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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder?« Sie begann, den Körper der Ratte zu streicheln. »Denn wenn sie zu hungrig werden, ist alles aus. Dann greifen sie auch Menschen an. Deshalb sollen die Menschen immer lieb zu den Tieren sein. Überhaupt zu allen.«
    »Hat das deine Freundin in den Bergen auch gesagt?«
    »Nein, aber sie weiß es. Sie weiß es bestimmt.«
    »Wie heißt sie denn?«, fragte Suko.
    Er hatte nicht damit gerechnet, eine Antwort zu bekommen. Um so erstaunter war er, als Lorna sie trotzdem gab. »Sie heißt Florence.«
    »Aha. Und wie weiter?«
    »Weiß ich nicht. Das reicht mir auch.«
    Suko lächelte. »Sie muss wirklich eine tolle Frau sein, deine Florence.«
    »Ja, das ist sie.«
    Suko stellte eine entscheidende Frage. »Kann ich sie auch sehen?«
    Lorna sagte nichts. Aber sie stand plötzlich sehr steif da. Sie schien etwas Ungeheuerliches gehört zu haben. Heftig schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube nicht, dass sie dich sehen will. Das glaube ich nicht. Bestimmt nicht.«
    »Aber ich habe ihr nichts getan«, sagte Suko. »Ich möchte ihr auch nichts tun. Ich will sie nur sehen und mit ihr sprechen. Ist das so schlimm?«
    »Ja, das ist es.«
    »Warum denn?«
    »Weil sie keine Menschen mag.«
    »Aber dich mag sie.«
    »Das ist was anderes. Mich mag und will sie auch. Und ich will sie. Nur normale Menschen mag sie nicht.«
    »Verstehe. Sie bleibt lieber bei ihren Ratten.«
    »Genau.«
    »Kann man sich denn so damit anfreunden, Lorna? Das... das... will ich fast nicht glauben. Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Es ist einfach verrückt und...«
    »Man kann es. Aber nicht jeder kann es. Nur sie, denn sie ist was Besonderes. Was ganz Besonderes. Und sie will auch nicht gestört werden. Wer trotzdem kommt...«, sie senkte jetzt die Stimme, um ihr einen rauen Klang zu geben, »wird es bereuen.«
    Suko zeigte sich bestürzt. »Du machst mir ja richtig Angst«, flüsterte er.
    Lorna lachte fröhlich. »Wieso? Du brauchst doch keine Angst zu haben. Du doch nicht.«
    »Warum ich nicht?«
    »Weil du doch nicht zu ihr hinfährst. Wenn du hier unten bleibst, ist alles okay. Aber wehe, wenn du sie störst. Das kann sie nicht vertragen.«
    »Was passiert dann?«
    »Es wird schlimm.«
    »Ganz schlimm?«
    »Ja, sehr. Wer ihr zu nahe kommt, wenn sie es nicht will, der wird getötet.«
    Suko presste die Lippen zusammen. Er räusperte sich und dachte daran, dass es schon vier Tote gegeben hatte. So harmlos war diese Florence auf keinen Fall. Sie lebte eine eigene Existenz. Zusammen mit ihren verdammten Ratten. Sie selbst war bestimmt keine Ratte, aber sie musste Eigenschaften besitzen, die denen einer solchen schon relativ nahe kamen. Wenn er daran dachte, dass John sich dort oben herumtrieb und dieser Florence womöglich in die Arme lief, rann es ihm kalt den Rücken hinab. Florence allein wäre nicht so gefährlich gewesen, es waren ihre verdammten Helfer, die alles auf den Kopf stellen konnten und Menschen zerfetzten. Die Vorstellung, von einem Pulk Ratten überfallen zu werden, war nicht eben angenehm für Suko.
    Er überlegte, ob er die Toten Lorna gegenüber erwähnen sollte, doch das ließ er bleiben.
    Die Ratten hockte noch immer auf Lorna’s Arm. Sie hatte ihn angewinkelt, um für den Nager so etwas wie eine bequeme Lage zu schaffen. Das Tier verlor seine Ruhe. Es befreite sich aus seiner Lage, und Lorna tat nichts, um es zu halten. Flink kletterte die Ratte an ihrem Arm in die Höhe und blieb auf der rechten Schulter hocken. Wie eine kleine Katze. Von ihrem Platz aus starrte sie schräg auf Suko, dessen Gesicht sich dicht am offenen Fenster befand.
    »Sie mag dich nicht«, sagte Lorna. »Das spüre ich.«
    »Warum? Was habe ich ihr getan?«
    »Du hast zu viel gefragt.«
    »Ist das denn so schlimm?«
    »Ja, das ist es.«
    »Aber...
    »Du bist nicht ehrlich uns gegenüber. Du... du... versteckst dich ziemlich. Genau das spürt sie. Nein, du bist überhaupt nicht ehrlich. Die Ratten sind sehr sensibel. Du hast etwas vor.«
    Der Tierkörper zitterte, was auch Lorna merkte. Sie hob den Arm, drehte ihn und streichelte über das Fell hinweg, um das Tier zu beruhigen. Sie schaffte es nicht. Die Ratte blieb unruhig. Sie riss ihre Schnauze auf. Sie fing an zu schreien. Es waren schrille Töne, und Suko konnte sich gut vorstellen, dass sie voller Zorn und Wut ausgestoßen worden waren.
    Plötzlich sprang sie vor!
    Es ging so schnell, dass auch Lorna davon überrascht wurde und nicht reagieren konnte. Im Gegensatz zu Suko. Er hatte mit einer

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