Das Rattenloch
krabbelten immer wieder aus dem Lichtschein weg, wenn sie gestört wurden.
Suko verließ die Hütte. Er war ratlos. Hätte es eine Spur gegeben, hätte er gewusst, wo er suchen musste. So aber stand er verloren in der Dunkelheit. Er spürte den Wind doppelt so stark. Er nahm wieder den feuchten Geruch wahr. Er schaute nach vorn, hörte das Rauschen der Blätter, wenn der Wind sie bewegte und sah am Himmel ein Panorama aus dunklen Wolken, die ebenfalls wanderten.
Wohin sollte er gehen?
Wieder suchte er den Boden ab. Er ging dabei noch mal zum Wagen. Das Licht der Lampe begleitete ihn, aber das Gras gab ihm keine Auskunft. Vor der Kühlerhaube blieb er stehen. Er drehte sich so, dass er zum Waldrand schauen konnte. Auch dort lag die Welt in tiefem Schweigen.
Aufgeben wollte er nicht. Er musste eine Spur finden. Ein Mensch konnte nicht so spurlos verschwinden. Schon gar keiner, der John Sinclair hieß.
Der Wald wollte ihm nicht aus dem Sinn, denn er war das ideale Versteck. Suko wusste nicht genau, wo die vier Skelette gefunden worden waren. Auf der freien Fläche jedenfalls lag keines, aber der Wald war wichtig.
Plötzlich sah er etwas.
Das Licht hatte etwas hervorgerissen, das sich auf dem Boden abmalte. Es waren Spuren. Sehr gerade Spuren sogar, die tatsächlich zum Wald hinführten. Sogar zwei nebeneinander, wie bei einem Eisenbahngleis.
Er schüttelte den Kopf, ließ den Strahl weitergleiten und sah, dass die Spuren tatsächlich auf den Waldrand zuführten und erst dort stoppten.
Es waren keine Spuren, die von einem Auto stammten. Dann sah das Gras anders aus und lag durch den Druck der Reifen am Boden. Hier hatten sich viele Halme schon wieder aufgerichtet. Suko hatte die Entdeckung nur seiner guten Nase und dem Spürsinn zu verdanken.
Er ging schneller. Das Unterholz wurde vom Lichtkegel erfasst. Es erschien ihm seltsam fremd. Es war so bleich geworden. Farne und Holz bildeten ein Wirrwarr, dahinter sahen die Baumstämme bleich wie Gerippe aus.
Die beiden Spuren brachen am Wald ab.
Nichts mehr, aber davon ließ sich Suko nicht entmutigen. Wer immer die Spuren hinterlassen hatte, der – oder diejenigen waren nicht umgekehrt. Nach Suko’s Meinung mussten sie im Wald verschwunden und dort untergetaucht sein.
Einen Wald zu durchqueren war schon im Hellen nicht einfach. In der Dunkelheit gestaltete sich dies als eine verdammt schwierige Angelegenheit, doch davon wollte sich Suko nicht abhalten lassen. Egal, ob er nun einen Erfolg erreichte oder nicht. Er sah sich einfach gezwungen, etwas zu tun.
Also kämpfte er sich durch’s Unterholz. Von nun an ging es nicht lautlos. Er war zu hören. Er musste den kleinen Tieren gegenüber Vorkommen wie ein Ungeheuer, das sich durch das Wald kämpfte, um irgendein Ziel zu erreichen.
Nicht die Bäume waren das große Problem. Zwischen ihnen gab es genügend Platz. Er hatte schon bald mehr Schwierigkeiten mit dem Gelände. Es ging manchmal sehr steil hoch, weil Felsen quer vor ihm aufragten. Er war gezwungen, die Felsen zu umgehen.
Dann sah er sie!
Wie in einer Momentaufnahme, und auch nur, weil der Lampenstrahl durch eine mehr oder weniger ungeschickte Bewegung zur Seite geschwenkt war, aber sie waren vorhanden und keine Einbildung.
Vor und über ihm hockten Ratten.
Sie hatten sich den Platz auf einem scharfen Stück Felsrand ausgesucht. Da saßen sie wie kleine Statuen und schauten nach unten. Das Licht traf ihre Glitzeraugen. Es ließ sogar die feinen Barthaare schimmern. Suko bewegte sich nicht. Er spürte auch keine Furcht, und er zählte einfach nur die Tiere.
Vier Ratten!
Sie kamen ihm vor wie Wächter, die jemand an diese Stelle gesetzt hatte. Aufpasser, die meldeten, wenn sich jemand näherte. Er wusste nicht, was sie unternehmen würden, wenn er weiterging. Zunächst einmal blieb er stehen, auch mit der Gewissheit, das er den richtigen Weg gefunden hatte.
Was würden sie tun, wenn er weiterging? Waren sie tatsächlich Wächter, dann mussten sie etwas unternehmen, um ihn nicht an das eigentliche Ziel heranzulassen.
Angriff!
Vier Ratten waren zu schaffen. Suko dachte das sehr pragmatisch. Aber er fragte sich auch, ob es bei den vier Ratten bleiben würde. Der Wald hier war dicht. Er bot zahlreiche Verstecke, aus denen die Nager urplötzlich hervorspringen konnten.
Eine Pistole nutzte bei diesen Lichtverhältnissen und bei der Schnelligkeit der Ratten nicht viel. Wenn es zu einem Angriff kam, musste er sich mit den Händen verteidigen.
Ohne den
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