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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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abgesetzt hatte, dem sie eben erst entronnen waren. Aber dann landete der letzte Mann auf dem unebenen Weg, der Silbertunnel schrumpfte zu einem Nichts zusammen, und mit ihm verschwand das schillernde Licht. Hilflos wandte Rupert die Blicke dem einzigen Licht in dem erbarmungslosen Dunkel zu, das er entdeckte: dem schwachen, wabernden Schein, der von der Burg ausging.
    Einen Augenblick lang schnürte ihm der Schmerz die Luft ab, und er schüttelte in stummer Abwehr den Kopf. Er hatte den Dunklen Turm rechtzeitig erreicht; es konnte einfach nicht sein, dass die lange Nacht so weit in den Wald vorgedrungen war. Aber da stand die Burg und zeichnete sich weiß unter einer dicken Decke aus Schnee, Eis und Raureif ab. Längliche, spitze Eiszapfen hingen von jedem Türmchen und jedem Fenster, und der Burggraben hatte sich in eine Eisfläche verwandelt. Fackeln brannten in regelmäßigen Abständen auf den Brustwehren, aber ihr flackerndes, graugelbes Licht konnte der näherrückenden Nacht kaum Einhalt gebieten. Rupert begann zu zittern, und das hatte wenig mit der bitteren Kälte zu tun, die sich in seinen Knochen festbiss. Es war eine Sache, sich durch den Düsterwald zu kämpfen, um ein Abenteuer zu bestehen oder den kürzesten Weg zum Erzmagier zu wählen. Aber die Dunkelheit hatte kein Recht, seine Heimat zu belagern. Der Düsterwald hatte sich immer irgendwo in bequemer Ferne befunden. Bis jetzt hatte Rupert nicht ernstlich daran geglaubt, dass die Burg, die den Waldkönigen seit dreizehn Generationen als Sitz diente, der Dunkelheit zum Opfer fallen könnte. Es war unmöglich; es konnte nicht sein. Er kämpfte gegen die aufsteigende Angst an und bekam sich allmählich wieder in die Gewalt. Seine Gedanken wanderten nervös hierhin und dorthin, auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, was geschehen war. Wie war es möglich, dass sich der Düsterwald so schnell ausgebreitet hatte? Dann, nach langer Zeit, sah Rupert auf.
    Direkt über ihm hing inmitten der ewig währenden, sternlosen Nacht der Vollmond. Seine Farbe erinnerte an Schimmelkäse oder lepröses Fleisch; die einzige Farbe, die das Auge in der Schwärze der Nacht wahrnahm. Der blaue Mond war aufgegangen.
    Im Düsterwald verging die Zeit anders.
    Rupert wandte sich um und starrte den Erzmagier an. „Was habt Ihr getan?“, fragte der Prinz, und seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Verdammt, was habt Ihr getan?“
    Der Erzmagier sah ihn an und schluckte trocken. Seine Miene war starr vor Angst. „Keine Ahnung“, sagte er. „Da muss etwas mit meinem Teleport schief gelaufen sein. Der Ort stimmt, die Zeit nicht. Ich verstehe das nicht …“
    „Darüber können wir später diskutieren, Hoheit.“ Die Stimme des Ersten Ritters klang ruhig und kühl, aber seine Hand umklammerte die doppelschneidige Streitaxt so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. „Allerorten wimmelt es von Dämonen. Unsere Ankunft scheint sie ebenso erschreckt zu haben wie uns, aber das wird nicht lange so bleiben. Wir täten gut daran, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.“
    Rupert warf einen Blick auf die Soldaten, die mit gezückten Schwertern und erhobenen Laternen einen engen Verteidigungsring bildeten, und nickte langsam. Die Ruhe und Kampfbereitschaft, die sie ausstrahlten, gaben ihm sein Gleichgewicht zurück, und er verbannte gewaltsam die Reste von Angst und Verzweiflung, die noch in ihm rumorten.
    „Ihr habt recht, Herr Ritter. Erteilt den Marschbefehl! Wir übernehmen die Spitze, und der Zauberer gibt uns mit seiner Magie Rückendeckung. Das könnt Ihr doch wenigstens, Erzmagier, oder?“
    Der Angesprochene zuckte zusammen und nickte. Rupert zog sein Schwert, hob es und wandte sich an seine Männer.
    „Bleibt zusammen, seid vorsichtig und haltet nicht mehr an, wenn wir losmarschiert sind! Es sind höchstens fünfhundert Meter bis zur Burg, und nach allem, was wir durchgemacht haben, können uns ein paar dumme Dämonen nicht an der Heimkehr hindern. Los, Leute! Wer das Burgtor als Letzter erreicht, zahlt das Bier.“
    Es war keine brillante Anfeuerungsrede, doch die Männer antworteten mit rauen Hurrarufen. Rupert war enorm stolz auf seine tapfere Truppe. Er grinste und wandte sich schnell ab, um die Tränen zu verbergen, die ihm in den Augen brannten. Er umklammerte die Zügel des Einhorns und ritt los, zügig, aber ohne Hast. Wenn die Dämonen den Eindruck gewannen, dass der Trupp vor ihnen floh, würden sie zum Angriff übergehen.

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