Das Regenbogenschwert: Die Legende von Hawk und Fisher (Dämonenkrieg) (German Edition)
in ihren schlecht sitzenden Kettenhemden fühlten, aber sie waren fest entschlossen, ihr Bestes zu geben. Männer und Frauen standen Seite an Seite, mit Schwertern, Piken und Handäxten, und kein Mensch fand das eigenartig. Die Frauen kämpften aus dem gleichen Grund wie die Männer: weil man sie brauchte und weil sonst niemand da war, der das Land verteidigen konnte.
Rupert bestieg Brise und bahnte sich mühsam einen Weg durch die Menge, um seinen Platz an der Spitze des Heeres einzunehmen. Eine Handvoll Gardisten erschien aus dem Nichts und bildete eine Eskorte für ihn. Rupert nickte ihnen zu, und die zehn Männer, die er aus dem Düsterwald in die Burg zurückgeführt hatte, salutierten mit ihren Schwertern.
„Was zur Hölle sucht ihr hier?“, fragte Rupert. „Solltet ihr nicht im Spital eure Verwundungen auskurieren?“
„Wer gehen kann, ist nicht verletzt“, erklärte Rob Hawke. „So lautete der Marschbefehl. Außerdem ist geteiltes Vergnügen doppeltes Vergnügen. Wir hatten gerade den Bogen raus, wie man mit Dämonen umspringt, als Ihr uns zurück in die Kasernen scheuchtet.“
„Ihr wisst, die Feinde sind weit in der Überzahl“, begann Rupert, und spöttisches Gelächter seiner Männer unterbrach ihn.
„Das waren sie in jüngster Zeit meist“, grinste Hawke. „Wir gewöhnen uns daran.“
„Verloren!“, stöhnte ein anderer Gardist. „Wir sind alle verloren!“
Mehrere Gardisten stimmten einen getragenen Trauerchoral an, fanden ihn aber nach wenigen Takten zu langweilig und wechselten zu einem schnelleren Tempo. Die Leute ringsum starrten die Gardisten an und sahen dann betreten zur Seite. Rupert musste so lachen, dass ihm die Luft wegblieb. Als das Gr ü ppchen mit Rupert an der Spitze das Burgtor erreichte, marschierte es zu den Klängen eines derben Soldatenlieds, in dem in regelmäßigen Abständen das Wort „verloren“ vorkam.
Der König kniete im Schatten der inneren Nordmauer neben seinem Pferd und mühte sich mit dem störrischen Sattelgurt ab. Sein verzotteltes, graues Haar hielt ein schlichtes, ledernes Stirnband zusammen, und sein Kettenpanzer trug die Spuren zahlreicher Feldzüge. Obwohl sich Felsbrecher an seinen Rücken schmiegte, als sei es ein Teil von ihm, hatte er außerdem sein vertrautes, altes Schwert umgeschnallt. Grey stand neben ihm und sah ihm geduldig zu. Schließlich bückte er sich und zog den Gurt mit ein paar geschickten Handgriffen straff.
„Danke“, brummte König John und richtete sich mühsam auf. „Mit Pferden konnte ich noch nie gut umgehen.“
„Keine Ursache.“
„Ich bin froh, dass du bei mir bist. Allen anderen scheint es verdammt egal zu sein, ob ich lebe oder vor die Hunde gehe.“
„Da ist immer noch deine Familie.“
„Familie“, sagte König John. „Ich habe seit Eleanors Tod keine Familie mehr. Rupert, Harald und ich stehen einander nicht gerade nahe. Harald schätze ich als guten Kämpfer und noch besseren Politiker, aber sein Herz ist so leer wie der Beutel eines armen Schluckers. Ich glaube nicht, dass er ein echtes Gefühl erkennen würde, selbst wenn es ihn bisse.“
„Was ist mit Rupert?“
Einen Augenblick lang sah es so aus, als wolle König John dem Astrologen eine grobe Antwort erteilen, aber dann sanken seine Schultern nach vorn, und er wirkte älter und erschöpfter als je zuvor.
„Rupert. Der Junge hat kein einziges Mal im Leben meine Erwartungen erfüllt. Eigentlich sollte er gar nicht hier sein. Als ich ihn aussandte, einen Drachen zu erlegen, rechnete ich fest damit, ihn nie wieder zu sehen. Ich konnte doch nicht ahnen, dass er tatsächlich so ein Ungeheuer aufstöbern würde! Er hätte das Sinnvolle tun, ins Exil gehen und dort bleiben sollen, wie ich es geplant hatte. Aber nein, er musste anders sein. Na schön, Rupert ist schon in Ordnung ... auf seine Weise.“
„Warum ist er dann nicht an deiner Seite?“
„Es gibt keinen Grund dafür. Der Bursche kennt seit dem Tag seiner Geburt nur Alleinsein und Trauer. Ich wollte und brauchte keinen zweiten Sohn, und die Hofschranzen merken so etwas sehr schnell. Sie machten Rupert das Leben zur Hölle, und ich tat nichts dagegen. Ich hätte ihn schützen k önnen, ich hätte ihm Ratschläge und Liebe geben können. Ich tat nichts dergleichen, weil ich wusste, dass ich möglicherweise eines Tages gezwungen sein würde, ihn in den Tod zu schicken, um den Thron für Harald zu sichern. Mir blieb keine Wahl. Ein Bruderkampf so bald nach dem Grenzkrieg mit dem
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