Das rätselhafte Iksilon
ist, kann er sie gewiss besiegen auch ohne größer, stärker oder schneller zu sein.«
»Ich möchte sie so gern besiegen, denn ich habe eine Tarnkappe, aber ich habe keine Zeit mehr. Meine Sanduhr ist fast abgelaufen.«
»Das ist kein Problem«, sagte Halagara und gab mir einen kurzen, roten Faden. »Wenn du willst, dass die Zeit in deiner Sanduhr stehen bleibt, machst du einen Knoten um sie herum und die Zeit wird so lange stehen, bist du den Knoten wieder löst.«
»Ich werde sie besiegen!«
»Ich habe dich für klug gehalten«, lächelte sie zurück. »Geh ihnen besser aus dem Weg. Denn wenn du gegen die Pferdediebe kämpfst, kann dir keine Zauberformel helfen. Geh jetzt, es ist Zeit. Ich habe dir sowieso schon alles gesagt, was ich dir sagen darf.« Das sagte sie, streichelte kurz meine Haare, verschwand mit ihrer Geige in dem Schrank und machte die quietschende Tür wieder zu. Sie begann sofort auf ihrer Geige zu spielen. Begleitet von wunderschöner Musik verließ ich die Küche. Als ich vor dem Häuschen stand, konnte ich Mim nirgendwo finden. Ich musste lange hin und her laufen und laut pfeifen, bevor ich ihn entdeckte. Er hatte sich in einem hohlen Baumstamm verkrochen und machte ein Gesicht, als hätte er gedacht, dass ich nie mehr wieder herauskommen würde. Vorsichtshalber zwickte er mich dreimal in die Nase, bevor er sicher war, dass ich es war. Als er sich beruhigt hatte, erzählte ich ihm alles, was in der Hexenküche geschehen war und was mir Halagara gesagt hatte.
Glücklich berichtete ich ihm, was er weiter tun sollte und wie er mit Zauberliebesworten Martina wieder zum Essen bringen konnte.
Die Zauberliebesworte
Mim war leider nicht ganz so glücklich, als er alles gehört hatte. Denn er meinte, auch wenn er Martina liebte, könnte er ihr das nie im Leben sagen, denn er hätte noch nie zu einem Mädchen Liebesworte gesagt. Er war so überzeugt davon, dass mir klar wurde, ich würde ihn nie dazu bringen können. Also hatten wir ein Problem. Ein großes Problem.
Auf dem Rückweg hatte ich aber doch eine Idee und zwar eine richtig gute Idee. Als wir in die Nähe des Häuschens kamen, in dem Martina lebte, erklärte ich Mim meinen Plan. Ich würde mich unsichtbar machen und dann unter Martinas Fenster verstecken. Er sollte an das Fenster klopfen. Wenn sie dann herausschaute, brauchte er nur die Lippen zu bewegen und ich würde für ihn re- den. Mim war sofort einverstanden, aber dann sagte er wieder, dass es doch nicht ginge. Ohne ein kleines Geschenk für Martina könne er nicht bei ihr klopfen. Dieses neue Problem war aber sehr rasch beseitigt. In unserer Nähe war ein Apfelbaum mit roten Früchten. Ich kletterte auf den Baum und pflückte den allerschönsten Apfel. So hatten wir schnell ein schönes Geschenk für Martina gefunden und konnten unseren Plan durchführen. Ich machte mich unsichtbar und versteckte mich im hohen, wild wuchernden Gras. Mim klopfte an das Fenster und hielt den Apfel in der hoch erhobenen Hand.
Es dauerte nicht lange und Martina öffnete das Fenster und beugte sich hinaus. Ich sah, dass sie sehr dünn war. Sie sah Mim mit ihren schönen blauen Augen an und sagte kein Wort. Er stand genauso stumm vor ihr. Den Apfel nahm sie nicht. Sie standen da und schauten einander an, ohne ein Wort zu sagen. So entstand wieder ein Problem. Ich hatte mir zwar genau überlegt, was wir machen konnten, aber leider hatte ich nicht darüber nachgedacht, was ich sagen sollte. Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich tun und noch weniger, was ich sagen sollte. Tinas Liebesgedicht wäre mir jetzt sehr hilfreich gewesen, aber ich konnte mich nicht erinnern, was sie für mich geschrieben hatte. Plötzlich erinnerte ich mich aber an Valentinas Worte auf der Theaterprobe. Mutig begann ich sie zu rezitieren:
»Ich sehe, Martina, dass du traurig bist,
Weil alles leider so ist, wie es ist.
Die Ärzte sagen, dass keiner dir helfen kann,
Also dann! Wenn das wahr ist, nun,
Dann werde ich mit meiner Liebe alles tun.
Vom Adler werde ich mir den Mut besorgen,
Von der Schwalbe mir die Flügel borgen.
Ich werde zu dir fliegen wie der Liebespfeil,
Mit dem du mein Herz hast getroffen.
Und mit meinem Liebespfeil,
Das verspreche ich dir,
Mache ich dich und dein Herz wieder heil«
Ich redete und Mim bewegte den Mund. Als ich fertig war, sah ich zum ersten Mal ein kleines Lächeln auf Martinas Gesicht. Ihre Augen strahlten. Sie nahm den Apfel aus Mims Hand. Sie küsste
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