Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Andererseits ließen sie sich durch gespielten Mut möglicherweise lange genug täuschen, bis die Heimkehrer die Burg erreicht hatten. In dieser Phase kam es auf jede Kleinigkeit an. Rupert musterte unauffällig die Umgebung. Der Erste Ritter schritt an seiner Seite und schwang die schwere Streitaxt so locker, als hätte sie kein Gewicht. Die Gardisten und der Zauberer folgten ihnen dicht gestaffelt und spähten angespannt in das Dunkel. Der Erzmagier machte mehr Lärm als alle Kämpfer zusammen. Rupert konnte die Dämonen nicht hören, die sie von allen Seiten belagerten, aber hin und wieder glommen rote Augenpaare wie glühende Kohlen auf, und missgestaltete Wesen huschten vor und hinter ihnen von Schatten zu Schatten.
    Rupert blickte finster und schlang sich den Umhang enger um die Schultern. Die Kälte setzte sich in seinen Knochen fest, bis er am ganzen Leib zitterte. Es war lange her, seit er etwas anderes als Schnee, Graupel und den Eishauch des frühen Winters gespürt hatte. Allmählich vergaß er, wie sich Wärme anfühlte. Er nahm aus dem Augenwinkel eine plötzliche Bewegung wahr und blickte hilflos in die Schwärze. Die Burg kam immer näher, aber ihr Licht reichte nicht weit in den Düsterwald. Rupert schmunzelte grimmig. Er musste die Dämonen nicht sehen, um zu wissen, dass sie in der Nähe waren, und es war ihm verdammt gleichgültig, wie viele es waren. Wenn es zu einem Kampf kam, würden wahrscheinlich weder er noch seine Begleiter die Burg lebend erreichen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, unbehelligt so nahe ans Burgtor heranzukommen, dass sie die letzten Schritte im Laufschritt zurücklegen konnten. Keine große Hoffnung.
    Rupert umkrampfte seinen Schwertgriff, bis seine Finger schmerzten, aber seine Hand zitterte dennoch. Der Düsterwald mit seinen Schrecken drückte ihn erbarmungslos nieder, und das Gewicht war keine Spur leichter geworden. Immer, wenn ihn die Pflicht zwang, in die Schwärze zurückzukehren, hoffte er wider alle Vernunft, es würde diesmal besser, aber jedes Mal wurde es noch schlimmer. Furcht, Verzweiflung und eine alles betäubende Hoffnungslosigkeit sickerten wie Eiswasser in seine Seele, bis er sich zu Boden werfen, zusammenrollen und nur noch schreien wollte. Aber das durfte er nicht. Das würde er nicht tun. Er hatte seine Männer nicht bis hierher gebracht, um so kurz vor der Ankunft aufzugeben. Rupert starrte die Burg vor ihm an, die mit jedem Schritt näherrückte. Beinahe da. Beinahe daheim. So gottverdammt nah …
    Das Einhorn trottete entkräftet neben ihm her, und Rupert tätschelte ihm tröstend den Hals.
    „Bald haben wir ’ s geschafft“, flüsterte er mit rauer Zärtlichkeit. „Noch einmal richtig ins Zeug legen, dann können wir ausruhen.“
    „Das hast du schon so oft gesagt“, erinnerte ihn das Einhorn trübselig. „Ausschlafen, in einem warmen, trockenen Stall! Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sehe, keine Sekunde früher. Ich hoffe nur, sie haben auf der Burg etwas Vernünftiges zu fressen. Wochenlang nur Gras, das muss man sich mal vorstellen! F ü r eine Handvoll Hafer würde ich töten.“
    „Sobald wir uns innerhalb der Burg befinden, begrabe ich dich in Hafer.“
    „Angesichts unserer augenblicklichen Lage finde ich diese Ausdrucksweise geschmacklos.“
    Rupert und das Einhorn wechselten einen Blick und mussten beide lachen.
    „Alles in allem war es ein komisches Unternehmen“, entgegnete Rupert.
    „Da hast du recht“, sagte das Einhorn.
    „Du weißt, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden.“
    „Der Gedanke kam mir.“
    „Ich möchte mich … bei dir bedanken, dass du immer da warst, wenn ich dich brauchte.“
    „Ich möchte keines unserer Abenteuer missen. Du bist kein schlechter Kumpel. Für einen Menschen.“
    „Danke … schätze ich. Sind wir wieder Freunde?“
    „Klar, warum nicht?“
    „Toll.“
    „Das heißt nicht, dass ich auf den Hafer verzichte.“
    Rupert lachte laut los, und der Erste Ritter warf ihm einen fragenden Blick zu. Rupert hob sein Schwert und merkte, dass seine Hand nicht mehr so stark zitterte. Irgendwie wünschte er fast, die Dämonen würden angreifen , damit er die Sache endlich hinter sich bringen konnte. Wenn er kämpfte, hatte er keine Zeit, sich zu fürchten. Er atmete tief durch, um ruhiger zu werden, und bereute es sofort, als ihm der Verwesungsgestank des Düsterwalds in die Nase drang. Er schüttelte den Kopf und warf einen Blick über die Schulter. Die Gardisten

Weitere Kostenlose Bücher