen, eine Schneefräse, die wir nie benutzen, Schläuche und Sprinkleranlagen. All die Sachen zur Pflege der Football- und Fußballplätze. Dann noch die Linienmarkierer. Ein paar der Trainer bewahren da außerdem Dinge wie Fußballtore und Schlagtunnel auf.«
    »Und das Vorhängeschloss?«
    »Die Kombination kennen ein paar Leute, vor allem so ziemlich jeder in der Hausmeisterei. Das Ding dient eigentlich nur dazu, überagile Schüler daran zu hindern, sich einen Traktor für einen wilden Samstagabend auszuleihen.«
    Jeffrey drehte sich um. Der unbefestigte Weg, der durch das Tor versperrt war, führte durch eine dichte Baumgruppe. »Hier durch?«, fragte er und zeigte darauf.
    »Der Weg endet an den Sportplätzen hinter der Schule«, sagte der Direktor und rieb sich vehement die Hände. »Das Tor soll Schülerfahrzeuge draußen halten. Weiter nichts. Tatsächlich hatten wir noch nie ein Problem, aber Sie wissen schon, bei Teenagern ist Vorsicht besser als Nachsicht.«
    »Bestimmt«, pflichtete Jeffrey bei.
    Die stellvertretende Direktorin, eine Frau in Khakihose und blauem Blazer, mit einer Brille an einem Goldkettchen um den Hals, kam auf Susan und Jeffrey zu. Sie war vielleicht fünfzehn Zentimeter größer als der Direktor und sprach in einem amtlich sachlichen Ton, der von Selbstdisziplin kündete.
    »Sie dürfen eigentlich nicht über diesen Weg zur Schule kommen. Das ist zwar keine klare Vorschrift, aber …«
    »Es ist eine Abkürzung, nicht wahr?«
    »Ein paar von den Schülern, die in den braunen Wohngebieten nicht weit von hier leben, nehmen den Weg, statt ganz um das Gelände herum zu laufen. Vor allem, wenn sie spät dran sind. Ich meine, wir legen natürlich Wert darauf, dass sie pünktlich in der Schule erscheinen …«
    Susan blickte auf ihren Notizblock. »Kimberly Lewis, wann hatte sie heute ihre erste Stunde?«
    Die stellvertretende Direktorin öffnete eine Aktentasche aus Billigleder und zog einen gelben Schnellhefter heraus. Sie öffnete ihn, überflog eine Seite und sagte dann: »Zum Schulbeginn läutet es um zwanzig nach sieben. Sie hatte die erste Stunde im Lesesaal. Die geht dann bis viertel nach acht. Um zwanzig nach acht hätte sie im Leistungskurs amerikanische Geschichte sein müssen. Da ist sie nicht erschienen.«
    Susan nickte. »Sie musste heute ein Referat abliefern, oder?« Die Direktorin sah sie erstaunt an. »Ja, tatsächlich.«
    Bevor sie weitersprach, warf Susan einen Blick auf die Mappe, die Jeffrey neben dem Tor aufgelesen hatte. »Über den

Weitere Kostenlose Bücher