Das Rattenloch
Körper zu bewegen, schaute Suko nach rechts und nach links. Er wollte den besten Weg herausfinden, um an den Ratten vorbeizukommen.
Links stieg das Gelände zu stark an. An der rechten Seite war es besser. Da senkte sich der Boden sogar, und Suko sah auch Lücken zwischen den Bäumen.
Er schaltete die Lampe aus.
Kein Licht irritierte die Ratten mehr. Sie glichen jetzt mehr irgendwelchen Schattenwesen, die starr und eins mit dem Felsrand geworden waren. Aus dem Gestein krochen einige krumme Zweige, an denen noch Blätter hingen.
Zwei Ratten ließen sich fallen.
Sie landeten auf den Zweigen, aber für Suko stand fest, dass sie dort nicht bleiben würden. Die Zweige gaben nach wie Sprungbretter, und genau das hatten die Ratten gewollt.
Von zwei Seiten sprangen sie Suko an...
***
Klar, sie hätten ihn erwischt, aber der Inspektor war schneller. Er tauchte nicht ab, er huschte auch nicht zur Seite, er ging voll in den Angriff hinein. Jetzt kamen ihm seine freien Hände zupass.
Damit schlug er zu.
Die erste Ratte und auch die zweite wurden gleichzeitig erwischt. Noch im Sprung trafen sie Handkanten, die Suko blitzschnell und auch gleichzeitig bewegte.
Er spürte nur kurz den Widerstand, aber die Attacken der Nager wurden gestoppt. Sie flogen zurück, sie überschlugen sich in der Luft, dann klatschten sie gegen die Felswand. Was mit ihnen noch passierte, sah Suko nicht, denn es galt, die beiden nächsten Ratten abzuwehren. Auch sie waren nicht mehr auf der Felskante sitzen geblieben und hatten es geschafft, ihren Feind zu erreichen.
Suko erhielt den Schlag an der linken Schulter und den zweiten in Höhe der Hüfte.
Mit der rechten Hand packte er zu, bevor das Tier von der Schulter her in Richtung Hals trippeln konnte. Er hatte Glück, dass er die beiden Schnauzenhälften zusammenpressen konnte, denn so bekam er keinen Biss ab. Er riss das Tier von der Schulter hoch und schleuderte es wütend gegen die Felswand.
Die zweite Ratte hatte zugebissen. Die spitzen Zähne bohrten sich in die Kleidung hinein. Sie kamen zum Glück nicht durch und hinterließen bei Suko auch keine Verletzung.
Er räumte sie weg.
Sie fiel zu Boden. Sie wollte fliehen, aber Suko’s Fuß war schneller. Dem Stoß mit der Hacke hatte sie nichts entgegenzusetzen. Er beförderte sie ins Jenseits, und auch die anderen drei Tiere zertrat Suko und schickte sie in die Rattenhölle.
Wohl war ihm bei dieser Aktion nicht gewesen, aber er hatte keine andere Möglichkeit gesehen. Ein schneller Tod ist immer besser als ein langes Leiden.
Suko trat zurück. Zum ersten Mal nach längerer Zeit kam er wieder dazu, durchzuatmen, denn er sah keine anderen Ratten, die es momentan auf ihn abgesehen hatten.
Vier Wärter. Jetzt waren sie tot. Ein kleiner Erfolg nur, über den sich Suko kaum freuen konnte. Wenn er sich vorstellte, wie groß dieses Gelände war, dann war es zugleich auch wie ein Paradies für die Ratten. Hier hatten sie alles, was sie brauchten. Schutz, genügend Platz und auch Nahrung.
Aber woher kamen sie? Was hatte sie dazu gebracht, auch in den Ort Gateside einzufallen. Suko wusste es nicht. Er kannte keine Hintergründe, doch er wollte seinen Freund John Sinclair finden und bitte nicht als Skelett.
Es waren keine Ratten mehr in der Nähe, die ihn aufgehalten hätten. Zwei der toten Tiere umging er und suchte nach dem besten Weg. Es gab keinen, nicht mal einen schmalen Pfad. Er musste sich quer durch’s Gelände schlagen.
Der Weg führte ihn nicht unbedingt nur bergauf. Er sackte auch manchmal ab oder führte in einer Höhe weiter. Oft genug wurde Suko die Sicht versperrt, weil sich die Felsen wie kantige gewaltige Nasen nach vorn schoben.
Seine Schritte musste er manchmal lang setzen. Er sah die schräg wachsenden Bäume oft genug vor sich, deren Astwerk sich in die harte Erde oder auch in den Fels hineingekrallt hatte.
Suko kletterte auf einen Felsen. Er wollte den Weg abkürzen, obwohl er nicht wusste, wo er das Ziel finden sollte. Irgendwie hatte er auch aus einem Instinkt heraus gehandelt, und das war sein Glück gewesen.
Kaum war es ihm gelungen, den Felsen zu erklimmen, da sah er den Feuerschein.
Ihm stockte der Atem. Damit hatte er nie im Leben gerechnet. Es war Feuer. Er sah es an den Bewegungen, aber er konnte nicht ausmachen, wie weit oder wie nah es von ihm entfernt war. Die Dunkelheit ließ eine genaue Schätzung nicht zu. Die Flammen griffen nach allen Seiten hin ins Leere. Sie zauberten einen weichen und trotzdem
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