Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
falschen Menschen angreifen, und dazu gehörst auch du.«
    Maxine zitterte und hatte Mühe, eine Antwort zu geben. »Schon gut, Flo. Jetzt weiß ich, woran ich bei dir bin.«
    Florence lächelte und stieß einen leisen Pfiff aus, der dem Geräusch einer Ratte schon sehr nahe kam. Sofort gehorchten die Nager. Sie sprangen wieder zu Boden und reihten sich bei ihren Artgenossen ein.
    »Es wird zwar kühl sein, aber wir können uns warm laufen«, sagte Florence Wells.«
    »Und du bist nackt, Schwester!«
    »Ja, nackt wie ein Tier. Das unterscheidet mich auch von einem Menschen. Ich liebe es, mich so zwischen den Tieren zu bewegen, und es macht mir nicht mal etwas aus. Nur so kann man sich an meine neue Existenz gewöhnen.«
    »Existenz?«
    »Ich werde bald kein Mensch mehr sein, auch wenn ich noch so aussehe. Ich werde leben wie ein Tier und fühlen wie ein Tier.« Nach dieser Erklärung drehte sie sich von der Tür weg, um ihrer Schwester den Ausstieg zu erleichtern.
    Max warf mir noch einen bedeutungsvollen Blick zu und schüttelte den Kopf. Dabei flüsterte sie: »Die ist verrückt. Die ist völlig durchgedreht. Ich kriege das alles nicht auf die Reihe. Ehrlich nicht. Aber wir sind hier nicht in einem Film – oder?«
    »Leider nicht«, erwiderte ich.
    »Los! Komm schon, Max. Was gibt es da noch zu reden? Du hast gleich noch Zeit genug.«
    Jetzt war es auch an mir, die Fahrertür des Rovers zu öffnen. Ich drückte sie langsam nach außen und verließ den Wagen mit einem großen Schritt.
    Ob mein Fuß beim Aussteigen eine Ratte traf, konnte ich nicht feststellen, der Boden war auch ohne Ratte weich genug. Jedenfalls huschte kein Tier weg.
    Aber sie waren in der Nähe. Sogar verdammt nahe. Ich spürte ihre Körper an meinen Füßen. Manchmal reichten die größeren Ratten bis zu meinen Knöcheln.
    Alles okay. Ich hob die Hände zum Zeichen, dass ich mich nicht wehren würde. Zumindest jetzt noch nicht.
    Florence, die an der Kühlerhaube stand, nickte zufrieden. »Dann können wir ja gehen«, sagte sie, kicherte und fügte hinzu: »Das Rattenloch wartet...«
    ***
    Auf Suko wartete kein Rattenloch, sondern eine Fahrt ins Ungewisse. Es ging hinein in die Berge. Zwar nicht so hoch wie in den Alpen, aber die Straße schraubte und wand sich schon durch die felsige Landschaft, in der Nadelhölzer wie Fichten und Kiefern überwogen.
    Suko hatte der Versuchung widerstanden, seinen Freund anzurufen. Er hatte dabei auf seine innere Stimme gehört. Anrufe können einen Menschen auch zur Unrechten Zeit erreichen, und das wäre bei John möglicherweise der Fall gewesen.
    So fuhr er auf gut Glück weiter und befand sich als einziger auf der engen Straße. Niemand kam ihm entgegen, er wurde auch nicht überholt. Ab und zu noch gelang ein Blick ins Tal, wo die Lichter von Gateside schimmerten.
    Lorna hatte ihm einiges gesagt. Besonders beschäftigt hatte er sich mit dem Namen Florence. Sie musste so etwas wie eine Königin oder Herrin der Ratten sein, und genau sie wollte er finden. Wenn er sie hatte, war es nicht mehr weit bis zu seinem Freund John Sinclair.
    Schließlich verschlechterte sich die Straße. Aus ihr wurde eine Piste, die bei Regen sicherlich einen Mantel aus Schlamm trug. Es war zum Glück nur feucht, und Regen war auch für die folgende Nacht nicht angesagt worden.
    Die Kurven wurden enger. Wie ein breiter Geist huschte das Lichtfeld der Scheinwerfer über die Straße. Es glitt über kantige Felsen und streifte Gebüsch und Bäume. Dann erhielt die Natur einen fahlen, unheimlichen Schimmer. Wer hier oben einige Tage seines Urlaubs verbrachte, der hatte wirklich Einsamkeit pur.
    Suko fuhr konzentriert, auch immer darauf achtend, ob Ratten durch das helle Licht wieselten, aber nicht mal Mäuse oder anderes Getier war zu sehen. Hier konnte der Mensch mit der Einsamkeit Brüderschaft trinken.
    Die Straße hatte zwar kein Ende, aber sie veränderte sich. Der Weg wurde plötzlich breiter, weil die Felsen zurückgetreten waren, und er mündete in eine Lichtung.
    Genau dort stand die Hütte.
    Sie wurde vom hellen Licht erfasst, und Suko trat auf das Bremspedal und stoppte den Toyota. Das Licht schaltete er noch nicht aus. Er blieb hinter dem Steuer sitzen, um sich zunächst einen ersten Eindruck zu verschaffen.
    Viel gab es nicht zu sehen. Bei Tageslicht war es anders, nun aber hatte die Dunkelheit ihr Feld aus Schatten über die Landschaft gelegt.
    Er schaltete für einen Moment das Fernlicht ein. Der kalte Strahl erwischte

Weitere Kostenlose Bücher