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Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)

Titel: Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nach dem langen Aufenthalt in dem engen, verwinkelten Tunnellabyrinth hier im Freien nicht besonders wohl, und so kauerte er sich mit dem Rücken zur Wand auf dem Boden nieder. Die einst so modische Kleidung starrte vor Schmutz und umschlotterte seinen ausgezehrten Körper.
    Seine Haut wirkte schmutzig und wächsern und bildete schlaffe Falten um Wangen und Kinn, weil er in zu kurzer Zeit zu viel Gewicht verloren hatte. Niemand aus der adligen Hofgesellschaft hätte den eleganten Fürsten Darius wiedererkannt, der wie eine dürre, halb wahnsinnige Vogelscheuche auf dem Boden hockte, weil er die Dämmerung dem Licht vorzog.
    Seine verquollenen Augen funkelten hell, als er rasch um sich spähte, bereit, beim geringsten Anzeichen von Gefahr die Flucht zu ergreifen. Immer wieder bewegte sich seine Hand unruhig zu dem Dolch in seinem Ärmel, aber kein Schatten bewegte sich, und kein Laut außer seinem eigenen unregelmäßigen Atem unterbrach die Stille. Der Südflügel lag verlassen da wie seit vielen Jahren, aber in der stickigen Luft lastete eine Spannung, als ahnten die Steine, dass etwas Böses durch die leeren Korridore schlich.
    Ein kalter, düsterer Ausdruck lag auf Darius’ Gesicht, als trage er ein widerwärtiges Geheimnis mit sich herum, wisse um Dinge, die man im Dunkel planen und ausführen musste, weil sie das Licht des Tages scheuten. Rupert hätte den Blick erkannt. Er hatte die endlose Nacht durchquert, und etwas von jenem Dunkel war für immer in seiner Seele zurückgeblieben. Der Düsterwald hatte sie gezeichnet, aber während Rupert dagegen ankämpfte, hatte sich Darius in der Hoffnung auf den versprochenen Lohn bereitwillig in sein Schicksal ergeben.
    Darius hob seine linke Hand, und Flammen umflackerten seine Finger, ohne sie zu versengen. Er besaß jetzt die dunkle Macht seines Herrn und Meisters, und mit ihr wollte er alle offenen Rechnungen begleichen, alle Kränkungen rächen. Darius lachte leise, und die Flammen verschwanden. Er hockte allein im Schatten, stumm und stumpf, und wartete in der Stille und Kälte des verlassenen Südflügels auf jene, die er fürchtete und hasste.

    Der König seufzte und beobachtete mürrisch, wie sein Atem in der frostigen Luft dampfte. Er wickelte sich enger in seinen Umhang und rückte den Sessel etwas näher an das schwach glimmende Feuer. Selbst in seinen Privatgemächern tief im Innern der Burg konnte er der bitteren Kälte des Düsterwaldes anscheinend nicht entrinnen. Er warf einen nachdenklichen Blick auf den Erzmagier, der auf der anderen Seite des Kamins Platz genommen hatte. Der Zauberer lümmelte wie ein Bauer in seinem Lehnstuhl und nagte an einem Hühnerbe in. Die Kälte schien ihm nichts auszumachen.
    Lichter und Kerzen nahmen jedes freie Fleckchen des überladenen Zimmers ein, und doch wirkte der Raum insgesamt eher düster. In der Vergangenheit hatte König John stets Mut und Trost aus den alten Mauern gezogen, die ihn Schicht um Schicht einhüllten, aus der Magie und den Geheimnissen der Waldburg, die sein Erbe und seine angestammte Heimat war. Seit zwölf Generationen verteidigten die Waldkönige das Land gegen alle Gefahren, und John war immer davon überzeugt gewesen, etwas von ihrer Tapferkeit und Standhaftigkeit lebe in der Burg selbst fort. Aber nun war die lange Nacht angebrochen, und all die Magie der altehrwürdigen Mauern hatte nicht ausgereicht, um den Düsterwald fernzuhalten. König John zog gereizt die Stirn kraus; eine wahrhaftig schlimme Zeit, wenn ein Mensch nicht einmal mehr in den eigenen vier Wänden Trost und Frieden fand. Ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge, als ihm die Bedeutungslosigkeit seiner Gedanken zu Bewusstsein kam, und er schob sie entschlossen beiseite. Wieder musterte er den Erzmagier, und nicht alle Erinnerungen, die ihm dabei durch den Kopf gingen, waren schlecht. Obwohl er und der Magier nie enge Freunde gewesen waren, hatten sie doch viele Jahre gut zusammengearbeitet. Eine Zeitlang hatte er den Zauberer sogar als seinen starken rechten Arm betrachtet, aber das lag weit zurück, so weit ...
    Der Hexenmeister löste die letzten Fleischfasern von dem Hühnerbein, und noch während König John ihn beobachtete, zerbrach er den Knochen und saugte das Mark aus wie ein Kind, das an einer Zuckerstange lutscht. Als er fertig war, warf er den Knochen ins Feuer und wischte sich die fettigen Finger an seiner Robe ab. Der König schaute weg. Der Erzmagier, an den er sich erinnerte, war geschmackvoll und

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