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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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er wird mit Ihnen sprechen wollen. Glauben Sie mir. Wenn Sie das tun, retten Sie Ihre Karriere. Denn in den nächsten Minuten werden Sie zu dem
einzigen
Menschen auf der Welt, von dem er hören möchte. Verstanden? Also, wenn Sie ihn am Telefon haben – und niemanden sonst, nicht seine Sekretärin, nicht seine Assistentin, niemanden sonst –, dann erzählen Sie ihm genau, was heute Abend passiert ist. Und sagen Sie dem Direktor, ich hätte Ihnen eine Aktentasche mitgegeben, in der er die Identität des Mannes findet, den ich suchen soll, mitsamt Adresse und einigen Informationen zu seiner Familie. Er wird wahrscheinlich von Ihnen wissen wollen, wohin wir gefahren sind, und dann sagen Sie ihm, die Anschrift sei da in diesen Dossiers, wir wären aber schon mal vorgegangen, weil in diesem Moment sein Problem und unseres auseinandergehen. Können Sie sich das merken und ihm genau so wiedergeben?«
    Selbst im matten Licht, das von den Scheinwerfern kam, sah Jeffrey, dass der Agent große Augen machte. »
Auseinandergehen
, richtig? Das ist wichtig, oder? Das muss mit dem zu tun haben, weshalb Sie überhaupt hergekommen sind, oder?«
    »Ja, auf beide Fragen. Und vielleicht haben wir am Ende dieser Nacht auch ein paar Antworten gefunden«, sagte Jeffrey. Er blickte in das allumfassende Dunkel. »Möglicherweise finden die Antworten aber auch uns.«
    Er deutete mit dem Pistolenlauf auf die Straße Richtung Stadt. Der Agent zögerte, Jeffrey wiederholte die Geste, und der Mann setzte sich, die Tasche an die Brust gedrückt, im Laufschritt in Bewegung.
    Susan war ausgestiegen und stand jetzt an der offenen Tür. »Nun denn«, meinte sie. »Nu-nu-nun denn.« Dann verkroch sie sich wieder im Wagen.
     
    Die Abzweigung in den Buena Vista Drive kam kaum eine halbe Meile weiter. Das Haus, das sie suchten, war das letzte von dreien und das isolierteste. Jeffrey hätte es vorgezogen, zuerst mit einem kleinen Flugzeug oder Hubschrauber darüber zu fliegen, doch das war unmöglich gewesen. Stattdessen hatte er sich auf die topographischen Karten der Staatssicherheit verlassen, die, wie er vermutete, nur so genau waren, wie der Eigentümer und der Bauunternehmer es wollten, was in diesem Fall bedeutete, dass er seine Erwartungen nicht allzu hoch schrauben durfte. Es bereitete ihm Kopfzerbrechen, wie sie, besonders angesichts der heimlichen Alarmsensoren, an das Haus herankommen sollten, und er dachte an die versteckte Hütte, die auf keinem Plan erschien, von der ihm der Unternehmer aber berichtet hatte. Er hatte sich das Hirn zermartert, wozu sie dienen mochte, und musste jedes Mal passen. Er wusste, dass es für seinen Vater von zentraler Bedeutung sein musste, doch wozu, entzog sich seiner Kenntnis.
    Das ließ ihm keine Ruhe.
    Jeffrey fuhr mit dem Wagen der Staatssicherheit an den Straßenrand und machte genau an der schmalen Einfahrt zur Nummer hundertfünfunddreißig die Scheinwerfer aus. DasEinzige, was auf ein Haus dort hinten im Wald schließen ließ, war eine kleine Nummer an einer Holzplakette am Rand der Sackgasse. Nirgends gab es einen Zaun oder ein Tor, sondern nur einen einzigen schwarz geteerten Weg, der zwischen den Bäumen verschwand.
    Eine Weile saßen sie alle drei schweigend in der Dunkelheit. Ihr Plan war einfach, vielleicht zu einfach, denn er ließ vieles offen.
    Jeffrey sollte sich bewaffnen, die Einfahrt entlang zum Haus hinüberlaufen und irgendwie von der Eingangsseite her hineingelangen – selbst wenn das bedeutete, an die Tür zu klopfen. Er war davon ausgegangen, dass er dabei schon ziemlich früh die Alarmanlage auslösen würde, so dass er zuerst observiert und dann gestellt werden würde. Darum ging es bei diesem Plan: die ganze Aufmerksamkeit der Bewohner des Bungalows auf sich zu lenken. Falls ihm das gelang, ohne entwaffnet zu werden, umso besser. War er erst einmal drinnen, sollten Susan und Diana folgen, und zwar so unerkannt wie möglich.
    Jeffrey war der Überzeugung, dass die Bewohner des Hauses, wenn sie erst mit ihm beschäftigt waren, nicht mehr ganz so wachsam auf eine zweite Welle achten würden. Susan und Diana sollten sich von der Rückseite her anschleichen und einen Überraschungsangriff versuchen. Der Bauunternehmer hatte ihm verraten, dass die Überwachungsmonitore im Obergeschoss waren, folglich wusste Jeffrey, dass er die Familie unten festhalten musste. So einfach war das.
    Der Angriff auf das Haus beruhte auf dem unzuverlässigsten psychologischen Faktor, der sich denken ließ:

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