Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
nach vorn, kämpfte weiter schwach gegen den Dämon auf seinem Rücken an, und ein zweiter Feuerstrahl schmetterte das Geschöpf zu Boden. Nur der Schädel blieb zurück, noch im Tod in Ruperts Schulter verbissen. Rupert sank in die Knie und zog das Schwert an sich, das in den Dreck gefallen war. Er versuchte, sich wieder aufzurichten, merkte aber, dass ihm die Kraft dazu fehlte. Plötzlich war der Erste Ritter an seiner Seite, schob seinen Dolch zwischen die Kiefer des Dämonenschädels und stemmte sie langsam auf. Rupert wandte den Blick ab. Ringsum flohen die Angreifer in die Schatten, um den grellen Blitzen des Erzmagiers zu entgehen. Blutverschmierte Tentakel zogen sich in die Erdspalten zurück und verschwanden, und binnen weniger Sekunden herrschte im Düsterwald Totenstille. Dem Ersten Ritter gelang es endlich, den Dämonenschädel zu lösen.
Er warf ihn zu Boden und half Rupert auf. Das Einhorn war mit wenigen Schritten neben Rupert, der sich dankbar an die Flanke des Tieres lehnte. Allmählich kehrten seine Kräfte zurück. Die Schulter schmerzte zwar unverändert weiter, aber es gelang ihm, sich zu sammeln. Während er spürte, dass ihm Blut über den linken Arm lief, hatte er in der linken Hand kein Gefühl.
„Darum mache ich mir später Sorgen“, dachte er entschlossen. Es gab eine Menge Dinge, um die er sich später kümmern musste.
„Herr Ritter!“, rief er heiser.
„Hoheit.“ Der Erste Ritter stand neben ihm, mit geradem Rücken, den Kopf hoch erhoben. Sein zerfetztes Kettenhemd war dämonenblutgetränkt.
„Wir müssen versuchen, die Burg zu erreichen, Herr Ritter. Im Laufschritt. Wenn wir bleiben und weiterkämpfen, kommen wir alle um. Trommelt die Männer zusammen und sagt ihnen, dass wir sofort aufbrechen. Der Erzmagier kann die Dämonen durch Störfeuer ablenken. Habe ich mich klar ausgedrückt? Ja. Gut. Ihr übernehm t die Führung, Herr Ritter. Alle anderen folgen Euch.“
„Jawohl, Hoheit. Wir kämen übrigens schneller voran, wenn Ihr Euch entschließen könntet, wieder auf dem Einhorn zu reiten.“
Rupert sah das Einhorn an. Trotz seiner Benommenheit erkannte er klar, dass die Flanken des Tieres blutig waren. So hatte das Einhorn schon einmal ausgesehen, auf der Lichtung des Düsterwaldes, als er selbst nur knapp dem Tod entronnen war … Rupert schob die Erinnerung beiseite.
„Wie sieht es damit aus, Einhorn?“, fragte er leise. „Kannst du mich so weit tragen?“
„Klar, kein Problem. Ich habe kaum einen Kratzer. Steig auf, Rupert.“
Der Erste Ritter machte die Räuberleiter und hievte Rupert mit Schwung auf den Rücken des Einhorns. Einen Augenblick lang schwankte Rupert im Sattel und kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, die ihn zu überwältigen drohte. Er merkte mit einem grimmigen Lachen, dass er sein Schwert noch umklammert hielt. Ein gutes Zeichen, wenn man an Zeichen glaubte.
Im Dunkel bewegte sich etwas.
„Rennt zur Burg! Jetzt!“ Ruperts Stimme war kaum mehr als ein raues Geflüster, aber seine Männer setzten sich in Bewegung, noch ehe er den Befehl ausgesprochen hatte. Er hielt sich mit den Knien verzweifelt an den Seiten des Einhorns fest, als es lostrabte, und starrte angestrengt ins Dunkel. Der Erste Ritter lief vor ihm, die Streitaxt drohend erhoben. Der Erzmagier schwebte über ihnen. Von seinen Fingerspitzen prasselten und fauchten helle Blitze in die Nacht. Vierzehn Wachen folgten Rupert in Richtung Burgtor.
Vierzehn. Vierzehn von fünfzig. Rupert ließ den Kopf ohnmächtig in die Mähne des Einhorns sinken, zu erschöpft, um sich aufrecht im Sattel zu halten. Die Hand, die das Schwert umklammerte, wurde immer schlaffer, und nur der entsetzliche Schmerz, der ihn bei jedem Schritt seines Reittiers über den holprigen Boden durchzuckte, hielt ihn bei Bewusstsein. Es störte ihn nicht, dass er versagt hatte; das war er gewohnt. Aber seine Männer waren ihm gefolgt und hatten ihm vertraut, und er hatte sie ins Verderben geführt. So wie er das Einhorn ins Verderben geführt hatte, bis es blutüberströmt und gebrochen auf jener kleinen Lichtung im Düsterwald lag. Nur hatte er diesmal keinen Regenbogen, um die Dunkelheit zu vertreiben.
Trotz der Schmerzen in der Schulter fielen ihm die Augen wieder zu. Er wusste, er war einer Ohnmacht nahe, aber das war ihm gleichgültig. Der Schock schien sowohl die Schmerzen als auch die Erinnerungen zu dämpfen, und genau das brauchte er jetzt. Die Riesenbäume des Waldes ragten aus dem Dunkel auf und
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