Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
mich hören werden. Deshalb ist das, was ich Euch jetzt mitteilen werde, auch für ihre Ohren bestimmt. Klar?“
„Natürlich“, sagte Fürst Vivian. Seine stahlblauen Augen musterten König John unverblümt. „Außerdem bin ich kaum in der Lage zu widersprechen. Mein Leben liegt in Eurer Hand.“
„Ich habe die Absicht, Euch und Eure Mitverschwörer zu verbannen. Von Todesstrafe war nie die Rede.“
„Das Exil kommt dem Tod gleich. Nach altem Brauch erhalten die Geächteten keine Waffen, und niemand darf ihnen Zuflucht gewähren, bis sie die Landesgrenze erreicht haben. Sobald meine Freunde und ich die Mauern dieser Burg hinter uns lassen, sind wir leichte Beute für die umherstreifenden Dämonen.“
„Ihr könntet die Barone um Schutz bitten“, sagte Harald.
„Kaum“, antwortete Vivian. „Die Barone können ihre eigenen Untertanen nicht mehr ernähren, geschweige denn dreihundert zusätzliche Leute, und ohne bewaffnete Eskorte erreicht wahrscheinlich keiner von uns lebend die Grenze. Ich habe Spähtrupps von einem Ende des Reichs zum anderen geführt; die Dämonen sind überall. Schickt uns unbewaffnet vor die Tore der Burg, und Ihr sprecht unser Todesurteil!“
„Es gibt vielleicht eine Alternative“, sagte der König langsam.
Fürst Vivian lächelte kühl. „Das dachte ich mir.“
„Am frühen Abend“, fuhr König John fort, „gewährte ich einer Delegation von Grenzbauern eine Audienz. Sie führen einen aussichtslosen Kampf gegen die Dämonenhorden, die ihre Höfe überfallen. Sie kamen mit der Bitte um Hilfe, und ich konnte nichts tun. Aber nun sieht es aus, als gäbe es doch eine Möglichkeit, ihnen beizustehen. Begleitet sie, Fürst Vivian, Ihr und Eure Rebellen. Geleitet die Delegation zurück zu ihren Höfen, schützt die Leute gegen die Dämonen und bringt ihnen bei, sich zu verteidigen. Ich stelle Euch Waffen, Pferde und die Vorräte zur Verfügung, die wir entbehren können. Es ist ein Wagnis. Wenn die Dämonen Euch verschonen, erliegt Ihr möglicherweise der Pest, die dort draußen wütet. Aber ich biete allen, die mich in dieser Sache unterstützen, volle Amnestie an, und wenn die Dunkelheit besiegt ist, können die Überlebenden ohne Eintrag in ihrem Schuldregister in die Burg zurückkehren.“
„Ihr habt recht“, sagte Vivian. „Es ist ein Wagnis. Aber ich nehme Euer Angebot für mich und meine Mitverschwörer an.“
König John nickte. „Ich werde mein Gelübde halten. Allerdings kann es sein, dass keiner von euch in den Genuss der Begnadigung kommt.“
„Es ist ein großzügiges Angebot, Majestät. Mehr habe ich nicht verlangt.“
Fürst Vivian stand gerade und aufrecht vor dem König, mit hoch erhobenem Kopf, und zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, strahlte er so etwas wie Stolz und Würde aus.
Julia sah ihn nachdenklich an, gegen ihren Willen beeindruckt von seiner Haltung. Anscheinend ließ sich aus der Tatsache, dass jemand ein Verräter war, nicht zwingend folgern, dass er auch ein Schuft oder Feigling war. Harald nahm schweigend einen Schluck von seinem Wein. Der König starrte eine Weile ins Feuer, und als er wieder sprach, klang seine Stimme fest und ruhig.
„Mein Seneschall wird Euch zu den Bauern bringen. Ihr Anführer ist ein Mann namens Madoc Thorne. Gehorcht seinen Befehlen, als würde ich sie erteilen, und unterstützt die Leute nach Kräften, Fürst Vivian! Sie hielten mir die Treue, selbst als ich sie im Stich ließ.“
„Wir werden ihr Leben mit dem unseren verteidigen, Majestät. Mein Wort darauf.“
Der König sah vom Feuer auf und studierte ihn lange. „Warum habt Ihr mich verraten, Vivian?“
Vivian lachte. „Ehrgeiz, Majestät. Ich wollte das Oberkommando über die Truppen.“
„Das ist der einzige Grund?“
„Ja, Majestät“, antwortete Fürst Vivian ruhig. „Der einzige bemerkenswerte.“
Harald warf Vivian einen Blick zu, schwieg aber.
„Nun denn“, sagte der König zögernd. „Wir sehen uns wieder, Durchlaucht, wenn alles vorbei ist.“
„Gewiss, Majestät“, sagte Fürst Vivian. Er verneigte sich förmlich vor König John, drehte sich um und ging, ohne Harald und Julia zu beachten. Eine Zeit lang schwiegen alle gedankenversunken.
„Glaubst du wirklich, er wird bei den Bauern bleiben?“, fragte Julia schließlich.
„Natürlich“, antwortete Harald. „Er hat es versprochen.“
Julia sah ihn an.
„Ein seltsamer Kauz, dieser Vivian“, meinte König John. „Ich kenne ihn ein halbes Leben lang,
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