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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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umzudrehen, tippte sie blind die Nummer des Wachdienstes auf der Tastatur.
    Es klingelte einmal, und ein diensthabender Sicherheitsmann meldete sich. »Gebäudewachdienst. Johnson.«
    Sie flüsterte. »Susan Clayton. Dreizehnter Stock. Die Redaktion des
Miami Magazine
. Ich müsste eigentlich allein sein.« Die Stimme des Wachmanns in der Leitung klang schroff. »Ich hab hier eine Nachricht, dass Sie noch da sind. Wo ist das Problem?«
    »Ich habe ein Geräusch gehört.«
    »Ein Geräusch? Außer Ihnen dürfte aber keiner mehr da drinnen sein.«
    »Vielleicht die Gebäudereinigung?«
    »Nicht vor Mitternacht.«
    »Und die anderen Büros?«
    »Alle nach Hause gegangen. Sie sind die Letzte, Lady.«
    »Können Sie mal auf Ihrem Monitor nachschauen und die Wärmesensoren überprüfen?«
    Der Nachtwächter brummte etwas, als ginge es um weit mehr als nur darum, ein paar Schalter umzulegen und ein paar Befehle in den Computer einzutippen.
    »Ah, dreizehnter Stock, ich hab Sie auf dem Monitor. Ist das ’ne Automatik?«
    »Sehen Sie sich bitte mal um.«
    »Ich schwenke gerade. Verdammt, ihr habt da alle viel zu viel Zeug rumstehen. Der Kerl könnte sich unter einem Schreibtisch verstecken, und ich sehe ihn nicht.«
    »Was ist mit den Wärmesensoren?«
    »Bin gerade dabei. Schauen wir mal. Na ja, vielleicht, nee, wohl doch nicht.«
    »Was?«
    »Also, ich hab Sie gut drauf, und Ihre Lampe da. Außerdem haben ein paar von euch den Computer angelassen, dann erhalten wir falsche Signale. Also, da ist genug Wärme an einer Stelle da oben, dass da noch einer drin sein könnte. Wahrscheinlich nur Restwärme vom Computer. Wünschte, die Typen würden dran denken, die Scheißdinger auszumachen. Kann ich mir die Sensoren gleich schenken.«
    Susan merkte, dass von ihrem festen Griff um die Pistole ihre Fingerknöchel weiß geworden waren.
    »Prüfen Sie weiter.«
    »Gibt nix mehr zu prüfen. Sie sind allein, Lady. Oder der Kerl, der vielleicht bei Ihnen da oben ist, versteckt sich neben ’nem Computer und rührt sich nicht von der Stelle, wagt kaum zu atmen, weil er weiß, wie unsere Ausrüstung funktioniertund weil er uns sowieso reden hört. So würde ich es jedenfalls machen«, sagte der Wachmann. »Muss höllisch aufpassen und von einer Wärmequelle zur nächsten flitzen, und das mucksmäuschenstill. Dann würde ich erledigen, was ich zu erledigen hab, und zwar zack, zack! Vielleicht sollten Sie Ihre Waffe laden, Ma’am.«
    »Können Sie raufkommen?«
    »Ist nich mein Job. Das macht der Geleitdienst. Ich bringe Sie meinetwegen raus, aber erst mal müssen Sie ganz alleine hier runterkommen. Ich komm da nich rauf, bevor der Putzdienst da ist. Die Jungs haben ’n paar echt starke Knarren dabei.«
    »Verdammt«, flüsterte Susan.
    »Was ist?«, fragte der Wachmann.
    »Sehen Sie immer noch nichts?«
    »Nix auf dem Video drauf, aber das tut es sowieso nich immer so. Und auf dem Sensor nix außer falschem Alarm wegen all der Computer. Sieht jedenfalls so aus. Woll’n Sie nich einfach hübsch langsam zum Fahrstuhl rüber, und ich halt die Kamera auf Sie drauf?«
    »Ich muss nur noch eine Sache zu Ende bringen.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Beobachten Sie bitte weiter, ja? Das dauert höchstens ein paar Minuten.«
    »Haben Sie ’n extra Hunderter dabei?«
    »Wie?«
    »Ich pass auf, bis Sie fertig sind. Kostet Sie ’n Hunderter.«
    Sie kämpfte einen Moment mit sich. »In Ordnung, abgemacht.«
    Der Wachmann lachte. »Leicht verdientes Geld.«
    Sie hörte noch etwas. »Was war das?«
    »Das war nur ich, hab die Kamera hin und her geschwenkt«, erklärte der Mann.
    Susan legte die Pistole behutsam auf dem Schreibtisch ab. Weit mehr Überwindung kostete es sie, den Stuhl herumzudrehen, so dass sie mit dem Rücken zum Kabineneingang und dem Urheber der erschreckenden Geräusche saß. Vielleicht eine Ratte, sagte sie sich. Oder nur eine Maus. Oder es war gar nichts.
    Sie atmete langsam ein, um ihren rasenden Puls zu beruhigen, und fühlte, wie die leichte Bluse an ihr klebte.
Du bist allein. Allein
. Sie rief ihr Mailprogramm auf, um die nötigen Informationen elektronisch an die Herstellung zu senden. Sie setzte ihren Zeilenguss
Mata Hari
darüber und tippte hastig die Instruktionen ein.
    Dann schrieb sie:
    Speziell für meinen neuen Briefpartner:
Rock Tom einundsiebzig zweite Puffpuff fünf.
    Sie hielt einen Moment inne und starrte zufrieden auf den Text, den sie erdacht hatte. Dann schickte sie ihn ab. Kaum hatte sie sich davon überzeugt,

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