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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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drei Stunden der neue Tag herauf. Eine halbe Stunde vorher will ich alle kampffähigen Männer im Hof versammelt sehen. Mit etwas Glück haben wir bis dahin die Flüchtlingsfamilien anderweitig untergebracht. Dass mir keiner zu spät kommt! Wir öffnen die Tore pünktlich, und dann liefern wir den Dämonen einen Kampf, wie sie ihn noch nie erlebt haben. Das ist alles. Rupert, Harald, begleitet mich in meine Privatgemächer, bitte. Jetzt.“
    König John erhob sich von seinem Thron, nickte den sich verneigenden Höflingen kurz zu und verließ mit entschlossenen Schritten den Saal. Seine Leibgarde folgte ihm mit Respektsabstand. Im Saal ging die gedämpfte Diskussion noch eine Weile weiter, ehe sich die gewohnten Gruppen bildeten und ein allgemeiner Aufbruch einsetzte.
    Der Erzmagier und der Astrologe verließen den Raum gemeinsam, in ein leises Gespräch über magische Taktiken vertieft. Die Höflinge zogen sich in kleinen Grüppchen zurück und begaben sich in ihre Wohnquartiere, um Schwerter, Rüstungen und ihren ganzen Mut zusammenzusuchen, im Wissen, dass sie in wenigen Stunden den Dämonen gegenübertreten und aller Voraussicht nach sterben mussten. Trotz seiner Abneigung gegen den Hofadel im Allgemeinen war Rupert beeindruckt von der Art und Weise, wie sie die Sache aufnahmen. Zum ersten Mal in ihrem Leben jammerten und diskutierten sie nicht. Natürlich waren sie sprachlos vor Furcht, aber Rupert hegte keinen Zweifel daran, dass die meisten von ihnen zum vereinbarten Zeitpunkt mit dem Schwert in der Hand im Burghof stehen würden, und die wenigen, die zu mutlos waren, in die Entscheidungsschlacht zu ziehen, würden im Kampf ohnehin wenig nützen.
    Ruperts Blicke wanderten zu Julia hinüber, die sich leise mit Harald unterhielt. Sie schienen nur Augen füreinander und nicht für ihn zu haben. Rupert wollte wegschauen und konnte es nicht. Anfangs hatte er geglaubt, Julia möge ihn immer noch und flirte nur mit Harald, um ihn eifersüchtig zu machen. Nun wusste er es besser. Zum ersten Mal erkannte er, wie natürlich Julia in ihren höfischen Festkleidern wirkte. Sie passte an Haralds Seite, als sei das ihr angestammter Platz. Rupert sah an seiner zerrissenen, blutverkrusteten Bekleidung hinunter, und die Vorstellung, die hochgewachsene, charmante Prinzessin könne neben ihm einherschreiten, erschien ihm plötzlich grotesk.
    „Ich bin nur ein zweiter Sohn“, dachte er bitter, „und das werde ich auch bleiben. Es kann nicht lange dauern, bis Julia entdeckt, wer in unserer Familie das Sagen hat.“ Er warf einen letzten Blick auf die wunderschöne, blonde Prinzessin, die mit Harald schäkerte, und wandte sich ab. „Das ist nicht die Frau, die ich kannte“, dachte er ermattet. „Das ist nicht die Frau, die Seite an Seite mit mir im Düsterwald kämpf te, die ich lieben lernte. Jene Julia war nur ein Wunschbild, ein Traum, geboren aus der gemeinsam bestandenen Gefahr und der Einsamkeit. Ich hätte es wissen müssen.“
    Er ging in steifer Haltung an dem leeren Thronpodest vorbei auf die Privatgemächer König Johns zu, die Pflicht wie eine schwere Last auf den Schultern. Ihm war es egal. Sie war alles, was er noch hatte.

    Julia sah ihm nach und biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihm nachrufen, aber das ließ ihr Stolz nicht zu. Es war seine Aufgabe, zu ihr zu kommen; sie dachte nicht daran, ihm das Vergnügen zu bereiten, zu Kreuze zu kriechen. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, nach all den Monaten, in denen sie ihn für verschollen oder tot gehalten hatte, hatte sie, als das Gerücht von seiner unversehrten Rückkehr zu ihr durchgedrungen war, vor lauter Freude und Fassungslosigkeit nicht gewusst, ob sie lachen, weinen oder durch die Gänge tanzen sollte. Sie hatte den Seneschall gedrängt, ihr zu verraten, wo sich Ruperts Räume befanden, und war hingerannt, um ihn willkommen zu heißen, nur damit er sie mit eisiger Kälte empfangen und beleidigen konnte. Sie hätte ihm die Sache mit Harald und der Vermählung schon erklärt, wenn er ihr die Möglichkeit dazu gegeben hätte. Aber nein, er musste den Beleidigten spielen. Er hatte kein Recht, so zu sein. Er wusste nicht, wie sie sich auf dieser Burg gefühlt hatte, ganz allein, während die Dunkelheit immer näher rückte. War es denn ein Wunder, dass sie sich Harald zugewandt hatte, als er verschollen blieb und der Drache allem Anschein nach seinem Tod entgegendämmerte? Sie hatte jemanden gebraucht, und es hatte niemanden sonst gegeben … Julia

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