Das Rattenloch
konnte. Mit dem vierten Hüpfer hatte ich es geschafft. Ich sprang auf die Schwelle – und genau auf einen Rattenkörper. Mit dem rechten Fuß hatte ich ihn getroffen, und mit dem rechten Bein rutschte ich auch aus, sodass ich in einen langen Spagat geriet.
Plötzlich wurde es gefährlich.
Ich hörte Maxine schreien und sah ihre Gestalt wie eine Momentaufnahme vor mir. Sie hatte sich einen Knüppel besorgt und schlug damit nach den Ratten, die sie angriffen.
Als sie mich fallen sah, rannte sie vor, um die Ratten von mir abzuhalten.
Ich hatte mich fangen können, musste mich aber herumwälzen, um auf die Beine zu kommen. Zwei, drei Ratten hingen an meinem Körper fest. Sie wieselten auch in die Höhe, um meine Kehle zu erreichen.
Sie waren unterschiedlich groß, aber alle hatten verdammt spitze Zähne. Ich wollte nicht, dass sie in meine Haut schlugen. Mit den bloßen Händen packte ich zugleich zwei Rattenkörper, drückte sie zusammen und riss sie von meinem Körper weg. Heftig schleuderte ich sie zu Boden und hetzte dann weiter.
Eine dritte Ratte hockte auf meinem Rücken. Das sah Maxine. Ich hörte sie dicht neben mir keuchen, und dann schlug sie mit ihrem krummen Ast zu.
Sie erwischte mich zwar auch dabei, aber das war nicht weiter tragisch. Wichtig war die Ratte, die durch den Schlag zu Boden prallte und sich dort herumwälzte.
Wir rannten weiter.
Zwischendurch traten wir nach den Tieren. Für uns gab es eigentlich nur einen relativ sicheren Platz. Das war der Range Rover mit seinen zerbissenen Reifen.
Maxine hatte daran nicht gedacht. Als sie eine andere Richtung einschlagen wollte, bekam ich das noch in der Bewegung mit. »Nein, nein, nicht. Zum Wagen!«
Ihr Kopf zuckte herum. Sie schaute mich an. Sie hatte sie Augen weit offen, wollte etwas sagen, aber ich zerrte sie weiter.
Ratten sprangen uns an.
Ratten warteten vor uns.
Ich trat nach ihnen, erwischte auch welche, die sich dann in der Luft überschlugen, aber leider nicht tot am Boden liegen blieben. Sie standen immer wieder auf.
Jetzt ärgerte ich mich, dass ich den Range Rover abgeschlossen hatte.
Die Türen zu öffnen würde nur einige Sekunden dauern, aber es war ein Verlust.
»Schließ auf, ich halte sie uns vom Leib!«
Maxine spielte gut mit. Sie stand mit dem Rücken zum Auto. Die Ratten ließen nicht locker. Sie wollten uns, sie waren hungrig, und Maxine schlug nach ihnen.
Sie erwischte einige. Sie fluchte dabei. Sie schrie. Sie machte weiter. Sie ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Sie war verbissen, und ich musste sie schließlich packen und ihr klarmachen, dass sie in den Wagen steigen sollte.
Sie kroch hinein. Ich wehrte noch ein paar Tiere ab, dann gelang es auch mir, in den Wagen zu steigen und genau im richtigen Moment die Tür zuzuschlagen.
Geschafft!
Für’s Erste zumindest!
Ich holte tief Luft. Neben mir auf dem Beifahrersitz hockte Maxine Wells und keuchte ebenfalls. Beide waren wir verschwitzt, aber nicht erschöpft, trotz des Keuchens, denn wir wussten auch, dass der Kampf weiterging.
Verletzungen durch Rattenbisse hatten wir beide nicht davon getragen. Es war einfach alles zu schnell gegangen. Die Ratten hatten nicht richtig zubeißen können.
Wir saßen nebeneinander und mussten uns zurechtfinden. Die unmittelbare Gefahr war zwar vorbei, aber so leicht würden die Ratten nicht aufgeben, das hatten sie auch bei den anderen vier Menschen nicht getan. Deren Fleisch war bis auf die Knochen abgenagt worden.
Maxine wischte über ihre Lippen. Dann stieß sie pfeifend die Luft aus und beugte sich nach vorn. »Das war knapp, John. Verdammt knapp sogar.«
»Ja, aber wir waren auch gut.«
»Toll, wie du dir selbst Mut machst.«
»Und dir doch auch.«
»Sicher.«
Die Gefahr hatte uns zusammengeschweißt. Wir waren in den vertrauten Tonfall übergegangen, und wir wussten auch, dass wir es noch nicht hinter uns hatten.
Raus konnten wir nicht. Ebenso war es unmöglich, mit den zerfetzten Reifen zu fahren. Unser Refugium würde zunächst mal der stehende Wagen bleiben.
Von Sicherheit konnte nicht gesprochen werden. Wenn Ratten an eine Beute herankommen wollen, dann schafften sie es auch. Für sie war wohl der beste Weg, sich durch das Bodenblech zu beißen. Das mussten wir erst mal abwarten.
Um uns herum war es jetzt dunkel geworden. Nur aus der Hütte drang noch Licht, aber den Schein konnten wir vergessen. Er reichte nicht mal einen Meter weit.
Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit, und so war es auch
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