Das rätselhafte Iksilon
Rennen begann. Wieder versteckte ich mich im Gras und wartete. Es dauerte nicht lange und die Pferdediebe kamen wütend zurück. Ich schickte sie ein weiteres Mal fort.
Bis Mittag ging das so. Als die Sonne am höchsten stand, kamen sie ein letztes Mal zu mir. Als die Pferdediebe sahen, dass ich schon wieder vor ihnen hier angekommen war, begannen sie zu schimpfen und miteinander zu streiten. Streitend und schimpfend verließen sie die Stadt in unbekannter Richtung. Ich wollte eben zu Mim gehen, um gemeinsam mit ihm unseren Sieg zu feiern, aber leider war das nicht möglich. Denn ich sah die dicke Frau mit den fettigen, schwarzen Haaren und der schmutzigen Schürze auf mich zukommen. Viele Leute aus ihrer Kneipe folgten ihr schreiend und lärmend. Ich dachte, jetzt sei ich verloren. Ich war sicher, dass sie mir etwas antun würden, denn ich hatte ihre Gäste aus der Stadt vertrieben. Daher hatte ich große Angst, der Frau zu begegnen. Ich wollte nicht, dass sie mich wieder anschreit und am Ohr zieht. Oh nein, das wollte ich nicht.
Was ich jetzt dringend brauchte, war meine Tarnkappe. Aber die hatte ich Mim gegeben und ich wusste nicht, wo er sich mit der Kappe versteckte. Also begann ich zu laufen. Ich lief und lief. Aber es half nichts! Die Frau, gefolgt von der lärmenden Meute, lief hinter mir her. Ich war schnell, aber sie waren noch schneller. Ich begann zickzack zu laufen. Das half aber auch nicht viel. Sie waren schon ganz knapp hinter mir, da erkannte ich meine letzte Chance: Ich musste einen Platz finden, an dem ich mich verstecken konnte. Ich brachte meine letzte Kraft auf und hastete zu der Eiche. Ich kletterte unglaublich schnell, noch schneller als ein Kater, auf die einsame Eiche hinauf.
Auf der einsamen Eiche
Ganz oben entdeckte ich ein tolles Versteck. Gerade als ich mich dort verbergen wollte, hörte ich Mim flüstern: »Warte! Kannst du nicht ein bisschen aufpassen! Dieser Platz ist schon besetzt.« Als er das sagte, nahm er die Tarnkappe von seinem Kopf. Ich sah, wie er gemütlich in dem tollen Versteck saß und grinste.
»Was suchst du hier?«, fragte ich. »Du warst unsichtbar und brauchtest dich nicht zu verstecken.«
»Ich war von Anfang an in diesem Versteck hier. Ich hatte Angst vor den unsichtbaren Pferden. Hier fühlte ich mich sicherer. Immer wenn die Pferdediebe kamen, rief ich, dass ich der Erste war. Das hat die blöden Diebe noch viel wütender gemacht.«
»Ja, ja! Sie waren wütend. Aber jetzt haben wir es mit noch wütenderen Menschen zu tun. Siehst du diese wild gewordenen Kreaturen dort? Sie werden bald hier sein.«
»Aber sie können uns nicht finden. Wir werden uns verstecken. Wir haben unsere Tarnkappe.«
»So groß ist die Kappe aber nicht, dass wir beide unsere Köpfe hineinstecken können«, sagte ich leise. »Wir müssen eine andere Lösung finden. Aber ich weiß noch nicht welche!«
»Ich weiß es! Wir sollten hinunterklettern und weiterlaufen«, sagte Mim ernst.
Ich antwortete nicht, denn das war ja wohl die allerblödeste Idee, die ich je gehört hatte. Außerdem war es unmöglich, irgendwohin zu laufen. Denn die Leute, angeführt von der dicken Frau von der Kneipe, waren schon hier. Sie standen um den Baum herum und riefen: »Mim, komm runter! Mim, komm runter!«
»Warum?«, rief er zurück. »Lasst mich in Ruhe!«
»Wir brauchen dich!«, rief die Menge im Chor.
»Sucht euch einen anderen, um das Wasser für euch zu schleppen. Ich bleibe hier«, sagte er mutig.
Als er das sagte, war es unter dem Baum plötzlich still geworden. Nur eine ganz, ganz leise Stimme war zu hören.
»Sollen wir den Baum jetzt fällen?«
»Nein«, sagte die dicke Frau aus der Kneipe. »Mim soll freiwillig herunterkommen. Wir brauchen ihn wirklich. Er darf jetzt das Schild von meiner Kneipe fertig malen.«
»Ist das wahr?«, hörte ich Mim sagen.
»Natürlich! Das ist wahr. Du hast uns von den Pferdedieben befreit. Du bist jetzt unser Held und dafür darfst du das Schild bemalen.«
Die Frau begann zu lachen. Das war das erste Mal, dass ich sie lachen sah. Als sie merkte, dass Mim trotzdem nicht herunterkam, sprach sie weiter: »Komm ruhig her. Ich verspreche dir, wir werden dich nie mehr schlagen oder auslachen.«
»Und Martina auch nicht«, rief Mim bestimmt zurück.
»Das verspreche ich dir auch«, sagte sie. Ich sah, wie alle anderen mit ihren Köpfen nickten. Sie waren alle einverstanden.
»Du kannst jetzt ruhig nach unten klettern«, sagte ich zu Mim. »Sie wird
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